SEBASTIAN
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Wie
viele Kirchen und Kapellen tragen seinen Namen?
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Wie
oft trifft man auf eine Statue oder ein Bild von ihm?
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Wie
viele heißen Sebastian oder einfach Bastian?
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Sogar
Städte und Dörfer sind nach ihm benannt.
Sebastian wurde und wird viel verehrt. Er gehört zu den volkstümlichen
Heiligen, und das nicht nur hier zu Lande, sondern weltweit.
Liebe Pfarrgemeinde von Neuthard!
Sie haben also einen ganz
populären Heiligen als Pfarrpatron, einen, der bis heute fasziniert und
ausstrahlt und dessen mutiges Glaubenszeugnis bis heute nicht vergessen ist.
Und ich freue
mich, am heutigen Tag sein Fest und das Patrozinium dieser Pfarrei mit Ihnen
zusammen feiern zu dürfen.
Herzlichen Dank,
Dir Rudi, lieber Landsmann, für die Einladung zur Festpredigt, die ich ohne
Zögern und gern angenommen habe.
Die Frage ist
jedoch, liebe Schwestern und Brüder:
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Kann
uns der hl. Sebastian heute noch etwas sagen?
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Können
wir mit einem Heiligen aus dem 3. Jahrhundert. in unserer Zeit, in unserer
Gesellschaft und in der Kirche heute überhaupt noch etwas anfangen?
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Ist
das Leben des hl. Sebastian, seine Weise Christ zu sein und christlich zu
leben, ist das für uns heute noch aktuell und relevant?
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Ist
seine Art, auf Gott zu hören und seinen Willen zu tun für uns heute in einer
ganz anderen Zeit und unter ganz anderen Lebensumständen überhaupt noch
beispielhaft und nachahmenswert?
Wer war dieser hl. Sebastian überhaupt?
Der Legende nach war
Sebastian schon in früher Jugend Christ. Das war damals ziemlich gefährlich.
Denn das Römische Reich war noch ganz aufs Heidentum und die römischen Götter
eingeschworen.
Sebastian
wurde Berufssoldat. Rasch stieg er die Karriereleiter empor. Bald war er
Hauptmann der Prätorianergarde, der Renommiertruppe und Leibgarde des Kaisers.
In Rom
war damals Korruption, Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch durchaus an der
Tagesordnung, nicht jedoch bei Sebastian. Das verschaffte ihm Respekt, ja
Hochachtung.
Unter Kaiser Diokletian
kam es jedoch zu schlimmen Christenverfolgungen. Öffentlich Christ zu sein, war
lebensgefährlich. Und dennoch nahm Sebastian an den Versammlungen der
christlichen Gemeinde teil.
Ja, als Offizier hatte
Sebastian freien Zutritt zu allen Gefängnissen. Er nutzte dieses Privileg, um –
wie wir heute sagen würden – seinen Mitchristen Hafterleichterung zu verschaffen
und ihnen in den Gefängnissen Roms beizustehen. Er sprach ihnen Mut zu und
sorgte für die Bestattung der Märtyrer. Außerdem bekehrte er viele Römer,
darunter auch römische Adlige. Dem Gebot, den traditionellen römischen
Staatsgötter zu opfern, kam Sebastian nicht nach. So blieb es nicht aus, dass er
auffiel und dass sein christlicher Glaube bekannt wurde.
Sebastian
wurde – sozusagen wegen subversiver Tätigkeit gegen die Staatsgewalt –
inhaftiert.
Da er Soldat war, wurde er vom
Kaiser Diokletian zum Tod durch Erschießen verurteilt. Er wurde an einen Baum
gebunden und von numidischen Bogenschützen solange mit Pfeilen beschossen, bis
er blutüberströmt zu Boden fiel. Weil man ihn für tot hielt, ließ man ihn am
Hinrichtungsort liegen. Er war jedoch nicht tot.
Christen, die ihn begraben
wollten, stellten fest, dass er noch am Leben war. Die Witwe eines Märtyrers
namens Irene nahm sich seiner an. Und es gelang ihr tatsächlich, den
Schwerverletzten wieder gesund zu pflegen.
Sebastian
war nicht nur nicht tot - er war auch nicht eingeschüchtert und auch nicht
mundtot gemacht.
Als er sich erholt hatte,
so erzählen die Berichte, sei er wieder in aller Öffentlichkeit aufgetreten.
Auch dem erstaunten Kaiser trat er entgegen und hielt ihm Folter, Mord und all
seine bestalische Grausamkeit ganz offen und schonungslos vor.
Was passierte? Diokletian
tat, was Mächtige gegenüber Kritikern zu tun pflegen, sie aus der Welt schaffen.
Diesmal ließ er die Beseitigung Sebastians gründlicher regeln. In der Arena auf
dem Palatin ließ er Sebastian wie einen Hund mit Knüppeln totschlagen. Sein
Leichnam wurde in die cloaca maxima, die Abwasserkanalisation geworfen.
Christen fischten seinen Leichnam heraus und begruben ihn an der Via Appia.
Liebe
Schwestern und Brüder!
Wenn ich das Leben des hl.
Sebastian so anschaue und auf mich wirken lasse, dann fallen wir einige ganz
markante Dinge auf:
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Sebastian zeichnete sich
durch Unbestechlichkeit und Zuverlässigkeit aus. Korruption machte er
nicht mit. Für Betrug und Fälschung war er nicht zu haben.
Amtsmissbrauch gab es bei ihm nicht.
Merken
Sie wie aktuell, wie überzeitlich dieser Heilige ist?
Kann das Leben des hl. Sebastian uns in unserer Zeit, wo Schmiergelder und
Betrügereien im Kleinen und im Großen an der Tagesordnung sind, nicht eine
Mahnung sein, ein christlicher Maßstab und Korrektiv? Kann es uns nicht
Orientierung sein, wie wir ohne Falsch, ohne Tricks und ohne Gaunereien,
sondern mit sauberen Händen und mit reinem Herzen durchs Leben gehen und
unseren Alltag anständig und lauter bewältigen können? Bestechung,
Korruption, Betrug und Amtsmissbrauch ist heute wie damals mit einer
christlichen Lebensführung nicht vereinbar.
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Sebastian hat die Liebe
geübt. Er hat die Christen im Gefängnis besucht und ihnen geholfen. Er hat
Güte gewagt und Notleidenden Barmherzigkeit erwiesen.
Für mich ist der
hl. Sebastian nicht nur ein Märtyrer, sondern auch ein Heiliger der
Nächstenliebe. Sebastian hat ernst gemacht mit dem Wort Jesu: „Ich war
krank und ihr habt mich besucht. Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir
gekommen... Was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan habt, das habt
ihr mir getan.“
Sehen
Sie: danach werden wir einmal gefragt: nach der Liebe. Gefragt
ist auch heute die Liebe, die dem Menschen als Menschen begegnet,
mitfühlend, tröstend, aufrichtend, rettend und heilend. Gefragt ist
die Liebe als Gegenteil von purem Egoismus, Hartherzigkeit,
Gleichgültigkeit, Habgier und Geiz. Gefragt ist die Liebe des
barmherzigen Samariters auch in unserer Zeit, die hilft, wo Hilfe nötig ist.
Wenn
Sie mich nach dem wichtigsten Werk der Barmherzigkeit heute fragen,
dann würde ich sagen: Zeithaben und Zuhören!
Merken
Sie, wie zeitgemäß und auch herausfordernd Sebastian bis heute
für uns ist?
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Sebastian versteckte
seinen Glauben nicht. Er war inmitten einer heidnischen Umgebung
missionarisch eingestellt. Er lebte seinen Glauben offensiv und suchte
Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen. Mutig und
unerschrocken trat er sogar dem Kaiser entgegen.
Verstecken wir unseren Glauben nicht allzu sehr im
Privatbereich? Behandeln wir ihn nicht oft wie eine geheime Verschlusssache?
Warum leben wir unseren Glauben nicht offensiver? Warum treten wir nicht
entschiedener als Christen auf und geben Zeugnis von dem, was unsere
Hoffnung ist?
Wo ist heute der Impetus, möglichst viele Menschen zum Glauben
zu bringen, zu Christus zu führen? Ich finde, ein Stück des christlichen
Selbstbewusstsein und damit auch missionarischen Bewusstsein, das dem hl.
Sebastian zu eigen war, täte unseren Gemeinden und unserer Kirche heute
inmitten des neuen Heidentums, in dem wir heute leben, gut.
Schauen wir jetzt nicht auf die Amtsträger und die
Hauptberuflichen in der Kirche. So können wir uns die Herausforderung ganz
schön vom Leib halten. Sebastian war auch nicht Diakon, Priester oder
Bischof. Er hatte einen ganz weltlichen Beruf. Und trotzdem hat er durch
sein Wort, besonders aber auch durch sein überzeugtes Christenleben andere
auf den Glauben aufmerksam gemacht und zum Glauben hingeführt.
Gott sucht auch heute Menschen, die von ihm sprechen und seine
gute Botschaft weitersagen. Gott sucht auch heute Menschen, die ihre
Trägheit, ihre Gleichgültigkeit und Menschenfurcht überwinden und seine
Zeugen werden mit ihrem ganzen Leben.
Gott braucht auch heute Menschen, die sich gesandt wissen,
Zeugen der Wahrheit und Boten der Liebe zu sein, Salz der Erde und Licht der
Welt.
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Auch in Lebensgefahr hat
Sebastian sich geweigert, den heidnischen Gottheiten zu opfern. Er hat
seinen Glauben nicht verleugnet, sondern sich mutig und tapfer dazu
bekannt. Er blieb standhaft und treu bis in den Tod.
Wer sind die Götter heute, denen die Menschen huldigen und
Opfer bringen? Geld, Karriere, Profit, Prestige? Vielleicht aber auch
Hedonismus, Beliebigkeit und das eigene Ego.
Auch heute gilt nicht weniger wie zur Zeit des hl. Sebastian:
„Der Herr allein ist Gott. Und du sollst keine fremden Götter neben ihm
haben.“ Heute wie damals gilt: „Den Herrn allein sollst da anbeten
und ihm allein dienen!“ Und auch heute gilt: „Man muss Gott mehr
gehorchen als den Menschen!“
Das Leben des hl. Sebastian hat
nichts an Aktualität eingebüßt.
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Heute
sein Fest feiern, das heißt, sich berühren und durchdringen lassen vom
Geist, der diesen Mann erfüllt hat. Es ist der Geist des Evangeliums. Es ist
die Begeisterung für Jesus. Es ist die Leidenschaft für Gott und sein Reich.
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Heute das Fest des hl Sebastian feiern, das heißt, sich entzünden und anstecken lassen von der
Gesinnung, die in ihm war, von der Einstellung, die ihn geprägt hat. Es ist
die Gesinnung der Barmherzigkeit und der Liebe. Nicht nur reden von
Solidarität, sondern tun der Solidarität!
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Heute das Fest des hl. Sebastian feiern, das heißt, sich von der Glaubensstärke und dem Glaubensmut dieses
Glaubenszeugen entflammen und anspornen zu lassen. Sich des Glaubens nicht
schämen, sondern Mut haben, als Christ in der Öffentlichkeit seinen Mann
und seine Frau zu stehen. Den Glauben offensiv leben, nicht aggressiv, aber
offensiv! Den Glauben bezeugen in Wort und Tat!
Christlicher Glaube,
liebe Schwestern und Brüder,
hat sich seit den Tagen der Apostel und Märtyrer nicht ausgebreitet durch
Leisetreterei, falsche Rücksichtnahme und scheue Zurückhaltung.
Christsein mit Profil, Flagge
zeigen, missionarisch Kirche sein, setzt allerdings voraus, dass ich meinen
Glauben nicht als „Ladenhüter“ begreife, sondern als „Schatz“
erfahre, der es wert ist, weitergegeben und weitergesagt zu werden.
Nur Ergriffene ergreifen. Nur
wer selbst entzündet ist, kann andere anstecken. –
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Ist
in mir noch Glaubensglut oder hüte ich nur noch Asche?
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Brennt
in meinem Herzen die Leidenschaft für Gott und sein Reich?
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Oder
ist meine Frömmigkeit bloß noch Routine, Pflicht, Abhaken, äußeres Getue?
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Oder
bin ich einfach unheimlich gleichgültig, bequem und faul geworden?
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Gefragt
sind Frauen und
Männer in der Kirche, denen man – wie dem hl. Sebastian – anmerkt, dass sie
erfüllt sind von Gottes Geist, erfüllt von einer heiligen Leidenschaft für
Gott.
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Gefragt
sind Menschen, die
Zeugnis geben von der Zuversicht, die sie trägt, vom Vertrauen, das sie
prägt, von der Sehnsucht, die sie bewegt, von Gott, der zu uns steht und mit
uns geht.
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Gefragt
sind Menschen, die
auch heute aus jenen Geist der Stärke, der Standhaftigkeit und Treue leben,
den der hl. Sebastian auszeichnete.
Und so rufen wir:
Sebastian, komm wieder! Komm wieder in Menschen, die gesinnt sind wie du, die
handeln wie du, die leben wie du! – Komm wieder! Und wir fügen zögernd hinzu: in
uns.
Sporne uns an, ermutige uns,
beseele uns, ganz bewusst, ganz wach, ganz intensiv und ebenso entschieden und
konsequent wie du, ebenso mutig und tapfer wie du, ebenso standhaft und treu wie
du mit Jesus unseren Weg zu gehen, den Weg des Glaubens, der Hoffnung und der
Liebe. Hilf uns, nicht nur Christen zu heißen, sondern es wirklich zu sein.
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