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Die Botschaft der heiligen Gertrud von Helfta - 17.11.
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Trümmer, Ruinen, Schutt, Morast – dies war der Anblick, der sich dem Besucher bot, der 1990 nach dem ehemaligen Kloster Helfta forschte. Ein trostloses Bild. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts war das einst so berühmte Kloster – „Krone der deutschen Frauenklöster“ nannte man es – kein Kloster mehr, sondern ein landwirtschaftlicher Betrieb, dessen Gebäude man im letzten Jahrhundert mehr und mehr dem Zerfall überließ. Nichts, gar nichts mehr war zu sehen oder zu spüren von dem lieblichen Garten der „Wunderblume von Helfta“, wie man die heilige Gertrud, die im 13. Jahrhundert hier gelebt hatte, liebevoll bezeichnete. Schutt und Asche!
Und doch fanden sich Menschen, die, trotz des spöttischen Lachens der Skeptiker, sich mit aller Kraft und Begeisterung dafür einsetzten, dass gerade dieses Kloster wieder ins Leben gerufen werden sollte – und dies, so unmöglich es schien, auch tatsächlich erreichten.
Warum? Warum wollten sie es um jeden Preis? Und warum gelang es? – Ich glaube auf beide „Warum“ gibt es nur eine Antwort: weil, allem Anschein zum Trotz, etwas vom Duft der Wunderblume von Helfta in diesen zerbröckelnden Mauern hängen geblieben war, weil ihr Geist hier noch immer lebendig war. Und letzten Endes, weil Gott wollte, dass durch die Wiedererrichtung dieses Klosters das geistliche Erbe dieser von IHM so sehr geliebten Tochter, Freundin und Braut für die Menschen wieder sichtbar, spürbar, ja fast greifbar werden konnte.
Ja, aber – so werden manche fragen –: Hat denn der Geist, haben die Gedanken einer im 13. Jahrhundert lebenden Nonne, die, eingeschlossen in ihr Kloster, ein ganz verborgenes Leben geführt hat, heute noch etwas zu sagen? Uns Menschen des 21. Jahrhunderts, die wir in einer völlig veränderten Welt leben? Ich glaube, die Antwort ist ganz einfach: Es gibt im menschlichen Leben viele Dinge, die sich immer wieder ändern. Aber es gibt auch das Zeitlose, das unverändert Gültige. Und ich denke: Die Botschaft der heiligen Gertrud, der Kern ihrer Aussage, gehört zu diesem zeitlos Gültigen. Mag ihre Sprache uns an manchen Stellen zunächst etwas fremd erscheinen – das, was sie uns zu sagen hat, gilt heute genauso wie vor 700 Jahren, wie es auch schon vor ihrer Lebenszeit gegolten hat. Und was ist das?
Zuallererst wohl die Erfahrung, die sie bei ihrer ersten Vision und dann immer und immer wieder machen durfte: Gott liebt uns. Er geht uns nach. Er sucht uns. Ja, Er hat Sehnsucht nach uns, Sehnsucht danach, uns zu „berühren“, uns zu „tränken mit dem Strom seiner Wonnen“, wie Er es Gertrud ausdrücklich sagt. Und Er sagt es ja nicht nur ihr. Er meint damit uns alle. Und wonach hat das Menschenherz, heute wie damals, mehr Verlangen als danach: geliebt, ersehnt, angenommen, umfangen und geborgen zu sein? Gertrud zeigt uns den Weg, wo solche Geborgenheit zu finden ist. Und sie zeigt uns auch den Weg, wie wir zu ihr gelangen können: Indem wir CHRISTUS immer mehr zur Mitte unseres Lebens machen, uns in IHM festmachen, an IHM orientieren. Und wiederum an ihr können wir erkennen, wie dadurch unser Herz zur Ruhe kommt, Frieden und Freude findet. Die Früchte, die uns aus einer solch innigen und tiefen Beziehung erwachsen, können wir wiederum an Gertrud ablesen. Ich möchte auf die drei, die mir als die wichtigsten erscheinen, kurz eingehen:
Da ist vor allem ihr unbedingtes Vertrauen auf Gottes vorausschauende und vorsorgende Güte. Wie weit sind wir heute von einer solchen Haltung entfernt! Wir leben nicht nur im Zeitalter der Medien und der Informationen, sondern auch der Versicherungen. Nach allen Seiten hin wollen wir uns absichern, leben aber dennoch ständig in Unsicherheit, in Angst und Sorge. Wie viel hat uns Gertrud in ihrer unbedingt vertrauenden Sorglosigkeit da zu sagen!
Aus ihrer Erfahrung der Liebe und Fürsorge Gottes entspringt bei Gertrud eine große Dankbarkeit. Auch sie hat uns einiges zu sagen. Wie sehr neigen wir alle dazu, die ungezählten Wohltaten Gottes, von denen wir täglich leben, als ganz selbstverständlich anzunehmen, ohne dass uns je der Gedanke käme, auch einmal zu danken, Gott für seine unerschöpfliche Güte zu loben.
Ein Letztes möchte ich noch nennen. Was einen berühren und in Erstaunen versetzen kann, ist die große Weltoffenheit dieser in strenger Klausur lebenden Nonne. Sie ist offen für jeden Menschen, der bei ihr Rat, Trost und Hilfe sucht. Gern opfert sie dafür auch die kostbare Gebetszeit und das stille Verweilen bei dem geliebten Herrn. Und gerade diese Offenheit für die Menschen, diese Bereitschaft, für sie da zu sein, gleichsam Gott mit ihnen zu teilen, scheint mir der beste Beweis für die Echtheit ihrer Gottesliebe. Das 1. und 2. Gebot durchdringen sich gegenseitig, so wie der Herr es will.
Vorwort von Schwester M. Assumpta Schenkl Ocist in „Gesandter der göttlichen Liebe“ Christiana Verl. ISBN 3-7171-1093-4 |
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