Ein französischer Gelehrter durchstreift die Wüste und hat sich als
Führer einen Araber mitgenommen. Beim Sonnenaufgang rollt der Araber
seinen Teppich aus und betet.
„Was machst du da?“ fragte ihn der Franzose.
„Ich bete.“
„Zu wem?“
„Zu Allah.“
„Hast du ihn jemals gesehen, betastet, gefühlt?“
„Nein.“
„Dann bist Du ein Narr, an ihn zu glauben!“
Am nächsten Morgen, als der Gelehrte aus seinem Zelt kriecht, meint er
zu dem Araber:
„Hier ist heute Nacht ein Kamel gewesen.“
Da blitzte es in den Augen des Arabers auf: „Haben Sie es gesehen,
betastet, gefühlt?“
„Nein.“
„Dann sind sie aber ein sonderbarer Gelehrter.“
„Aber man sieht doch rings ums Zelt die Fußspuren!“
Da geht die Sonne auf in all ihrer Pracht. Der Araber weist in ihre
Richtung und sagt: „Da, sehen Sie – die Fußspuren Gottes.“
unbekannt
in „Aufbruch für die Seele“, @ 2021 - St. Benno Verlag
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