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Osterbrief 2020
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Liebe Besucher meiner Internetseite!
Wissen Sie, worauf ich mich an Ostern immer wieder ganz arg freue? Auf die Feier der Osternacht! Leider können und dürfen wir sie in diesem Jahr – aus aktuellem Anlass, da ein lebensbedrohender Virus die halbe Welt lahm legt – nicht öffentlich begehen. Das ist sehr bedauerlich und drückt natürlich die Stimmung.
Trotzdem, auch wenn wir Kapuziner von Zell am Harmersbach nur unter uns die Liturgie feiern können – stiller, einfacher und wohl auch nachdenklicher als sonst – freue ich mich auf das Osterfeuer, die geschmückte Osterkerze und auf das Osterhalleluja, das in dieser Nacht – nach der langen Fastenzeit – wieder zum ersten Mal erklingt.
Wissen Sie aber auch, worauf ich mich in der Feier der Osternacht alljährlich am meisten freue? Auf das „Exultet“, das feierlich gesungene Osterlob in der dunklen – nur vom Kerzenlicht erleuchteten – Kirche.
Und ich muss sagen: Ich singe und höre es für mein Leben gern, dieses österliche Siegeslied. Es kommt zwar nicht mit Pauken und Trompeten daher. Es ist auch nicht mit dem gewaltigen und überschwänglichen Halleluja von Händel zu vergleichen. Es steigt vielmehr auf aus Tiefen von Trauer und Tod und ist doch ein Lied der Freude, ein Lied göttlichen Erbarmens, ein Lied, welches das Licht und das Leben, die Gnade Gottes, sein überreiches Erbarmen und seine große, unfassbare Liebe besingt.
Mit ungeduldiger Spannung erwarte ich jedes Jahr im Exultet auf zwei Worte: „felix culpa“ – „glückliche Schuld“. Da klingt etwas an und leuchtet etwas auf, das mir durch Mark und Bein geht. Ja, da krieg ich jedes Mal Gänsehaut. „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“
Welch ein Wagnis der Kirche, die Schuld glücklich, selig zu preisen, die man doch – wie den Teufel – meiden und hassen und lassen sollte! Allerdings nicht die Schuld an sich ist glückselig, wohl aber die durch Gott aufgehobene und verwandelte Schuld. Denn es gibt keine Schuld, die Gott nicht vergeben könnte. Und hätte sich jemand noch so weit entfernt, bei Gott gibt es immer einen Weg zurück. Bei ihm ist die Tür immer offen. Seine Liebe ist größer als alle Schuld. Am Ende des Lebens, ganz am Ende – so unsere christliche Hoffnung, so meine Hoffnung und meine Sehnsucht – steht ein barmherziger Gott: mit offenen Armen, Arme, die willkommen heißen, uns liebevoll umfangen und in Gnaden und mit Freuden aufnehmen, uns heimholen in SEIN Licht und in SEINEN Frieden.
Sehen Sie: Ostern ist mehr als ein harmloses Frühlingsfest oder ein lustiges Ostereier-Suchen. Vielleicht kommt uns das gerade in diesem Jahr zum Bewusstsein, wo wir das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu mal so ganz anders feiern und erleben, ein Stück weit tragisch, aber auch einzigartig. Niemand hat das jemals so erlebt. Und gebe Gott, dass wir es nicht noch einmal erleben müssen. Vielleicht führt uns das – in vielerlei Hinsicht „andere Ostern 2020“ – aber auch wieder hin zum Kern, zum Wesentlichen, zum wahren Ursprung und Sinn des Osterfestes.
O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat. O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden.“
Von Herzen wünsche ich Ihnen und allen, die zu ihnen gehören, ein frohes Osterfest! Gesundheit, viel Kraft, frohen Mut und Gottes Schutz und Segen!
Ihr Pater Pius Kirchgessner, Kapuziner
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