Auf dem Bild von Dorothea Steigerwald ist ein Kind
zu sehen, das sich an eine Hand anlehnt, sich an
diese Hand schmiegt, ja mit dem Kopf fast sich in
die Hand hineinlegt. Der Kopf liegt auf der
Handinnenfläche. Die Augen des
Kindes
sind geschlossen. Es vertraut sich vorbehaltlos
dieser Hand an.
Die Hand ist offen, leicht gewölbt, die gekrümmten
Finger bilden ein schützendes Dach. Ich sehe in
dieser Hand ein Sinnbild für Geborgenheit.
Suchen und brauchen wir nicht alle, egal wie alt wir
sind, eine solche Hand, die uns birgt, die uns Halt
und Sicherheit gibt und in der wir uns wohlfühlen,
eine Hand, zu der wir flüchten können in Elend und
Not, eine Hand, in der wir Wärme, Schutz und
Geborgenheit finden, wenn es uns den Boden unter den
Füßen wegzieht, wenn wir uns ängstigen, wenn wir uns
mutlos oder traurig fühlen?
Eine solche Hand kann die eines lieben Menschen
sein, der mir nahesteht, ein liebes Wort von
jemandem, der es gut mit mir meint, ein herzlicher
Händedruck, eine wortlose Umarmung, ein festes
Drücken, das mir zeigt: ich bin nicht allein. Da
fühlt jemand mit mir, da steht jemand zu mir.
Allerdings, uns Erwachsenen fällt es oft schwer, uns
selbst und gerade auch anderen einzugestehen, dass
wir schwach sind, dass Sorgen uns quälen, dass wir
Angst haben oder uns schutzbedürftig fühlen. Es
fällt uns schwer, zuzugeben, dass wir in den „Wenns“
und „Warums“ jemanden brauchen, an den wir uns
anlehnen können und der uns Halt gibt.
Die Hand auf diesem Bild drückt für mich auch etwas
von Gott aus. Für mich ist Gott wie eine solche
Hand, die sich immer wieder entgegenstreckt. – Keine
Hand die klammert, gefangen nimmt oder einen zu
erdrücken droht, vielmehr eine Hand, die
entgegenkommt, offen ist und frei lässt. Eine Hand,
die Schutz gibt und Geborgenheit schenkt. Eine Hand,
in der ich die Augen schließen kann, weil ich mich
liebevoll aufgenommen fühle, ganz und gar angenommen
und bedingungslos bejaht. Eine geöffnete, bergende
Hand, in der der Mund stumm wird, weil alle Fragen
beantwortet und alle Zweifel beruhigt sind.
Die schützende Hand ist auch ein Bild für die Worte
des Propheten Jesaja, (die wir in der Lesung gehört
haben):
„So spricht der Herr, der dich geschaffen und
geformt hat:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst.
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, die gehörst
mir.“
(Jes 43, 1)
Gott kennt jeden einzelnen von uns mit Namen. Er
kennt uns ganz persönlich. Und wen er mit Namen
kennt, den vergisst er nicht, dem sagt er zu und
verspricht ihm, dass er immer an seiner Seite bleibt
und ihm beisteht, egal, was passiert: „Wenn du
durchs Wasser schreitest bin ich bei dir, wenn durch
Ströme, dann reißen sie dich nicht fort.“ (Jes
43, 2).
Edith Stein betet:
Ohne Vorbehalt und ohne Sorge
leg ich meinen Tag in deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen,
sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
bin in deinem Mosaik ein Stein,
wirst mich an die rechte Stelle legen,
deinen Händen bette ich mich ein.
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