Bei diesem Namen denkt man an das Bild
eines Mannes, der ein Kind auf den Schultern trägt. Mit einem Stab in
der Hand durchschreitet er einen Fluss.
Er ist dargestellt auf Autoplaketten,
Schlüsselanhängern und Hauswänden. Sein Bild findet sich an Toren und
Türmen und in Kirchen.
Christophorus gilt als Patron der Pilger
und Reisenden, der Schiffer und Flößer. Am bekanntesten ist er als
Patron der Autofahrer.
Er gilt auch als einer der vierzehn
Nothelfer.
1. Christophorus
ist ein Mensch, der immer wieder aufbricht und sich auf die Suche macht.
Nur wer aufbricht und sich
auf den Weg macht, kann finden.
Es war Christophorus nicht genug, einfach
in den Tag hineinzuleben, zu tun, was alle tun und sich weiter keine
Gedanken zu machen. Er sucht nach einem tieferen Sinn und einem letzten
Ziel für sein Leben. Er trägt eine große Sehnsucht im Herzen, Sehnsucht
nach gelingendem, sinnerfülltem Leben. Christophorus lässt sich den Sinn
nicht vorsetzen oder vorsagen. Er sucht selbst.
Christophorus hat eine Vision vom Leben.
Es steht ihm ein Ideal vor Augen. Er will etwas Großes aus seinem Leben
machen.
Wenn er merkt, dass es noch mehr und größeres gibt, als das, was er
bisher gelebt hat, dann gibt er sich nicht zufrieden, sondern lässt
Altvertrautes, Bisheriges los und bricht erneut auf. Wenn er eine neue,
bessere Einsicht hat, ein größeres Ziel, dann gibt es für ihn kein
Zögern. Dann verabschiedet er sich. Er lässt das Geringere hinter sich
und sucht nach dem, was neu vor ihm als das Größere lockt. Christophorus strebt nach dem höchsten Gut.
Auch für uns ist wichtig, dass wir immer
wieder unserer Sehnsucht auf die Spur kommen, in Kontakt mit ihr bleiben
und unserer Sehnsucht Raum geben.
Geben wir uns – wie Christophorus – mit
dem Vordergründigen nicht zufrieden. Verlieren wir unsere Ideale nicht
aus dem Auge.
Lernen wir auch, uns zu verabschieden,
loszulassen, erneut aufzubrechen. Bleiben wir stets auf der Suche nach
dem Größeren! Für uns Christen bedeutet das: Bleiben wir Gottsucher!
Bleiben wir auf dem Weg zu ihm! Und ziehen wir ihm, dem höchsten Gut,
nichts vor!
2. Christophorus ist
ein Mensch mit einem langen Atem.
Er findet den höchsten Herrn nicht auf
Anhieb. Er kennt Sackgassen und Umwege. Es geht mit Versuch und Irrtum
von Station zu Station. Erst sind es irdische Fürsten und Könige. Dann
ist es sogar der Teufel, dem er guten Glaubens lange Zeit nachfolgt und
dient.
Es braucht Zeit, das Eigentliche bzw. den
Richtigen zu finden.
Es braucht Geduld und Ausdauer, ans Ziel
zu kommen.
Es braucht Warten-Können, bis die Dinge
wachsen, sich ergeben, sich fügen. Es braucht geistige Offenheit und
Beweglichkeit.
3. Christophorus ist
ein Mensch, der dem Größten dienen will.
Er
kann es am Anfang noch nicht genau benennen, was er sucht. Er nennt es:
„Dem Größten dienen.“
Er schweift nicht ziellos ins Blaue. Er,
der Riese, will auch nicht selbst den Großen spielen. Er hätte ja sagen
können: Ich bin der Größte. Größenwahn, Großmannssucht, Großspurigkeit
gibt es genug. Christophorus will nicht herrschen, sondern dienen. Es
geht ihm nicht darum, selber den Ton an zugeben, andere nach seiner
Pfeife tanzen zu lassen, am Drücker zu sein, oben zu sein, Macht zu
haben. Es geht ihm um Dienen, und zwar dem Größten!
Doch was ist das Größte? Was ist es wert,
das Leben mit all seinen Möglichkeiten dafür einzusetzen? Wofür lohnt es
sich, alle Kräfte aufzubringen und sich restlos zu engagieren?
Ist der letzte Sinn des Lebens die
Arbeit, Erfolg, Karriere, Reichtum? Oder Luxus, Wohlstand, Schönheit,
Fitness, Gesundheit?
So viele Menschen haben alles und spüren
doch eine Leere, fehlenden Sinn, fehlende Geborgenheit,
Orientierungslosigkeit.
Wir wissen: Lebensziele, die einmal sehr
wichtig waren: Führerschein, Auto, eigenes Haus, Familie, die können an
Bedeutung verlieren. Was ich als junger Mensch ersehnt und angestrebt
habe, erweist sich später vielleicht doch nicht als das Wahre.
Es gibt die Krise der Lebensmitte oder
die Krise beim Eintritt ins Rentenalter. War`s das? War das alles? Was
hat`s gebracht? Was habe ich erreicht? Wo steh ich mit all meiner
Anstrengung, mit meinem Eifer? Andere Werte tauchen auf, neue Ziele
kommen in Sicht. Neue Prioritäten müssen gesetzt werden.
In der Suche des Christophorus zeigt
sich, wie die selbst gesteckten Ziele und die selbst gesetzten
Sinngebungen nach einiger Zeit brüchig, fragwürdig, vorläufig werden.
Dann heißt es neu suchen, weiter fragen: Was wäre für mich erfülltes
Lebens?
Wie leicht kann man auch, ohne es zu
merken oder zu wollen, Diener fragwürdiger Herren und Ziele sein?
4. Christophorus
dient dem Bösen.
Je weiter man kommt, je höher man hinauf
klettert, je mehr man sich identifiziert, mit dem, was andere als groß
und gut bezeichnen, um so blinder kann man werden.
Da wollte einer fürs Vaterland kämpfen
und ist dabei Diener des Teufels geworden. Da wollte ein Wissenschaftler
für den Fortschritt der Menschheit arbeiten, das Leben leichter machen
und hat dabei die Zerstörung der Schöpfung vorangetrieben. Da wollte
eine Mutter ihrem Kind ihre ganze Liebe geben und hat es doch nur von
sich abhängig gemacht und zur Unselbständigkeit erzogen. Gut gemeint
ist nicht immer gut! Und edelste Motive können ihre Schattenseiten haben
und sich in Gemeinstes und Niedrigstes umkehren. Wie oft versteckt sich
hinter vermeintlicher Größe Überheblichkeit, übertriebener Ehrgeiz, Gier
nach Macht.
Christophorus hat erkannt: Hinter all den
Mächten, den imponierenden Zielsetzungen, den großen Idealen muss es
noch etwas anderes geben.
Die Suche nach dem Größten kann
eigentlich nur die Suche nach Gott sein. Und dem Größten dienen wollen,
kann nur heißen, sich letztlich in den Dienst Gottes stellen!
Aber Christophorus braucht einen, der ihm
den Weg zeigt.
5. Christophorus
horcht und gehorcht.
Er ist aufmerksam, achtsam, sensibel. Als
er auf einen Einsiedler trifft, also einen geistlichen Menschen, zudem
ein Mensch, der nicht lebt wie alle leben, ein Mensch, der weise ist,
aber sein Wissen nicht durch Machen und allerhand Umtrieb, sondern durch
Stille, Schweigen und Gebet gewinnt, also aus tieferen Quellen schöpft
als Kopf und Verstand, da ist er offen für sein Wort.
Er hört auf seinen Rat und er folgt
seiner Weisung.
Das
Wort, das einem weiterhilft, kann man sich nicht selbst geben.
Deswegen ist geistliche Begleitung und gute religiöse Führung so
wichtig, ein Mensch, der Glaubenserfahrung hat, der etwas weiß von den
tieferen Zusammenhängen der Seele, des Lebens, der Welt. Oder das Lesen
in der Heiligen Schrift: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht
für meinen Pfad.“
Oder einfach Offensein für das Leise und
Stille, für die tieferen Kräfte, die den Menschen bewegen.
6. Christophorus
wird zur Brücke, zur Stütze und zum Halt.
Bisher war die Suche nach
dem größten Herrn ein Bild für sein Leben. Jetzt wird es der Weg von
einem Ufer zum anderen.
Am Fluss hat er sich eine Hütte gebaut.
Jahre lang tut er einen bescheidenen, unauffälligen Dienst für andere.
Tag für Tag steigt er hinein in den Strom
des Lebens und trägt Menschen durch die gefährlichen Fluten. Er wird zur
Brücke von einem Ufer zum anderen, indem er andere durchträgt, ihnen
Stütze wird, andern Halt gibt.
Ob er damit am Ziel seines Weges ist?
Ob noch etwas Überraschendes in seinem
Leben geschieht?
Was hat das, was er tagtäglich tut, mit
dem zu tun, was er sucht? Was haben fremde, unbekannte Menschen mit
Christus zu tun? Das ist für ihn noch nicht ersichtlich. Aber er gibt
nicht auf. Er hat Warten gelernt.
7. Christophorus
muss durch eine Zeit des Wartens.
Lange ändert sich nichts, passiert nichts
in seinem Leben.
Nichts als die tägliche Pflicht, der
mühsame Dienst.
Wie Mose viele Jahre im Felsengebirge
Schafe hütet, ehe Gott ihn aus dem Dornbusch anruft; wie Elija einen
weiten Weg durch die Wüste geht, ehe der Herr ihm begegnet in der Stimme
leise verschwebenden Schweigens, wie Samuel lange Dienst tut im
Heiligtum des Herrn, ehe ein Wort des Herrn an ihn ergeht, so muss
Christophorus durch eine Zeit der Stille und des Wartens, eine Zeit des
Wachsens und der inneren Bereitung.
Eigenartig, dass wir ungeduldige,
tempogehetzte, termingeplagte Menschen, die wir mit unseren Autos über
die Straßen jagen und denen nichts schnell genug gehen kann,
ausgerechnet Christophorus als Patron des Fahrens und des Reisens haben,
einen, der sich gedulden musste, der lernen musste zu warten?
8. Christophorus
dient den Kleinen.
Er lernt seine Stärke und Kraft nicht
mehr in den Dienst der Großen und Mächtigen zu stellen, sondern der
Kleinen und Schwachen.
Christophorus ist nicht mehr bei den
Großen und Einflußreichen und in ihrem Machbereich, sondern bei den
Armen und Hilfsbedürftigen, nicht mehr „oben“, sondern „unten“.
Aber der scheinbare Verlust enthält den
Keim eines Gewinns, einer neuen Erfahrung. Wo ein Mensch merkt, dass er
steckengeblieben ist, dass sein Lebensweg eine falsche Richtung genommen
hat, die Prioritäten nicht mehr stimmen, wo Werte sich verschieben, da
muss der Mensch einen Verlust in Kauf nehmen; er muss unter Umständen
Dinge, die ihm bisher wichtig waren, lassen.
9. Christophorus
hört und tut.
Da geschieht etwas. Nachts. Nachts, wenn
die Stimmen des Tages aufhören, wenn andere Stimmen aufsteigen: innere
Stimmen, Sorgen, Fragen Bilder, Träume, geheime Lebensimpulse. Viele
liegen lange wach. Was meldet sich da im Schlaf, im Halbschlaf, in der
Schlaflosigkeit?
Christophorus schreckt hoch. Was war das?
Habe ich geträumt? Einbildung? Oder hat mich jemand gerufen? Er dreht
sich nicht um und schläft weiter. Er nimmt den Anruf ernst, geht ihm
nach. Er findet nichts, noch nichts. Dreimal wiederholt sich das.
Wenn Gott sich meldet bei uns, in uns,
wenn er uns ruft durch etwas, was uns unbedingt angeht, dann kann das
sehr leise geschehen, überhörbar, zart, immer auch anders deutbar, als
Täuschung erklärbar. Es braucht den Geist der Unterscheidung.
Wir sagen leicht, wenn uns etwas anrührt,
bewegt, beunruhigt: „Ach, was soll’s?“ Wir gehen drüber hinweg.
Wir gehen wieder zur Tagesordnung über. Oder wir tun es ab. „Ach, das
war ja nur...“ Nur ein Wort, ein Traum, eine Stimme, ein Gedanke, eine
Begegnung, nur ein Kind. Wer weiß denn, ob es nur das war?
Christophorus nimmt es ernst, auch wenn
er noch nicht versteht.
10. Christophorus nimmt das Kind auf
So lange hat
Christophorus das Starke, Große, Mächtige gesucht, und nun findet er
etwas Schwaches, Kleines, Ohnmächtiges: ein Kind. – Er begegnet also
einer anderen Wirklichkeit. Dieser muss er sich nun stellen. In den
Jahren des Suchens und Enttäuschtwerdens, des Wartens und des Dienens am
Strom ist er dafür offen und aufnahmebereit geworden. Er spürt, dass
darin eine Verheißung steckt, die er noch nicht kennt.
Muss er sich damit
nicht auch seiner eigenen Schwäche und Bedürftigkeit stellen, muss sie
„auf sich nehmen“, annehmen, ja dazu sagen, sie mit sich durchs Leben
tragen?
Es ist nicht
irgendein Kind. Es ist das Kind, in dem sich ihm der Stärkste offenbart.
– Seltsames Paradox: In der Ohnmacht offenbart sich Gott. Indem
Christophorus das Kind in seiner Zartheit und Zerbrechlichkeit,
Schwachheit und Verwundbarkeit – allem Glanz des Großen und
Imponierenden entgegen – aufnimmt, erfährt er darin Gott! Er erfährt,
welche Kraft in der Schwachheit liegt.
In diesem Kind
werden ihm Sterben und Auferstehen begegnen, in ihm sind Kleinsein und
Großsein geheimnisvoll vereinigt.
11.
Christophorus findet ein Kind.
Kind:
das ist ein Anfang, nichts Festgelegtes, Fertiges. Kind: das
wachsen kann und viele Möglichkeiten überraschend in sich birgt.
Kind: das ist die Möglichkeit, dass aus dem Kleinsten das Größte
werden kann. Kind: das ist eine neue Lebensmacht.
Das Kind bittet ihn
inständig, dass er es aufnehme...
Christophorus nimmt das
Kind auf. - Wohin führt ihn das?
12. Christophorus
schüttelt die Last nicht ab.
Zuerst ist das Kind leicht
und einfach. Je tiefer Christophorus ins Wasser steigt, umso schwerer
wird die Last. Der starke Mann erfährt beim Tragen die eigene Schwäche.
Die Grenzen der eigenen Kraft, der eigenen Möglichkeiten werden ihm
deutlich, so deutlich wie noch nie in seinem Leben.
Wo ein Mensch immer nur
stark ist, lässt er Gott keinen Platz, lässt er auch sich selbst keinen
Raum für neue Erfahrungen. Manche Hilfe Gottes erreicht uns nicht, weil
wir unser Großsein und Starksein wie einen Panzer um uns legen.
Wenn das Kind dem
Christophorus je weiter er ins Wasser schritt desto schwerer wurde, dann
mag das auch ein Hinweis sein für das Christsein. Anfangs mag es leicht
erscheinen, aber im Laufe des Lebens kann es auch schwer werden, kann
zur Last werden: Aus dem Christ-Kind, dem freundlichen Helfer wird der
Herr, der in die Nachfolge ruft und sagt: „Wer mein Jünger sein will,
der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir
nach.“ Die Unbefangenheit des Anfangs, das „Auf-die-leichte-Schulter-nehmen“
vergeht. Wir erkennen, dass Christsein nicht heißt, vor dem schweren Weg
bewahrt werden, vor Leid verschont zu bleiben, sondern sein Kreuz auf
sich zu nehmen und den Weg zu gehen, auch wenn schwer wird.
So fängt es an: Kind, wie
bist du leicht... – und je länger je mehr: Kind, du wirst mir schwer,
sehr schwer, zu schwer?
Es ist wichtig zu wissen:
Wir haben nicht den falschen Weg eingeschlagen, wenn uns der Weg mit
Gott schwer und mühsam scheint.
Christophorus schüttelt
die Last nicht ab. Er schüttelt die Bürde auch dort, wo sie am
schwersten ist, „in des Stromes Mitte“, nicht ab. Je schwerer und
gewichtiger ER wird, umso wichtiger und wesentlicher wird ER, umso näher
kommt ER mir.
13. Christophorus
kommt an seine Grenzen und in die Tiefe.
Christophorus wird unter
Wasser gedrückt. Er wird „de-premiert“. (Depremiert werden, Depression
kommt vom lateinischen depremere = niederdrücken). Er ist ganz tief
unten.
Es schlägt über mir
zusammen, ich gehe unter, es geht nicht mehr weiter, die Last wird mir
zu schwer, die Kräfte versagen.
Ich kann nicht mehr, ich
schaff`s nicht mehr, ich bin am Ende.
Solche Tiefenerfahrungen,
solche Todeserfahrungen sprechen aus diesem Bild.
Und zugleich spricht aus
diesem Bild das Unerhörte: Hinter diesem unendlich leidvollen Geschehen
steht Gott, eben der, den ich suche und der mich ruft. Es muss
geschehen, dass Gott mich an meine Grenzen führt, dass der „alte Adam“
sterben, ertrinken muss; dass alte Einstellungen, Einbildungen,
Einseitigkeiten sterben; dass Illusionen über mich und mein Leben
sterben. Es muss geschehen, dass der Mensch in die Krise und an
seine Grenzen kommt und spürt: So geht es nicht weiter...
In dieser Tiefe, wo alles
über mir zusammenschlägt, ist Christus immer noch bei mir.
14. Erfahrung von
Sterben und Auferstehen
In der tiefsten Tiefe, als
er ganz am Ende ist, da wird Christophorus errettet und kommt wieder
hoch, da kann er wieder atmen.
Und so erfährt er: Dieser
Christus ist der Stärkste.
Seine Stärke ist: Er kann
aus dem Tod holen, aus dem Untergehen, aus der Verzweiflung, aus der
Tiefe. Eine ganz andere Stärke als die, die er bisher suchte.
Christophorus hat es nun
erfahren: Ziel des Lebens ist nicht, dass der Mensch stark, mächtig,
groß wird, sondern dass er Anteil hat am Geheimnis des Lebens, am
Geheimnis Gottes, das mit Sterben und Auferstehen zu tun hat.
Darauf kommt es an: dass
der Mensch etwas spürt von der Verbundenheit mit dem leidenden und
auferstehenden Christus.
Was in der
Christophorus-Legende Ausdruck fand, wird in einem Lied so gesagt:
„Und wer dies Kind mit
Freuden umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden
groß Pein und Marter viel,
danach mit ihm auch
sterben und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben, wie
an ihm ist geschehn“
Im Psalm 71, Vers 20 und
21 heißt es:
„Du ließest mich viel
Angst und Not erfahren. Belebe mich neu!
Führe mich herauf aus den
Tiefen! Bring mich wieder zu Ehren! Du wirst mich wiederum trösten.“
Und Paulus schreibt im 2.
Brief an die Korinther (4, 9b - 11):
„Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um.
Allzeit tragen wir das Sterben Jesu an unserem Leib, damit auch das
Leben Jesu an unserem Leib offenbar wird. Denn mitten im Leben werden
wir immerzu in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu
an unserem sterblichen Leib offenbar wird.“
15. Aus Reprobus
wird Christophorus = Christusträger
Er, der so lange gesucht
hat, ohne zu wissen wonach, er der aus der Tiefe, dem Niedergedrückten
auferstand, hat ein neues Leben gefunden, kam ans Ufer, hat neuen Boden
unter die Füße bekommen. Er ist ein anderer geworden.
Zum Zeichen bekommt er
einen neuen Namen: Aus Reprobus wird Christophorus.
Aus dem Griechischen
übersetzt, bedeutet der Name Christophorus Christus-träger
Er trägt nun Christus
durchs Leben – durch sein Wort, durch sein Tun, durch sein Wesen.
Das ist auch eine
Einladung an uns, Christus in uns aufzunehmen, ihn in uns zu tragen und
ihn zu den Menschen zu tragen.
16. Christophorus
trägt Frucht
Christophorus, so sagt die
Legende, pflanzte seinen Stab in die Erde; und als er des Morgens
aufstand, trug der Stab Blätter und Früchte. - Sein Stab trägt Frucht.
Er trägt Frucht.
Jesus Christus sagt im
Weinstockgleichnis:
„Wer in mir bleibt und in
wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt
ihr nichts vollbringen.“
17. Christophorus
findet den Höchsten.
Er findet Gott als die
Mitte und das Ziel des Lebens.
Wo? Im Alltäglichen! Er
findet den Größten im Kleinen, den Allmächtigen, den Herrn und Retter
der Welt in einem schwachen Kind, das wie viele andere am Strom des
Lebens auf seine Hilfe wartet.
Er erkennt: In all den Menschen, denen er geholfen habt, ist er IHM
begegnet. Wer dem Nächsten dient, dient Gott. Gottes- und Nächstenliebe
gehören zusammen. Es ist Liebe zu Gott, wenn ich die Schwester, den
Bruder liebe und gerade den Armen und Schwachen, den, der meine Hilfe
braucht.
„Einer trage des anderen Last, so erfüllt
ihr das Gesetz Christi“,
schreibt der Apostel
Paulus.
Schluss
Viele Menschen, Generationen durch viele
Jahrhunderte haben in Christophorus und seiner Geschichte ein Vorbild,
einen Wegweiser, ein Programm für ihr Leben gesehen.
Die
Christophoruslegende
ist ein Bild menschlichen Lebens. Sie zeigt die Suche nach dem Sinn,
nach dem Großen, nach Gott.
Sie sagt: Es erfordert Kraft, viel Kraft,
den Weg zu gehen. Und Geduld, viel Geduld. Sie schildert, wie der Weg
oft ganz anders verläuft, gar nicht geradlinig, sondern oft quer zu den
Erwartungen. Es gibt Umwege und Irrwege auf dem Weg vom Ufer dieses
Lebens zum Ufer des ewigen Lebens.
Die
Christophoruslegende
erinnert daran, das Suchen nicht zu früh aufzugeben, sondern Ausdauer zu
haben, immer weiter zu suchen und zu warten.
Die
Christophoruslegende
stößt an, zu erkennen: In mir will sich etwas wandeln und neu werden.
Ich will auf Christus warten, ihn in mir wachsen lassen, ihm Raum geben
in meinem Leben, auch wenn es schwer wird und in die Tiefe führt.
Das
Lebensbeispiel des heiligen Christophorus
will zu einer Sehnsucht locken, die weiter sucht nach echter Freude,
bleibendem Glück und tragendem Grund, zu einer Sehnsucht, die den
Menschen über sich selbst hinaus führt zu Du, zum Du des Mitmenschen und
zum Du Gottes.
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