geistliche Impulse

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von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Winterruhe und Erwartung

 

Der Winter ist eine besondere Zeit der Stille und Besinnung. Die Natur hat sich zurückgezogen, die Tage sind kurz und die Nächte lang. Es ist eine Zeit, in der wir uns nach innen wenden können, um über unser Leben und unsere Beziehung zu Gott nachzudenken.

 

Winterruhe:

In der Ruhe des Winters können wir die Hektik des Alltags hinter uns lassen und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Die schneebedeckten Landschaften und die klare, kalte Luft laden uns ein, in uns zu gehen und die Stille zu genießen. In dieser Stille können wir Gottes Gegenwart auf besondere Weise erfahren. Der Psalmist sagt: "Sei still und erkenne, dass ich Gott bin" (Psalm 46, 10). Diese Aufforderung zur Stille erinnert uns daran, dass wir in der Ruhe und im Gebet Kraft und Orientierung finden können.

 

Erwartung:

Der Winter ist auch eine Zeit des Wartens. Wir warten auf das Licht und die Wärme des Frühlings, auf die Auferstehung der Natur. Diese Zeit des Wartens kann uns daran erinnern, dass auch wir auf die Erfüllung der Verheißungen Gottes warten. Der Advent, die Vorbereitungszeit auf Weihnachten, ist eine Zeit der Erwartung und der Hoffnung. Wir erwarten die Geburt Jesu, des Lichts der Welt, der in unsere Dunkelheit kommt. In Jesaja 9, 1 heißt es: "Das Volk, das in der Finsternis wandelt, sieht ein großes Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnen, strahlt ein Licht auf."

 

Erneuerung:

Der Winter kann auch eine Zeit der Erneuerung sein. Wie die Natur eine Phase der Ruhe und Erholung durchmacht, können auch wir diese Zeit nutzen, um unsere geistliche Kraft zu erneuern. Die winterliche Stille gibt uns die Gelegenheit, unsere Beziehung zu Gott zu vertiefen und neue spirituelle Kraft zu schöpfen. In Römer 12, 2 ermahnt uns Paulus: "Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene."

 

Gemeinschaft:

Auch in der Gemeinschaft finden wir im Winter besondere Gelegenheiten zur Besinnung und zum Gebet. Gemeinsame Andachten, Gottesdienste und Gebetsstunden können uns helfen, unsere Beziehung zu Gott und zueinander zu stärken. In der Gemeinschaft können wir einander ermutigen und unterstützen, die Herausforderungen des Lebens zu meistern und in der Liebe Gottes zu wachsen. In Hebräer 10, 24 - 25 heißt es: "Und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsere Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht."

 

Möge die Winterzeit für dich eine Zeit der Ruhe, der Erwartung, der Erneuerung und der Gemeinschaft sein. Möge sie dir helfen, Gottes Gegenwart auf besondere Weise zu erfahren und deine Beziehung zu ihm zu vertiefen.

 

Quelle: Richard Rohr, „Radikal anders: Ein Benediktiner auf der Suche nach dem verlorenen Licht“