geistliche Impulse

www.pius-kirchgessner.de

 

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Die Taufe                

 

Sie:      Übrigens war meine Mutter vorhin da, schöne Grüße!

Er         (nach einer Pause): Und, was hat sie gewollt?

Sie:      Na ja, das Baby anschauen. Du weißt ja, wie sie an dem Kind hängt- Sie hat ihm wieder alles Mögliche mitgebracht.

Er         Ja, die Oma! Na ja, wenn´s ihr Spaß macht!

Sie:      Natürlich hat sie wieder gefragt, wann wir das Kind taufen lassen.

Er         Möchte wissen, was die das angeht! Das ist doch unsere Sache!

Sie:      Du weißt ja, wie sie ist. Sie meint´s nicht böse.

Er         Schon, aber das geht sie nichts an, da soll sie sich raushalten!

Sie:      (nach einer Pause): Ja – und was meinst du? Sollen wir´s nicht taufen lassen?

Er         Also mir ist das echt egal. So was musst Du entscheiden. Du musst das Kind ja schließlich erziehen. Ich kann mich nicht darum kümmern.

Sie:      Ich denke, das ist unsere Sache, unser Kind? Ich finde, so ganz kannst du dich da nicht raushalten.

Er         Sei doch nicht gleich sauer – ich sag doch: Mir ist es egal!

Sie:      Mir auch, das weißt du. Aber irgendwie müssen wir uns entscheiden.

Er         Mann, das hat doch noch Zeit. Das Kind ist ja erst vier Monate alt!

Sie:      Die Oma meint, es wäre höchste Zeit, zum Pfarrer zu gehen.

Er         Soll sie doch gehen, wenn sie unbedingt will!

Sie:      Du weißt genau, dass das nicht geht. So was müssen schon die Eltern übernehmen. (Pause)

Sie:      Eigentlich sind wir ja auch getauft. Genau wie unsere Eltern.

Er         Na, sag bloß, dass uns das noch was bedeutet: Kirche, Gott, ewiges Leben und all das!

Sie:      Aber geschadet hat es auch wieder nicht, oder? Ich finde es ganz gut, wenn ein Kindt an irgendetwas glaubt uns so … Vielleicht ist doch was dran, ich meine: Kind Gotte, Erbsünde oder wie das heißt.

Er         Nun hör aber auf!

             (Pause)

Sie:      Außerdem gucken sie dann in der Schule später nicht so doof. Stell dir vor, wenn ein Kind nach der Religion gefragt wird und es muss, sagen: Ich habe keine, ich bin nichts.

Er         Du hast ja recht. Schaden kann es nichts.

Sie:      Es hat sogar Vorteile: Denk mal an die Erstkommunion und die Firmung. Irgendwie sind das schöne Erlebnisse für ein Kind. Wenn ich an meinen Weißen Sonntag denke! Das wollen wir unserem Kind doch auch gönnen. Es wäre direkt lieblos, wenn wir ihm das vorenthalten würden. Außerdem hat die Kirche Kinderfeste und Jugendgruppen und Zeltlager zu bieten. Die machen da allerhand, hab´ ich gehört.

Er         Mein Gott, ich hab´ ja nicht dagegen, wirklich nicht. Außerdem, wenn es mal anders kommt, können wir´s ja immer noch abmelden.

Sie:      Also gut, ruf den Pfarrer an, mach einen Termin aus.

Er         Wieso ich? Das könntest du ebenso gut, aber schön, mach ich. – Aber welchen? Ich kenn´ ja keinen!

Sie:      Schau halt mal im Telefonbuch nach!

Er         (blättert): Sag mal, weißt du wie die Kirche da oben am Friedhof heißt? Ich glaube, die ist katholisch.

Sie:      Keine Ahnung, woher soll ich das wissen. Aber das müsste ja rauszukriegen sein …

 

Soweit das Gespräch. Es wird an dieser Stelle abgebrochen, schon weil im Fernsehen die Tagesschau beginnt. Aber es wird fortgesetzt. Und es wird, soviel darf ich verraten, einige Zeit später sogar zu einem Besuch im Pfarrhaus kommen. Dafür kenn ich die Oma viel zu gut.