Ich
wähle eine Wegstrecke, die übersichtlich ist, keine Hindernisse hat.
1.
Ich überlasse mich dem Gehen.
„Ich lasse mich ... gehen“:
Zunächst nehme ich bewusst meine Füße wahr.
Gleichmäßig schreiten sie
den Weg entlang, tragen mich, halten mich im Gleichschritt, Schritt für
Schritt. – Meine Schultern sind entspannt, die Arme gelockert.
Wie schwerelos wird der
Bewegungsablauf, mühelos und leicht.
2.
Ich überlasse mich meinem Atem.
„Es atmet... in mir.“
Ich nehme das Aus- und Einatmen der Luft wahr:
wie der
Atem von selber geht und kommt; an den Nasenflügeln die Wärme und
Frische beim Hin- und Herschwingen meines Atems. Ich lasse den Atem tief
in meinen Bauch einfallen, in langen, ruhigen Zügen aus und ein.
3.
Ich lasse Gehen und Atem eins werden.
Wie von
selber gibt mein gleichmäßiger Schritt den Atemrhytmus an – und
beflügelt der Atem meinen Weg. Ich halte beide im Einklang: einige
Schritte ausatmen, einige Schritt Stille (den Atem ruhen lassen) und
einige Schritte lang den Atem wieder kommen lassen. Ich nehme das eine
Zeitlang bewusst wahr.
Ich
spüre, wie ich immer gesammelter werde, ruhiger, gelassener.
4.
Ich verbinde mein Atmen und Gehen mit einem Wort.
Ich merke: Nach
einiger Zeit löst sich meine Aufmerksamkeit vom bewussten Gehen und
Atmen wieder. Jetzt ist der Augenblick da für ein Wort, das mich
anspricht.
Ich wähle einen
geeigneten Satz (z. B. ein Psalmwort, ein Wort aus dem Evangelium, einen
Liedvers oder den Namen „Jesus Christus“, eventuell mit dem
Zusatz „erbarme dich meiner“.
Ich
versuche dieses Wort in der Tiefe meines Bewusstsein schwingen zu
lassen.
Ich
spüre, wie es sich von selbst mit meinem Atemschritt verbindet. Ich
spüre, wie der Sinn dieses Wortes mir eine mächtige Begleitung unterwegs
ist. Ein solcher Satz kann das Motto meines Weges sein.
„Schweigen möchte ich, Herr, und auf dich warten.
Schweigen möchte ich, damit ich verstehe,
was in
deiner Welt geschieht.
Schweigen möchte ich, damit ich den Dingen nahe bin
und
deinen Geschöpfen und ihre Stimme höre.
Ich
möchte schweigen,
damit
ich unter den vielen Stimmen die deine erkenne.
Ich
möchte schweigen und darüber staunen,
dass du ein Wort für mich hast.“
nach Jörg Zink |