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Der Weingärtner und der Feigenbaum (Samstag, der 29. Woche im Lesejahr C; Lk 13, 6 - 9)
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EVANGELIUM Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 6Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. 7Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? 8Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. 9Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.
Der Baum ist eine Zumutung. Seit drei Jahren schon geht der Besitzer hinaus und schaut nach den Früchten. Immer das gleiche: nichts. Auch diesmal: Keine einzige Frucht. Das ist bitter. Das ist enttäuschend.
Einmal ist Schluss. Der Baum bringt nichts, ein hoffnungsloser Fall! Die sauberste u. wirtschaftlichste Lösung: Umhauen! Der Baum muss weg.
Doch der tödliche Schlag findet nicht statt. „Hau ihn um“, wird zwar gesagt, aber nicht getan. Wie kommt’s?
Da ist der Weingärtner. Der macht sich für den Feigenbaum stark. Er kämpft für ihn. Obwohl der schon drei Jahre nichts bringt und nur den Boden auslaugt, legt er Fürsprache für ihn ein.
Er bittet um eine Gnadenfrist für den Baum: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen. Ich will den Boden um ihn aufgraben, die Erde lockern und noch einmal kräftig düngen. Vielleicht trägt er doch noch Frucht!“
Eigentlich hätte er die Axt verdient – der unfruchtbare Feigenbaum. Stattdessen wird ihm der Spaten zuteil und noch Dünger dazu.
Die Axt schlägt nicht zu. Warum? Weil da einer ist, der für den Baum eintritt, einer, der den Baum noch nicht abgeschrieben hat, einer, der noch Hoffnung hat – trotz aller enttäuschenden Erfahrungen.
Und ganz persönlich will er sich noch einmal um den Baum mühen, sich einsetzen, ihm viel Gutes zukommen lassen, damit er vielleicht doch noch die gesuchten Früchte bringt.
Mir kommt vor: Der Baum hat einen Freund gefunden. Einen, der sich schützend vor ihn stellt. Einen Verbündeten, der ihm noch etwas zutraut.
Liebe Schwestern und Brüder! Im Weinbergsgärtner dürfen wir Jesus selbst erkennen. Jesus zeichnet in diesem Gleichnis sozusagen ein Selbstporträt.
Mir sagt das: Jesus hat Hoffnung für mich, auch wenn meine Früchtebilanz alles andere als berauschend ist. Jesus hat Hoffnung für mich, auch wenn ich mich manchmal so wenig umkehrbereit und veränderungsfähig erlebe. Jesus schreibt mich nicht ab, er gibt mich nicht auf. Er ist der gute Hirt, der die 99 zurücklässt und dem einen Verlorenen nachgeht. Er ist der, der das geknickte Rohr nicht bricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht. Er ist der Fürsprecher der Sünder. Er tritt bei Gott für uns ein.
Der heilige Apostel Paulus hat im Römerbrief über dieses Thema meditiert und dabei folgende Sätze geschrieben, die ich sehr tröstlich finde: „Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Wer kann sie verurteilen? Jesus Christus sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein. Nichts kann uns von seiner Liebe scheiden.“
„Christus hat uns geliebt und sich für uns hingegeben.“ Seine ausgespannten Arme am Kreuz sind Zeichen seiner Liebe. Sein durchbohrtes Herz ist Zeichen seiner Liebe.
Wo Menschen sagen: „verloren“, da sagt er: „gefunden“. Wo Menschen sagen: „gerichtet“, da sagt er: „gerettet“. Wo alle „nein“ sagen, sagt er „ja“.
I n einem Lied heißt es: „Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt, weil ich so vieles falsch gemacht. Wenn Menschen nicht verzeihen können, nimm du mich an trotz aller Schuld“.Und weiter: „Wenn du ja sagst, kann ich leben, stehst du zu mir, dann kann ich gehen. Dann kann ich neue Lieder singen und selbst ein Lied für andere sein.“
Von Lothar Zenetti stammt das Wortspiel: „Wer Jesus für mich ist? – Einer, der für mich ist! Was ich von Jesus halte? – Dass er mich hält!“ Ein Wortspiel , das aber viel ausdrückt und gut auf den Punkt bringt, wer Jesus für mich, für uns sein kann und sein will.
Liebe Schwestern. und Brüder Auch wenn ich in mancher Hinsicht dem unfruchtbaren Feigenbaum gleiche, auch wenn ich vielleicht gar nicht viel Gutes an mir finde und manchmal denke: „Wer bin ich schon, was taug ich schon, was hab ich schon zu bieten?“ Ich brauche nicht zu resignieren und schon gar nicht zu verzweifeln.
Auch wenn ich bei kritischer Selbstprüfung gestehen muss: „Ich habe meinen Herrn und Schöpfer enttäuscht, die Talente, die er mir anvertraut hat, nur mäßig und nachlässig genutzt. Ach, wie dürftig ist die Ernte meines Lebens!“ – Es gibt einen, der für mich ist, der für mich spricht. Es gibt einen, der mich nicht fallen läßt, sondern für mich eintritt. Es gibt einen, der mir immer noch Umkehr und Früchte zutraut. Allerdings, es braucht schon auch meine Offenheit, meine Bereitschaft, meinen Willen zum Guten. Es braucht mein Mittun.
Der Feigenbaum hat noch ein Jahr bekommen, eine Bewährungszeit, eine Gnadenfrist. Ob er dem Gärtner sein Wohlwollen, seine Fürsprache, seine Zuwendung und all seine Mühen gedankt hat? Ob er schließlich Früchte gebracht hat? Wir wissen es nicht. Das Gleichnis hat einen offenen Schluss. Wir sind gefragt. Sie und ich.
Liebe Schwestern und Brüder! Nutzen wir die Zeit, die wir haben! Richten wir den Blick nach vorne! Und trauen wir uns Früchte zu! Gott tut es auch. Wie viel Zeit wir noch haben, wissen wir nicht, jedenfalls nicht unbegrenzt. Jeder Tag kann auch der Letzte sein. Darum: „Die Zeit zu beginnen ist jetzt! Und der Ort für den Anfang ist hier!“Gott schenkt uns immer wieder neue Anfänge. Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
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