Exerzitien mit P. Pius

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Noch einmal sage ich: Freut euch!

zur Zweiten Lesung am 3. Adventssonntag, Lesejahr C; Phil 4, 4 - 7

 

Zweite Lesung

Der Herr ist nahe

Lesung

aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philíppi

Schwestern und Brüder!

4Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!

5Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.

6Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!

7Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.

 

 

„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“

Gleich zweimal begegnet uns diese Aufforderung des Apostels Paulus am dritten Adventssonntag: im Eröffnungsvers der heiligen Messe und in der Lesung aus dem Brief an die Gemeinde in Philippi.

 

Keine Frage: Ein Leben ganz ohne Freude ist nur schwer zu ertragen. Die Frage ist jedoch: Kann man Freude befehlen, wie es Paulus hier tut? Und noch grundsätzlicher stellt sich die Frage: Haben wir überhaupt Grund zur Freude?

 

Wenn wir in unsere Welt und Zeit blicken, dann scheint es eher, dass es viele Gründe zum Weinen gibt. Die große weltpolitische Lage, die Situation in manchen Ländern … Dazu Naturkatastrophen, Armut, Hunger … Auch bei uns ist nicht alles eitel Sonnenschein. Vieles gibt Anlass zu Sorgen und Angst. Dazu kommen die leidvollen Erfahrungen in unserem eigenen Leben, vielleicht drohende Arbeitslosigkeit, Krankheit, ein plötzlicher Todesfall, andere Schicksalsschläge.

 

Hat Paulus davor die Augen verschlossen? Ganz und gar nicht! Wir wissen, dass er die Aufforderung zur Freude nicht aus einer Hochstimmung heraus geschrieben hat, sondern aus einem elenden und langweiligen Gefängnis in Rom.

Der Apostel weiß um das Böse in der Welt. Er kennt die Trauer und die Klage der Menschen. Wieviel hat er selbst erlitten und mitgemacht! – Aber er kennt auch die Verheißung des Jesaja: „Der Herr hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist“ (Jes 61, 1). – Bei seinem Apell zur Freude geht es also nicht um die Heiterkeit sonniger Gemüter oder gar um organisierte und gekaufte Fröhlichkeit. Gemeint ist vielmehr die Freude, die in der göttlichen Zusage gründet: „Der Herr ist nahe.“ – Was immer euch Angst macht, denkt daran, dass euer Leben in einem umfassenden Sinn eingebunden ist in die Liebe Gottes.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wir sollten das Leid und die tiefe Not ganz ernst nehmen und uns hüten, zu schnell und billig mit tröstenden Worten anzukommen. Das hat auch Jesus nicht getan. Er ist nicht gekommen, um den Menschen billigen Trost zu geben. Es war ihm ernst mit der Verkündigung der Botschaft von Gott, die befreien soll, die Mut machen will und Hoffnung auf eine Zukunft eröffnen, eine Botschaft, die alle Ängste und Sorgen übersteigt, auch unseren eigenen Tod.

Jesus ermutigt uns, dass wir uns – so wie ein Kind sich in Vertrauen und Liebe in die Arme seines Vaters bzw. seiner Mutter flüchtet und dort Geborgenheit und Verständnis findet – dass wir uns so Gott anvertrauen, dem Gott, der zu uns, zu jedem einzelnen, wie ein guter Vater und eine liebende Mutter ist

 

Wir kennen das Zeugnis vieler Christen, denen Leid und Not nicht erspart geblieben sind und die dennoch – inmitten mancherlei Prüfungen, denen sie ausgesetzt waren – die Erfahrung der stärkenden und bergenden Nähe Gottes gemacht haben.

 

Pater Alfred Delp SJ z. B. können wir es abnehmen, wenn er „im Angesicht des Todes“ schreibt: „Wenn wir allein sind, wenn wir zweifeln und keinen Sinn mehr sehen, so wissen wir doch, dass all dies nicht das Letzte ist, sondern dass wir gehalten sind von Gottes Güte und Liebe.“

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Es gibt gewiss Ereignisse in unserem Leben, vor denen wir hilflos stehen und es gibt Bedürfnisse, die nicht befriedigt werden. Aber es gibt nichts und niemanden, der uns von der Liebe Gottes trennen kann. Diese Liebe ist der wahre Grund aller Freude, zu der uns die Gebete und Texte dieses dritten Adventsonntages ermutigen und einladen.

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