Der 1. Januar ist der Weltfriedenstag.
Gibt es einen schöneren Start in ein neues Jahr als mit dem Wunsch und
der Aussicht auf Frieden? Innen und außen.
Nach außen haben wir in der
Bundesrepublik schon eine außergewöhnlich lange Zeit Frieden.
Deutschland und Frankreich, zwei ehemalige Erzfeinde, die in einhundert
Jahren dreimal Krieg gegeneinander geführt hatten, leben friedlich
miteinander. Dieser Frieden nach außen wird auch durch Verträge
gesichert.
Am 01. Januar 1958 treten die Römischen
Verträge zur Gründung der Europäischen Gemeinschaften in Kraft. Das
friedliche Miteinander bedarf der Absprachen und fairen Abmachungen. Es
gibt aber auch Abkommen und Verträge, bei denen man fragen kann, ob sie
langfristig dem Frieden dienen. Am 01. Januar 1995 tritt das Allgemeine
Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) in Kraft. Es regelt
den grenzüberschreitenden Handel mit Dienstleistungen und zielt auf
fortschreitenden Handel mit Dienstleistungen und zielt auf
fortschreitende Liberalisierung aller Handelsaktionen. Dieses Abkommen
steht in der Kritik, dass es den schwächeren Ländern Regeln aufzwingt,
bei denen sie im Nachteil sind. Dies wird auf mittlere und längere Frist
zu Un-Frieden führen.
In der letzten Zeit war ich viel mit
Menschen in Kontakt, die in vielen Bereichen komplett anderer Meinung
waren als ich. Zur Bundestagswahl, zu Corona, zur Impfkampagne, zum
Kohleausstieg oder zum synodalen Prozess. Es war nicht einfach, aber
letztlich doch schön zu erleben, dass wir unsere eigene Meinung
begründen konnten, aber auch die Gründe des anderen nachvollziehen und
stehen lassen konnten. Wir müssen nicht zu einer einheitlichen Meinung
kommen, es genügt, wenn der oder die andere signalisiert, dass sie auch
die gegenteilige Meinung wertschätzt. Es war eine echte Erfahrung von
Bereicherung und Vielfalt. Es ist gut, dass wir so unterschiedlich sind
und uns wertschätzen können. So könnte es auch mit dem Frieden sein.
Verschiedenheit in Verbundenheit erfahren.
Vielleicht gilt dies auch für den inneren
Frieden. Da haben wir doch oft unterschiedliche und miteinander in
Konflikt stehende Bedürfnisse. Wir wollen unsere Ruhe haben und wir
wollen etwas erreichen. Wir wollen genießen und abnehmen. Wir wollen
heftig widersprechen und gleichzeitig die Harmonie nicht zerstören.
Unsere inneren Stimmen können verschieden und widersprüchlich sein,
dennoch gehören sie alle zu uns. Wenn wir bestimmte Anteile verurteilen,
z. B. dass wir manchmal „faul“ sind, dass wir gerne essen, trinken,
genießen, …, werden wir keinen Frieden finden. Solange wir eigene
Anteile unterdrücken oder nicht wahrhaben wollen, klingen diese inneren
Stimmen gequält wie eine Kakophonie. Je mehr es uns aber gelingt, unsere
verschiedenen Anteile kennenzulernen und ihnen Platz zu geben, an dem
sie fruchtbar wirken können, umso mehr erklingen sie als Symphonie mit
Spannung und Harmonie. Und dieser innere Frieden wird auch nach außen in
die Welt hinaus klingen.
Klaus Metzger-Beck
in: Die Botschaft heute – 11/2021 |