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Angela Merici (27.01.)
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Desencano am Gardasee. – Hier erblickt Angela Merici 1474 das Licht der Welt. Sie darf zunächst eine glückliche Kindheit erleben. Doch früh erfährt sie tiefes Leid. Mit 10 Jahren wird sie Vollwaise. Sie verliert beide Elternteile.
Zusammen mit ihrer Schwester, mit der sie sich sehr gut versteht, kommt sie zu einem Onkel nach Salo, eine Art Ersatzheimat. Der Onkel ist gut zu den beiden Mädchen. Er behandelt sie wie seine eigenen Kinder. Er sorgt gut für sie.
Dann bricht neues Leid über Angela herein. Der treu sorgende Onkel stirbt und auch die geliebte Schwester wird durch den Tod von ihr genommen.
Doch die erlittenen Schicksalsschläge bringen die junge Frau nicht zur Verzweiflung, sondern führen sie eher noch näher zu Gott und verstärken ihr Sehnen nach einem entschiedenen religiösen Leben.
21- jährig kehrt Angela in ihren Heimatort Desencano zurück. Ihr religiöses Leben gewinnt immer mehr an Tiefe.
Sie verschenkt ihr väterliches Erbe an die Armen und wird Franziskanerterziarin. Das heißt: Sie schließt sich der franziskanischen Laiengemeinschaft an, dem Dritten Orden des hl. Franziskus. Nicht in einem Kloster, sondern mitten in der Welt und mitten in ihrem Alltag will sie die 3 Räte des Evangeliums leben.
Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich 20 Jahre lang als Dienstmagd bei Verwandten. Dadurch bekommt sie engen Kontakt zu den einfachen Bevölkerungsschichten. Sie erkennt die materielle und geistige Armut der Menschen. Der aufgeweckten, hübschen, jungen Frau tun besonders die Kinder leid. Oft genug wachsen sie nicht nur in äußerster Not, sondern auch in seelischer Verwahrlosung auf und jede Bildung – auch in religiöser Hinsicht – ist ihnen versagt. Und so beginnt sie, die armen Kinder religiös zu unterweisen und bringt den Mädchen auch Fertigkeiten in der Haushaltsführung bei.
Bald verbreitet sich der gute Ruf Angelas und andere ideal gesinnte Frauen machen mit und schließen sich ihr an.
Auch in der nah gelegenen Stadt Brescia wird man auf Angela aufmerksam. Man bittet sie dorthin zu kommen und in dieser Stadt ihre Arbeit fortzuführen. Angela lässt sich dazu bewegen, zieht um und findet in Brescia ihren Platz und ihren Ort, wo sie noch umfassender wirken und ihre Arbeit entfalten kann.
Auch dort holen Angela und ihre Gefährtinnen die Mädchen aus der Nachbarschaft und den umliegenden Straßen zusammen und erteilen ihnen regelmäßig und kostenlos Religionsunterricht. Sie machen Hausbesuche und betreuen die Alten und Kranken in ihren Häusern. Sie arbeiten – so würden wir heute sagen – als Katechetinnen und Pfarrhelferinnen.
Aber mehr und mehr weitet sich der Blick Angelas. Sie erkennt, dass die Familie intakt sein muss, damit sich die Gesellschaft und der Einzelne wohlfühlen. Ungeheuer wichtig für den Zustand der Familie ist in den Augen Angelas die Frau. Und so sorgt sie für eine ganzheitliche Bildung der Jugend, vor allem der Mädchen und jungen Frauen. Erziehungsberatung und Sozialdienst würden wir das heute nennen, was Angela damals schon praktizierte.
Mehr und mehr wird Angela die Fürsorgerin und Nothelferin der ganzen Stadt. Man nennt sie einfach „la madre“ – „die Mutter“! Mit allen Anliegen und Nöten kommen die Menschen zu ihr und suchen bei ihr Rat und Hilfe.
Für ihre Sendung zur Mädchen- und Frauenbildung bzw. Familienseelsorge erscheint ihr mehr und mehr eine neue Form von Ordensgemeinschaft nötig zu sein. Ihr schwebt eine geistliche Gemeinschaft vor, deren Mitglieder nicht in Klausur leben und keine Ordenstracht tragen, sondern ein apostolisches Leben mitten in der Welt führen. Viele Jahre reift der Wunsch in Angela nach einer solchen Lebensform. Fast 40 Jahre dauert es – Angela selbst ist rund 60 Jahre alt – bis ihr Vorhaben zur Verwirklichung kommt. Im Jahr 1553 ist es dann soweit. 28 Mädchen vollziehen ihre Weihe an Gott und schließen sich dem Werk Angelas an. Aus der losen Verbindung, in der sie mit ihren Gefährtinnen bisher lebte, entsteht die „Compangna di Santa Orsolana“, die Gesellschaft der hl. Ursula. Angela wählt die hl. Ursula zur Schutzpatronin der neuen Gemeinschaft. Später werden die Schwestern in der ganzen katholischen Welt als „Ursulinen“ bekannt.
Bereits fünf Jahre nach ihrer Ordensgründung starb Angela am 27. Januar 1540. Erst spät, 1768 wurde sie selig- und 1807 heiliggesprochen. Bis dahin hatte sich ihr Orden in viele Länder ausgebreitet und war zu einer der wichtigsten religiösen Gemeinschaften geworden, die sich um die Erziehung der weiblichen Jugend kümmerten.
Angela war mit ihrer Neugründung ihrer Zeit weit voraus. Dass gottgeweihte Frauen in der Welt leben und apostolisch, caritativ und sozial tätig sind, ohne Ordenstracht und nicht an eine strenge Klausur gebunden, und doch ganz von der dienenden Liebe geleitet, das war damals eine große Neuerung, ja es war geradezu revolutionär. Der Bischof von Verona approbiert zwar die Regel und bestätigt damit diese ungewohnte Lebensweise von Ordensfrauen. Und solange Angela lebt, können ihre Schwestern auch so leben und arbeiten, wie es ihr vorschwebt. Aber bald nach ihrem Tod müssen sich die Ursulinen, um der drohenden Aufhebung zu entgehen, an die Gesetze des allgemeinen Kirchenrechts halten, ein Ordenskleid anlegen und sich in die Klausur zurückziehen. Sie dürfen nicht mehr in die Häuser der Leute gehen, um dort Unterricht zu halten. Sie müssen ihre eigenen Schulen und Internate bauen. Um sie zu unterhalten, müssen sie Schulgeld nehmen – und können deshalb nur die Kinder begüterter Eltern aufnehmen. Damit werden die Ursulinen – ganz gegen die ursprüngliche Intention der hl. Angela – zu der Ordensgemeinschaft, die in Klausur lebt und „Höhere Töchterschulen“ mit dazugehörigen Internaten führt.
Angela hatte zu ihren Lebzeiten ihren Schwestern den Auftrag gegeben, „sich der jeweiligen Zeit anzupassen, selbst wenn das eine Änderung der Regel bedingt“. Mit allen anderen Ordensgemeinschaften haben nach dem 2. Vatikanischen Konzil auch die Ursulinen begonnen, sich auf die ursprüngliche Idee ihrer Gründerin zu besinnen: Mitarbeit in der Seelsorge, Bildungs- und Erziehungsarbeit für die Kinder einfacher Volksschichten. Auch bemühen sie sich, ihren Lebensstil im Sinne der hl. Angela zu erneuern.
Bitten wir Gott, dass er auf die Fürbitte der hl. Angela ihren Schwestern und allen Ordensgemeinschaften hilft, die Zeichen und Nöte unserer Zeit zu erkennen und ihnen tatkräftig zu begegnen. Beten wir auch darum, dass der Jugend von heute ideal gesinnte und selbstlose Erzieher und Erzieherinnen nicht fehlen. |
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