geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

MASKEN

(Fastnachts-Predigt)

 

Liebe Christen, junge und alte Leute,

wie soll ich die Predigt denn halten heute?

Ich wag es und sag es und zögere nicht:

Ich mach aus der Predigt ein kleines Gedicht.

 

Ihr dürft mich getrost einen Narren nennen.

Ihr wisst ja doch all: Es dürfen und können

– gerade in schwierigen Lebenslagen –

nur Narren wirklich die Wahrheit sagen.

 

Eins von den wichtigsten Fasnachts-themen

will ich bemühen, mir vorzunehmen.

Die Maske und was oft dahintersteckt,

dies Jahr mein besonderes Interesse weckt.

 

Gleich am Anfang lasst‘s mich wagen,

euch einen guten Rat zu sagen:

Tragt die Masken in dieser Zeit!

Schützt den Nachbarn, schützt den Freund!

 

Maskenpflicht ist angeraten

in der Kirche und im Laden,

beim Arzt, Friseur und auch im Bus

ist Maske-Tragen jetzt ein Muss.

 

Doch mancher trug auch vorher schon

die Maske gerne wie ein Clown.

Den Wunsch, ein andrer Mensch zu sein,

wer kennt den nicht, ob groß, ob klein.

 

Nicht mancher nur – jeder, so wag‘ ich zu sagen,

hat auch vor Corona schon mal ne Maske getragen,

damit die anderen wunder-was denken

und einem die höchste Hochachtung schenken.

 

Die Maske der Güte zum Beispiel, der Liebe.

Oft stecken dahinter selbstische Triebe.

So mancher will mit guten Gaben

den Lazarus vom Leib nur haben.

 

Er steht dann zwar auf Spendenlisten,

doch tut er vor den Armen flüchten.

Am Ende gar wird offenbar,

dass er sich selbst der Nächste war.

 

Die Maske der Sanftmut – freundlich und milde.

Ein Wolf im Schafspelz erscheint in dem Bilde.

Nach außen stinkfreundlich, da macht er lieb Kind,

nach innen arg wütend, da ist er fast blind.

 

Die Maske macht‘s möglich, die Maske viel kann,

sie macht zu `nem Engel den schlimmsten Mann.

Die Maske des Anstands, der Integrität,

als ob einer gar keine Fehler mehr hätt‘!

 

Die Maske der Demut, der Frömmigkeit,

als wär man stets für den Himmel bereit.

Und ist doch – de facto – der Welt sehr verbunden,

vergisst alle Vorsätze in manchen Stunden.

Nur: Streng geheim übt man dieses Treiben.

Nach außen muss alles hübsch sauber bleiben.

 

Uralt ist dieses unehrliche Streben.

Gehört’s vielleicht gar zum menschlichen Leben?

So alt, dass wir von derartigen Sünden

schon in der Bibel Berichte finden,

wo der Teufel selbst sei maskiert gegangen

im Paradies – in Verkleidung von Schlangen.

 

Dort sprach er zum Menschen: „Wahr wird dein Traum,

wenn Früchte ihr esst vom mittleren Baum.

Wie Gott werdet ihr sein, weise und mächtig!“

Mehr sein als man ist, die Maske scheint prächtig!

 

Doch stand sie ihm nicht, dem Menschen, dem kleinen,

der mehr sein wollte und noch mehr scheinen.

Mit einem Schlag, als er sich dann sah,

stand nackt er und ohne Maske da.

Und die Moral von der Geschicht:

Gott kennt dein wahres Angesicht.

 

Wer immer wir sind, wer immer wir scheinen,

ob froh wir lachen, ob traurig wir weinen:

Gott schaut nicht aufs Äußre, die Maske zählt nicht.

Er schaut in die Seele. Das Herz hat Gewicht.

 

Und, meine Lieben, wenn wir genau hinseh’n:

Tut Gott oft nicht selber verkleidet geh‘n?

Er kommt als hungriger, dürstender Mann,

als jeder, der sich nicht recht helfen kann.

Und wenn IHM helfen – uns Freude macht,

dann lüftet er seine Maske – und lacht.

 

Einmal nach den Jahren allen,

da werden alle Masken fallen.

Und unser wahres Angesicht

kommt an des Jüngsten Tages Licht.

 

Was bei uns echt, was ist Fassade,

das Krumme, das uns dünkt gerade,

was einer ist, was einer war,

am Ende wird es offenbar.

 

Da hilft nicht Schein, da helfen nicht Lügen,

den Vater im Himmel kann keiner betrügen.

Ihn könnt ihr nicht täuschen, er fällt nicht rein.

Er unterscheidet zwischen Schein und Sein.

 

Drum tut nicht nur die Masken hegen,

das wahre Gesicht gilt es zu pflegen,

damit euch nach dem Letzten Tag

nicht ew’ger Katzenjammer plagt.

 

Sagt Ja, wenn ja! Sagt nein, wenn nein!

Das andere ist übel. Das andere lasst sein!

 

Wisst, dass die Masken einst alle verbrennen,

doch ihr sollt fröhlich schauen können,

ins Antlitz unseres Herrn Jesus Christ,

der Heil uns und Leben und Freude ist.

 

Nun wünsch ich euch in Gottes Namen

Helau! – Pardon! – Natürlich: Amen