Das Bild zeigt einen
Fischfang.
Das Boot scheint zur
Hälfte nicht mehr Boot, sondern nur noch Netz zu
sein.
Das Netz ist
angefüllt mit Fischen.
Drei Männer im Boot
sind dabei, das Netz einzuholen,
es aus dem Wasser
über die Planken ins Boot zu ziehen.
Sie strengen sich an.
Sie legen sich mächtig ins Zeug.
Sie
packen kräftig zu. Sie bieten all ihre Kräfte auf,
um den Reichtum des Fanges einzubringen.
Ihre Arme sind wir
Glieder einer Kette.
Jeder fasst an einer
anderen Stelle an.
Man meint förmlich
das „Hau-Ruck“ zu hören,
den Rhythmus ihrer
Anstrengung wahrzunehmen.
Sie schauen nicht
nach hinten. Sie wenden sich nicht um.
Sie sind ganz
vertieft in ihre Arbeit, langen zu mit ihren Armen
und Fäusten.
EINER zieht mit. Am
gleichen Strang. In der gleichen Richtung.
Zwei Riesenarme und
zwei große Fäuste ziehen an den Enden des Netzes und
umspannen die Männer.
ER umgreift und
umfängt sie.
Beinahe werden Hände
und Planken (auf dem Bild) eins.
Es ist fast als wäre
ER das Boot, das sie trägt.
ER zieht sie, das
Boot und die Fische.
Aber ER tut es
unsichtbar. ER ist verborgen in ihrem Rücken.
Sie sehen IHN nicht.
ER ist unentdeckt – und wirkt doch!
ER steht hinter
ihnen. Oder über ihnen?
SEINE Gestalt ist zum
Ziehen nach vorne gebeugt, gebückt,
doch groß und
mächtig.
Die Fischer geben ihr
Bestes. Sie verausgaben sich ganz.
Ob sie wissen, dass
da EINER „mit ihnen“ ist?
Werden sie stolz sein
auf ihre Leistung?
Werden sie den
reichen Fischfang sich selbst zu schreiben?
Werden sie meinen, es
sei ihr Verdinest, sie hätten das geschafft?
Oder werden sie IHM
danken, auch wenn ER verborgen bleibt?
Gewiss: SEINE Nähe
ersetzt nicht ihr Tun.
Doch durch SEINE Nähe
wird alles anders.
Was vorher unmöglich
war, wird jetzt möglich.
Nichtsdestotrotz
haben sie ihre Kraft einzusetzen, haben ihren Teil
beizutragen. Sie können die Hände nicht in den Schoß
legen.
Was sie erreichen,
ist aber nicht nur Ergebnis ihres Tuns,
ihres Mühens, ihres Einsatzes.
Wer ist der
unsichtbare und unbekannte Helfer?
Man sieht kein
Gesicht. Jedenfalls ist es nicht erkennbar.
Es ist zwar hell und
licht, aber nicht ausgemalt.
Die ganze Gestalt ist
nicht „ausgezeichnet“ – und hilft doch.
Man spürt die Mühe
und die Anstrengung.
Man spürt den Einsatz
und die Kraft.
ER – der hinter ihnen
steht,
ER – der ganz andere,
ist die alles
beherrschende Gestalt.
ER ist eingestiegen
in die Mühsal der Männer,
zieht mit ihnen, müht
sich mit ihnen und um sie.
Ohne IHN im Rücken
wäre ihre Arbeit bloße Last,
wäre lediglich Fron,
wäre oft sinnlos.
Wo hört das Boot auf?
Wo fängt das
ausgeworfene Schleppnetz an?
Der Künstler lässt es
offen.
Fülle ist angedeutet,
Überfülle,
geheimnisvoll,
unerwarteter Erfolg.
Ob die Fischer
angesichts des Endergebnisses nicht erstaunt sind,
überrascht, vielleicht auch beschämt, wenn sie ahnen
oder ihnen aufgeht, woher der überwältigende
Reichtum, die Fülle und der Erfolg kommen, wenn
ihnen bewusst wird, wer eigentlich hinter dem Ganzen
steckt?
Sind die Ziehenden
nicht selbst die Gezogenen?
ER nimmt sie mit in
SEINE Sendung.
ER bezieht sie ein in
SEINEN Dienst.
„Werft die Netze
aus!“
ER macht sie zu
Menschenfischern.
Das Netz wird nie
groß genug sein.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Wenn etwas gelingt,
was wir durch eigene Kraft und durch Einsatz all
unserer Mittel und Möglichkeiten nicht schaffen
können, wenn sich in unserem Leben etwas ereignet,
was wir nur glücklich bejahen, aber nicht erklären
und uns nicht allein zuschreiben können, dann
gebrauchen wir mitunter das Wort „Gnade“ und
sprechen von einer gnadenhaften Erfahrung.
Gnade drückt das
Glück des Beschenktseins aus und das Vertrauen auf
eine tiefgehende Geborgenheit. Eine solche Erfahrung
ist für die Jünger der reiche Fischfang.
(Vgl. Lk 5, 1 - 11 und Joh 21, 1 - 15)
|