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Agnes von Assisi - 16.11.)
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Liebe Schwestern und Brüder!
Bekannt sind oft nur die Männer und Frauen in der ersten Reihe, die Ideengeber, die Macher und Macherinnen. Doch, damit etwas in die Gänge kommt und weitergeht, braucht es auch andere, die am gleichen Strang ziehen, Leute, die sich beteiligen, mitmachen und eine Sache unterstützen.
Eine solche Frau feiert heute die franziskanische Ordensfamilie. Es ist Agnes von Assisi, eine vier Jahre jüngere Schwester der viel berühmteren heiligen Klara. Wie diese stammt sie aus dem wohlhabenden Adelsgeschlecht der Offreduccio. Ihr Elternhaus befindet sich noch heute in Assisi neben dem Dom San Rufino.
Als Vierzehnjährige erlebte Agnes, wie ihre Schwester Klara in der Nacht auf Palmsonntag das Elternhaus verließ (1212), um sich Franziskus anzuschließen, der bei der Portiunkulakapelle mit einigen Brüdern, darunter auch Rufin, ein Cousin von Klara und Agnes, ein neues Leben begonnen hatte. Klara ließ sich von Franziskus die Haare abschneiden, legte ein grobes Bußgewand an und versprach die Gelübde des gottgeweihten Lebens.
Für die Familie war das ein Schock. Der Vater war wütend. Mit allen Mitteln versuchte der Clan der Offreduccio Klara zur Vernunft zu bringen und sie zur Rückkehr zu zwingen. Aber Klara blieb standhaft. Ihr Entschluss war unumstößlich. Als man sie mit Gewalt zurückholen wollten, zeigte sie ihren geschorenen Kopf. Da resignierte ihre Verwandtschaft.
Als aber die vierzehnjährige Agnes nur 16 Tage später es Klara nachmachte, nämlich auch von zu Hause weglief, ihrer älteren Schwester Klara folgte und damit ebenfalls die ihr zugedachte Rolle als Ehefrau in der gehobenen Gesellschaft verweigerte, da war Feuer unterm Dach. Es gab einen regelrechten Aufstand.
Der Vater, total erbost und außer sich vor Wut, schickte seinen Bruder Monaldo mit bewaffneten Reitern los, um zumindest Agnes zurückzubringen, wenn es sein musste auch mit Gewalt. Agnes widersetzte sich. Man behandelte sie übel. Sie wurde getreten, geschlagen, misshandelt.
In der Legende heißt es, dass ihrem Onkel Monaldo, als er die Hand zu einem tödlichen Faustschlag gegen Agnes erheben wollte, plötzlich ein rasender Schmerz in den Arm gefahren sei, so dass es ihm unmöglich war, zuzuschlagen. Und als man versuchte, Agnes wegzuzerren und fortzuschleppen, da sei ihr Körper so schwer geworden, dass mehrere Männer es nicht schafften, sie vom Boden aufzuheben und wegzutragen.
Agnes hatte sich im übertragenen Sinn Gewicht verschafft. Ihre spirituelle Kraft und das Gebet von Klara hatten über die physische Kraft- und Gewaltanwendung ihrer Verwandten gesiegt.
Leben nach dem Evangelium, den Fußspuren Jesu Christi folgen, leben wie Jesus gelebt hat, arm wie er arm war, davon war auch Agnes begeistert. Und wie für Klara, so war auch für sie Franziskus die Lichtgestalt, das große Vorbild. Sie wollten es ihm gleich tun in einer Form, wie es für Frauen damals möglich war.
Franziskus gründete für diese Frauen, die vom Ideal eines Lebens in Armut und Gebet entflammt waren, den „Zweiten Orden“, die Klarissen. Und Klara schrieb als erste Frau eine Ordensregel für ihre Gemeinschaft, die allerdings erst zwei Tage vor ihrem Tod vom Papst anerkannt wurde.
Klara als Äbtissin und Agnes bildeten zusammen den Kern des Frauenklosters von San Damiano. Sie erlebten, wie die noch junge Gemeinschaft sich rasch vergrößerte. Auch ihre leibliche Schwester Beatrice stieß dazu. Und schließlich schloss sich sogar ihre eigene Mutter Ortulana den „armen Frauen von San Damiano“ an.
Später schickte Klara – auf Wunsch des hl. Franziskus – Agnes in das Frauenkloster Monticelli bei Florenz, wo sie der Gemeinschaft über einige Zeit als Äbtissin vorstand. Agnes wäre viel lieber bei ihrer Schwester Klara und im Heimatkloster geblieben. Sie litt sehr unter der Trennung.
In einem Brief an Klara und die Schwestern in Assisi, der uns erhalten ist, schildert Agnes ihr kolossales Heimweh. Sie berichtet aber auch über die große Eintracht und die geschwisterliche Liebe im Kloster von Montecelli und wie sie voll Freude und mit großer Liebeswürdigkeit aufgenommen und angenommen wurde.
In diesem Brief teilt Agnes Klara auch mit, dass ihr Papst Gregor IX. das „Privileg der Armut“ gewährt habe, um das auch Klara für ihr Kloster in San Damiano lange Zeit kämpfte. Bei diesem „Privileg der Armut“ ging es darum, dass nicht nur jede einzelne Schwester, wie bis dahin bei anderen Orden üblich, in Armut und ohne Eigentum leben sollte, sondern dass auch die Gemeinschaft als Ganze auf jeden Besitz, z. B. Ländereien, Wald, Weinberge usw. verzichten und nichts zu eigen haben wollte.
Von Montecelli aus gründete Agnes Klöster in Venedig, Padua und Mantua. Zu Beginn des Jahres 1253, als Klara ihr Ende nahen fühlte, rief sie ihre Schwester Agnes nach Assisi in den Konvent von San Damiano zurück. Klara war sehr krank. Immer noch wartete und hoffte sie auf die Approbation ihrer Regel durch Papst Innozenz IV. Der tat sich schwer damit, das Ideal vollkommener Armut Frauen zuzutrauen und für Frauen anzuerkennen. Doch als Klara im Sterben lag, eilte der Papst von Perugia, wo er sich gerade aufhielt, einer Nachbarstadt von Assisi, nach San Damiano und gab schließlich seine Zustimmung zur Regel. Klara hatte erreicht, was sie wollte. Zwei Tage später starb sie.
Agnes überlebte Klara nur kurz. Wie sie nämlich 16 Tage nach Klara das Elternhaus verlassen hatte, so folgte sie auch ihrer Schwester nach genau 16 Tagen auch in den Tod. Sie starb am 27. August 1253. Beide Schwestern sind nebeneinander in der Kirche Santa Chiara in Assisi beigesetzt. Klara wurde bereits zwei Jahre nach ihrem Tod heiliggesprochen. Agnes erst 1753, im 500 ten Jahr ihres Todes.
Agnes und Klara wussten, was sie wollten und kämpften in einer patriarchalen Gesellschaft um ein selbständiges Leben. Konsequent und treu folgten sie ihrer Berufung, auch wenn ihnen Unverständnis und Widerstand entgegen kam.
Liebe Schwestern und Brüder! Jede, jeder ist berufen, etwas zu tun oder zu sein, wozu kein anderer berufen ist. Jede, jeder hat einen Platz in Gottes Plan, auf Gottes Erde, den kein anderer hat… Gott kennt uns und er ruft jeden mit seinem Namen. (nach Romano Guardini).
Worin sehe ich meine Berufung, meine Bestimmung? Welchen Platz und welche Aufgabe hat Gott mir zugedacht? Lebe ich mein Leben, gehe ich meinen Weg in Treue zu mir selbst und in Treue zu Gott? |
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