Exerzitien mit P. Pius

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Wundersame Begegnung

zum Evangelium am 4. Adventssonntag, Lesejahr C; Lk 1, 39 - 45

 

Evangelium

Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

39In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.

40Sie ging in das Haus des Zacharías und begrüßte Elisabet.

41Und es geschah: Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt

42und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.

43Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

44Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.

45Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

 

 

 

Es dürfte selten sein – wenn nicht sogar einmalig, dass in einem Sonntagsevangelium kein Mann zu Wort kommt, sondern nur Frauen. Heute ist es so. Maria und Elisabeth begegnen sich. Beide sind schwanger. Beide erwarten ihr erstes Kind. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. Doch bei genauerem Hinsehen sind die Umstände schon außergewöhnlich. Denn eigentlich dürfte keine der beiden schwanger sein. Elisabeth ist wider alle Erwartung trotz ihres Alters und obwohl sie als unfruchtbar galt – schwanger geworden. Maria hat die Nachricht von ihrer Schwangerschaft erst vor kurzem bekommen. Sie ist noch sehr jung und noch nicht einmal richtig verheiratet. Und Josef, ihr Verlobter ist weder der leibliche Vater des ungeborenen Kindes noch weiß er schon etwas. Ob das gut gehen kann?

 

Aber da ist noch mehr. Das allerdings sieht man nicht von außen. Das sieht man nur mit dem inneren Auge, dem Auge des Glaubens. – Darum ist es auch das Kind in Elisabeths Bauch, das als erstes hellsichtig ist und strampelt und seine Mutter aufmerksam macht.

Von ihrem Kind „angestoßen“ sieht auch Elisabeth tiefer, sieht ganz klar, was da gerade passiert. Vor ihr steht Maria. Aber noch ein Anderer steht vor ihr. Etwas anderes steht ihr und der ganzen Welt bevor, ist zum Greifen nahe: Der Messias, der Retter Israels, ist da – als heranwachsendes Kind in Marias Bauch. Er wird zur Welt kommen. Die Zeit, in der Gott alles zum Guten wenden wird, hat begonnen.

Elisabeth ist – nach Maria – die Erste, die es erfährt und die es mit großer Freude, mit Jubel und Dankbarkeit bezeugt. „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt“, fragt sie. Und spricht dann eine Seligpreisung: „Selig ist die, die geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ.“

Maria ihrerseits gibt spontan Antwort. Ihr Herz ist voll Freude, voll Freude über Gott. Maria ruft ihre Freude hinaus. Sie jubelt und singt. Sie singt ein Lied. Sie bezeugt Gott als Retter. Sie preist seine Größe und Macht. Sie preist seine Treue und sein Erbarmen.

 

Es ist schade, dass das Magnifikat der Gottesmutter nicht mehr Teil des heutigen Evangeliums ist. Eigentlich gehört er dazu. – Aber wir beten oder singen das Magnifikat ja jeden Abend in der Vesper. Es hat Eingang gefunden in das Abendlob der Kirche und bildet dort den Höhepunkt.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

In der Bibel gibt es viele Begegnungsgeschichten. Eine der schönsten und faszinierendsten ist diese Begegnung zwischen Maria und Elisabeth. – Aber nicht nur Maria begegnet Elisabeth, nicht nur zwei Frauen, die guter Hoffnung sind, begegnen sich, auch die Kinder begegnen sich: Johannes begegnet Jesus, der Vorläufer dem kommenden Messias, der Erlöser seinem Wegbereiter.

Eine bewegende Geschichte, ein aufregender Besuch, eine Begegnung voll Seligkeit und Freude.

 

In wenigen Tagen, an Weihnachten, sucht Gott die Begegnung mit jedem von uns. Gott will ankommen auch bei uns, bei Ihnen und bei mir. Er will auch in uns Mensch werden.

Die Frage ist: Ob wir mit dem geschmückten Christbaum und dem bereiten Gabentisch auch ein bereites Herz haben?

 

Jetzt aber, in dieser Stunde begegnet Jesus uns unter den Gestalten von Brot und Wein. Er kommt zu uns im Mahl der Liebe. Er schenkt sich uns in heiliger Kommunion. Da passt es, zu beten oder zu singen: „Ach, zieh mit deiner Gnade ein!“ Und: „Wohne in mir, mache mich eins nun mit dir, der mich zum Leben erkoren!“

 

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