geistliche Impulse

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Vortrag

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Heilige Rita (22. Mai)

 

Kleine Lebensbeschreibung der Heiligen Rita

 

Wahrscheinlich um 1367 wurde Rita in Roccaporena geboren, einem kleinen Dorf im umbrischen Bergland in Italien, etwa 150 km nordöstlich von Rom. Rita´s Eltern, Amata und Antonio Lottius, waren als „Friedensstifter“ und wegen ihrer Mildtätigkeit an den Armen geachtet. Ihr einziges Kind ließen sie auf den Namen Margerita taufen, von dem der Kurzname Rita blieb.

Zwei Legenden wollen die Bedeutung dieses Kindes hervorheben: Eine Einsiedlerin hatte die Vision von einer besonderen Perle, die in Roccaporena aufstrahle.

Zahme weiße Bienen seien im Mund des Säuglings Rita ein- und ausgeflogen.

Mitten in Roccaporena liegt der Scoglio, ein spitzer Berg, auf den Rita oft zum Gebet stieg. Dort reifte wohl auch ihr Entschluss, in das Kloster der Augustinerinnen in Cascia einzutreten. Die Eltern jedoch wünschten die Heirat der Tochter, was in der entlegenen umbrischen Bergregion eine Alterssicherung bedeutete. Rita holte sich Rat in der Einsiedelei Santa Croce im Nußtal, dem heutigen Santa Maria della Stella. Als Fernando Mancini um ihre Hand anhielt, willigte sie ein und heiratete ihn. Über die Ehe mit Fernando weiß man nicht viel. Wahrscheinlich war Fernando ein erfolgreicher Soldat. Die Überlieferung beschreibt ihn als jähzornig, jedoch auch bereit zur Veränderung. Er gehörte der Partei der Ghibellinen an, die damals im Streit mit den Guelfen lag. Fernando und Rita hatten zwei Söhne, Giovanni und Paola Maria.

Eines Tages begab sich Fernando aus Freundschaft zu seinem früheren Hauptmann wieder in Parteihändel. Dabei wurde er aus dem Hinterhalt ermordet. Die beiden Söhne sannen auf Rache, doch die Pest, die damals wütete, raffte sie dahin. Die Überlieferung sagt, Rita selbst habe darum gebetet, dass ihre Söhne nicht zu Mördern werden mögen.

Nach diesen leidvollen Lebenserfahrungen kam in Rita erneut der Wunsch auf, in das Kloster der Augustinerinnen in Cascia einzutreten. Sie wurde jedoch abgewiesen aus Angst, das Kloster könne in die parteilichen Verfeindungen und Streitigkeiten um ihren verstorbenen Ehemann verwickelt werden. Rita bemühte sich darum, öffentlich Frieden zu stiften zwischen der Familie der Mörder und der Familie ihres Mannes. Sie erwirkte eine Friedensurkunde, in der bescheinigt wurde, dass man in Zukunft in Frieden und gegenseitiger Achtung weiterleben will.

Die Legende erzählt, die drei Schutzheiligen der heiligen Rita, Augustinus, Johannes der Täufer und Nikolaus von Tolentino, hätten sie mehrmals wundersam durch die verschlossenen Türen ins Innere des Klosters geleitet.

Nun musste sich Rita in das Klosterleben eingewöhnen, was ihr sicher nicht immer leichtfiel. Die Legende erzählt, dass von Rita verlangt wurde, einen dürren Weinstock an der Klostermauer zu gießen, um Gehorsam zu üben. – Der Weinstock trieb wieder aus. Er ist ein Zeichen dafür, dass Rita dem Leben diente. Leben erwecken wurde Rita zur Aufgabe. Zusammen mit ihren Schwestern widmete sie sich den Kranken und ihren Familien in Cascia.

Ritas Liebe zum Gekreuzigten war so groß, dass sie durch die Dornenwunde in der Stirn gezeichnet wurde. 15 Jahre lang hatte sie diese Stirnwunde – ausgenommen die Zeit, in der sie im Kreis ihrer Schwestern nach Rom pilgerte.

Im Winter vor ihrem Tod, so erzählt die Legende, habe Rita um eine Rose aus dem Garten in Roccaporena gebeten und diese auch erhalten. Wahrscheinlich am 22. Mai 1447 starb Rita in ihrer Zelle im Kloster der Augustinerinnen. Schon bald nach ihrem Tod wurde sie verehrt. Trotz der frühen und verbreiteten Verehrung wurde sie erst am 2. Oktober 1627 selig- und am 24. Mai 1900 heiliggesprochen.

 

 

Auszüge aus einer Predigt von Johannes Paul II. am 20. Mai 2000

 

Rita von Cascia ist in der ganzen Welt für ihre heldenhafte christliche Existenz als Ehefrau, Mutter, Witwe und Ordensfrau bekannt. Tief in der Liebe zu Christus verwurzelt, fand Rita in ihrem unerschütterlichen Glauben die Kraft, um unter allen Umständen eine Frau des Friedens zu sein. …

Doch welche Botschaft überbringt uns diese Heilige? Es handelt sich um eine Botschaft, die sich aus ihrem Leben ergibt: Demut und Gehorsam stellen den Weg dar, auf dem Rita hinging zu einer immer vollkommeneren Angleichung an den Gekreuzigten. Das Stigma, das auf ihrer Stirn aufstrahlt, ist die Beglaubigung ihrer christlichen Reife. Mit Christus am Kreuz hat sie sich in gewisser Weise ihren Bildungsabschluss erworben in jener Liebe, die sie auf heroische Weise innerhalb der Mauern ihres Hauses und in der Teilnahme an den Ereignissen in ihrer Stadt kennengelernt und zum Ausdruck gebracht hat.

Indem sie der Spiritualität des heiligen Augustinus folgte, machte sie sich zu einer Anhängerin des Gekreuzigten und einer „Expertin im Leiden“ und lernte es, die Qualen des menschlichen Herzens zu verstehen. So wurde sie zur Anwältin der Armen und Verzweifelten, die für all jene, die sie in den unterschiedlichen Situationen um Fürsprache angerufen haben, unzählige Gnaden des Trostes und der Stärkung erwirkt hat. …

Die Heilige aus Cascia gehört zur großen Schar christlicher Frauen, die „sich prägend auf das Leben von Kirche und Gesellschaft ausgewirkt“ haben. Rita verdeutlichte den „weiblichen Genius“ gut und lebte ihn intensiv sowohl in ihrer leiblichen als auch geistlichen Mutterschaft. …

Liebe Schwestern und Brüder, die Verehrung der heiligen Rita findet weltweit ihr Symbol in der Rose. … Einem jeden von euch, liebe Verehrer und Pilger, überreiche Rita eine Rose: Setzt euch, indem ihr sie im Geiste entgegennehmt, dafür ein, als Zeugen jener Hoffnung zu leben, die nicht enttäuscht, und als Missionare des Lebens, das den Tod besiegt.

 

 

Erklärung der Rita-Rosen

 

Eine Legende über die heilige Rita erzählt, dass sie am Ende ihres Lebens eine Freundin bat, ihr eine Rose aus ihrem Garten in Roccaporena zu bringen. Und tatsächlich: Bona fand dort mitten im Winter eine Rose und brachte sie zu Rita.

Diese Legende ist der Ausgangspunkt des Brauches, am Fest der heiligen Rita Rosen zu segnen und zu verteilen.

Rosen haben duftende Blüten – und sie haben Dornen. So ist die Rose ein Zeichen für das menschliche Leben mit all seinen schönen und schweren Zeiten.

Diese „Lebensrose“ hat Rita so, wie sie war, aus Gottes Hand angenommen. In guten Zeiten und auf ihren dornigen Wegstrecken hat sie aus dem Glauben an Gott gelebt und die Hoffnung auf ihn nie aufgegeben.

So dürfen wir in unserer Alltagswirklichkeit Rita zurecht um ihre Fürsprache bitten, vor allem in den ausweglosen Situationen. Wir dürfen Kranken und Notleidenden das Zeichen der Rose schenken, Dabei geht es nicht in erster Linie darum, dass sich immer alles Leid zum Guten wendet. Wichtiger ist, dass wir durch Rita´s Beispiel und ihre Fürsprache den Glauben an Gott und die Hoffnung auf ihn nicht verlieren, was auch immer kommen mag. Daran sollen uns die gesegneten Rita-Rosen erinnern. Der Schlusskanon im Musical über die heilige Rita drückt es so aus:

Rosenzeichen: Zeitzeichen,

uns geschenkt für jeden Tag,

dass wir leben aus der Hoffnung,

was uns auch geschehen mag.

 

 

Erklärung des Rita-Öls

 

Es ist uns überliefert, dass Rita sich als Augustinerin der Kranken und ihrer Familien annahm.

Das gesegnete Rita-Öl kann uns daran erinnern.

Öl – Salbe – verwendet die Medizin zur Heilung. Uns kann das Rita-Öl Erinnerungszeichen daran sein, dass alles Heil von Gott ausgeht, dass letztlich er es ist, der uns an Leib und Seele heil und gesund machen kann. In dieser Haltung dürfen wir Rita um ihre Fürsprache bitten, wenn wir kranke Körperstellen mit dem Öl salben. Das eigentliche Wunder ist nicht immer die Heilung von einer akuten Krankheit, sondern die Gnade, dass wir im Leid nicht verzweifeln, am Glauben an Gott festhalten können und darin unsere Kraftquelle finden.