Exerzitien mit P. Pius

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Engel des Herrn

(vgl. Lukas 1, 26 – 38, Evangelium vom 4. Adventssonntag - Lesejahr B)

 

Ich bete ihn gern den "Engel des Herrn". Mich berührt diese Botschaft: dass Gott Mensch wird, dass seine Liebe menschliche Gestalt annimmt. Mich berührt, dass Gott zu uns kommt, einer von uns wird, unser Bruder.

"Gottes Sehnsucht", sagt Augustinus, "ist der Mensch."

Gott kommt uns entgegen. Er sucht uns. Er ergreift die Initiative zu unserem Heil.

"Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft". Mit dieser Feststellung beginnt das Gebet.

Gott klopft bei Maria an. Er klopft auch bei mir und bei jedem von uns an. Vernehme ich sein Klopfen? Höre ich sein Wort? Bin ich ansprechbar?

"Und sie empfing vom Heiligen Geist". Bin ich offen wie Maria? Bin ich empfänglich wie sie es war, empfangsbereit?

Sein Wort will Antwort. Ich kann mich verschließen. Ich kann mich weigern. Ich kann "Nein" sagen. Gott zwingt sich nicht auf.

"Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort." – Maria gibt Antwort. Ihre Antwort ist ein klares "Ja". Sie willigt ein. Sie lässt sich ein. Sie stellt sich Gott ganz zur Verfügung, obwohl sie im ersten Moment erschrickt, obwohl sie Fragen hat, obwohl sie nicht weiß, wie das, was Gott mit ihr vor hat, geschehen soll. Maria sperrt sich nicht. Sie will mittun, mitwirken. Sie ist bereit, Gottes Werkzeug zu sein.

Aber die Zukunft liegt für sie im Dunkeln. Sie weiß nichts von der beschwerlichen Herbergssuche, von der Geburt im Stall, vom Kindermord des Herodes, von der Flucht nach Ägypten, vom angstvollen Suchen nach dem Zwölfjährigen bei der Wallfahrt nach Jerusalem.

Von keinem Menschen ist jemals mehr Glauben gefordert worden wie von Maria.

In der Stunde der Verkündigung unterschreibt Maria gleichsam einen Blankoscheck. Sie geht ein Wagnis ein. Sie weiß nicht, wie sich alles entwickelt, wie es ausgeht und in wie viele Dunkelheiten und Prüfungen sie geraten wird.

In einer Wallfahrtskirche wird Maria verehrt als "Hohe Frau vom Wagnis". – Mich spricht das sehr an. Ihr Glauben und Vertrauen bedeutet mir sehr viel. Da ist sie ein ganz großes Vorbild.

Nichts anderes, liebe Schwestern und Brüder, erwartet Gott von uns allen, als dass wir offen sind für sein Wort, dass wir ihm Vertrauen schenken, dass wir "Ja" sagen zu seinen Plänen und Absichten und – wie Maria – glaubend und hoffend unseren Weg gehen, auch wenn Sorgen und Probleme, Dunkelheit und Angst über uns kommen.

"Gott ist mit Dir", sagt der Engel zu Maria und "Fürchte dich nicht!" Das ist auch uns gesagt: "Gott ist mir dir". Lass dich von ihm an der Hand nehmen. Überlass dich seiner Führung. Lass dich von ihm leiten.

"Fürchte dich nicht!" Hab keine Angst! Hab Mut! Glaube, vertraue!

"Mir geschehe nach deinem Wort!" – Ob wir nicht wieder zurückfinden müssen zu diesem " Mir geschehe ...", zum Loslassen, zum Überlassen. Wie schwer fällt das uns. Wir wollen in den Griff kriegen, wir wollen alles unter Kontrolle behalten. Wir wollen uns absichern. – Wir müssen die Fähigkeit wieder lernen, loszulassen, geschehen zu lassen, Gott wirken zu lassen und uns – wie Maria – von seinem Wort und Geist ergreifen zu lassen.

"Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." – Ist diesem Satz nicht die Ergriffenheit noch anzuhören, die den Evangelisten erfasst hat und mit ihm die ersten Christen angesichts der Menschwerdung Gottes?

Auch Maria kann es nicht fassen. Sie soll Mutter des Erlösers sein, sie, dieses unbedeutende Mädchen aus einem unbekannten Nest im letzten Winkel der Erde? Eine unglaubliche Botschaft! In einem Marienlied heißt es. "Du Gottes heiliges Zelt, in deinem Schoß barg sich der Herr der Welt ..." Im Lateinischen steht für Zelt "tabernaculum". Maria: Tabernakel Gottes, Wohnung des Allerhöchsten. – Franziskus grüßt Maria in einem Gebet: "Sei gegrüßt du sein Palast, sei gegrüßt du sein Gezelt, sei gegrüßt du seine Wohnung!"

Was Maria war, das können und dürfen auch wir sein. Gott will Wohnung und Bleibe finden auch in uns! Er möchte einen Platz in unserem Herzen finden. Gottes Liebe will in uns Gestalt annehmen. – Angelus Silesius sagt in seinem Cherubinischen Wandersmann: "Wäre Christus tausend mal in Bethlehem und nicht in dir, du wärst doch ewiglich verloren."

Nach den drei Sätzen aus dem Evangelium und jeweils einem "Gegrüßet seist du Maria" folgt eine Bitte an Maria: "Bitte für uns hl. Gottesmutter, das wir würdig werden der Verheißungen Christi."

Wir können uns selbst nicht würdig machen. Gott tut es. Er reinigt uns und heiligt uns. Er richtet uns auf und schafft uns neu.

Trotz aller Armut, trotz allem Versagen, trotz aller Sündhaftigkeit macht er uns seiner uns seiner Verheißungen würdig, wenn wir uns seiner Gnade nicht verschließen.

Und so endet denn auch der "Engel des Herrn" mit der Oration, an deren Anfang die Bitte steht: "Gieße deine Gnade in unsere Herzen ein!"

"Gnade" bedeutet Heil und Segen, Licht und Leben, Erbarmen und Frieden. Wieder etwas, was nicht von uns zu machen ist, was wir uns letztlich nicht verdienen können, was wir aber von ihm ersehnen und erbitten können und das er uns schenken kann und schenken will. – Maria erfährt diese Gnade, wo der Engel sagt: "Bei Gott ist nichts unmöglich!"

"Gieße deine Gnade ..." Es ist wie ein Quell, der sich ergießt, erfrischt und belebt, erquickt und stärkt.

Es ist Gott selbst, sein Geist, der sich einsenkt in die Sinne, ins Gemüt, ins Herz, in die Mitte des Menschen, wo immer jemand es zulässt, sich erfassen und ergreifen, durchdringen und erfüllen lässt.

Ganz zum Schluss werden im "Engel des Herrn" die Grundpfeiler unseres Glaubens angesprochen.

Zuerst noch einmal die Menschwerdung: "Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung deines Sohnes erkannt." Dann aber auch Tod und Auferstehung: "Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung."

Das Gebet ist ganz realistisch. Es verschweigt nicht Leiden und Kreuz. Sie gehören - wie bei Maria und Jesus - zum Leben dazu. Es gibt kein Leben ohne Verwundungen, ohne Einschränkungen, ohne Hartes und Schweres. Das Ziel ist aber die Herrlichkeit der Auferstehung.

"Führe uns ...!" Es ist die Bitte an Gott, dass seine Hand uns hält und durch alle Angst und Not hindurchführt zur Herrlichkeit der Auferstehung, zum Ziel all unserer Wege, zum Leben in der Vollendung, Leben in seinem Licht, in seinem Glück, in seiner Geborgenheit, in der seligen Heimat bei ihm, Leben in seinem Leben.

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