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Gedanken und Anregungen zur "geistigen Kommunion"
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Die Ausgangslage Das Corona-Virus verändert unser Leben aktuell auf dramatische Weise, auch das kirchliche Leben. Seit etwa zwei Wochen finden – auf Grund von Verordnungen des Staates und der Bischöfe – in ganz Deutschland (und weit darüber hinaus) keine öffentlichen Gottesdienste mehr statt. Wenn nicht alles täuscht, wird das auch in der Karwoche und an Ostern noch so sein. Auch die Erstkommunionfeiern müssen wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, wie so vieles in diesen Tagen und Wochen.
Keine heilige Messe am Gründonnerstag, keine Karfreitagsliturgie, keine Osternachtfeier, kein feierliches Hochamt an Ostern, dem größten Fest der Christenheit. Eine noch nie dagewesene Situation! Ein großer, ein herber, ein sehr schmerzlicher Verzicht für uns und alle praktizierenden Christ-Gläubigen.
Wie geht es weiter? Im Moment ist noch nicht abzusehen, wie lange der epidemiologische Ausnahmezustand anhält. Es ist schwer zu sagen, was noch alles auf uns zukommt und wie lange dementsprechend auch die „eucharistische Fastenzeit“ dauern wird. Die holländischen Bischöfe haben bereits alle öffentlichen Messen bis zum Pfingstfest (31. Mai) abgesagt. Ein tiefer Einschnitt! Andere Länder – auch Deutschland – könnten folgen.
So drohen die Folgen der Corona-Krise nicht nur Ostern und den Weißen Sonntag zu überschatten, sondern auch der Monat Mai als beliebter Hochzeitsmonat (kirchliche Trauungen), Marienmonat (Maiandachten), Beginn der Wallfahrtssaison (von Walldürn über Kevelaer bis Altötting) wäre betroffen. Auch hier in Zell, am mittelbadischen Wallfahrtsort „Maria zu den Ketten“, fallen alle öffentlichen Gottesdienste vorerst aus.
Eine längere eucharistische Fastenzeit scheint flächendeckend in Pfarrkirchen, Wallfahrtskirchen, Krankenhauskapellen und Seniorenheimen auf uns zuzukommen.
Angesichts des liturgischen Ausnahmezustandes gewinnt die Digitalisierung der Liturgie an wachsender Bedeutung. Fernsehgottesdienste, Livestream-Übertragungen usw. Priester zelebrieren für sich allein den Gottesdienst und lassen die Gemeindemitglieder und andere übers Internet daran teilhaben.
Medial übertragene Messfeiern haben ihr Gutes. Man kann daheim mitbeten, mitsingen, mitfeiern, das Wort Gottes hören. Es bildet sich eine Art „communio“, Gemeinschaft. Man fühlt sich virtuell mit Schwestern und Brüdern im Glauben verbunden. Aber die medialen Angebote können nur eine Übergangs- und Notlösung sein. Sie können die reale, physische, aktive und vor allem sakramentale Teilnahme an der Messfeier nicht ersetzen.
Eine Möglichkeit, sich auch innerlich und geistlich mit Christus im heiligen Altarsakrament zu verbinden und zu vereinigen, wird bei der gegenwärtigen eucharistischen Abstinenz, die uns aufgezwungen ist, kaum beachtet. Es wird wenig oder nur ganz kurz darauf hingewiesen und so gut wie gar nicht erklärt, worum es dabei geht, nämlich die geistige Kommunion.
Die geistige Kommunion, lateinisch „communio spiritualis“, manchmal auch geistliche Kommunion genannt, ermöglicht es, auch wenn man gehindert und verhindert ist (Alter, Krankheit, Arbeit usw.), dennoch spirituell an der Eucharistie teilzunehmen, und das unabhängig von Ort und Zeit.
Die geistige Kommunion setzt den lebendigen Glauben an Christi Gegenwart im Allerheiligsten Altarsakrament voraus. Manchmal wird sie auch „Begierde-Kommunion“ genannt, weil es sich im Kern um ein von Hoffnung und Liebe beseeltes Begehren und Verlangen nach sakramentaler Vereinigung mit Christus handelt.
In der aktuellen Corona-Krise sollte meines Erachtens die Übung der „geistlichen Kommunion“ verstärkt hervorgehoben und empfohlen werden als Stärkung und Trost, als Heilung und Segen, als Nahrung für die Seele und als Quelle der Gnade.
Zahlreiche Texte des kirchlichen Lehramts befassen sich mit der geistigen Kommunion. So stellte etwa die Glaubenskongregation 1983 fest, dass Katholiken in Verfolgungssituation oder bei Priestermangel dennoch an der Eucharistie teilhaben können. In dem Dokument „Sacerdotium ministeriale“ heißt es: „Durch ihr Verlangen nach dem Sakrament mit der Kirche vereint, sind sie, wenn auch äußerlich von ihr getrennt, zuinnerst und wirklich ganz mit der Kirche verbunden und empfangen daher die Früchte des Sakraments.“
Johannes Paul II. schrieb 2003 in seiner Enzyklika „Ecclesia de eucharistia“: „Eben darum ist es angemessen, in der Seele das dauernde Verlangen nach dem eucharistischen Sakrament zu pflegen. Hier liegt die Übung der geistlichen Kommunion begründet, die sich seit Jahrhunderten in der Kirche verbreitet hat und von allen Lehrmeistern des geistlichen Lebens empfohlen wurde.“ Die geistige Kommunion ermöglicht es, auch wenn man nicht die hl. Messe mitfeiern und die hl. Kommunion sakramental empfangen kann, zu jeder Zeit und überall mit dem Herrn vereint zu werden und zu bleiben. Sie ist ein einfaches und leichtes Mittel, reichen Segen und viele Früchte der Gnade zu erlangen.
Aussagen von Heiligen Die Praxis der geistigen Kommunion wird auch von verschiedenen Heiligen empfohlen. Die heilige Theresa von Avila schreibt an ihre Schwestern: „Meine Töchter, wenn ihr die heilige Messe hört, ohne zur Kommunion zu gehen, sucht die geistige Kommunion und sammelt euch in euch selbst. Das ist eine überaus nützliche Praxis. Und sie entzündet in euch die große Liebe zu Gott.“ Der heilige Alfons Maria von Liguori ermahnt die Gläubigen, die geistige Kommunion mehrmals am Tag zu praktizieren, z. B. wenn sie eine Kirche gehen und dort das Allerheiligste Sakrament besuchen. Seiner Meinung nach sind zwei Dinge nötig, um sie zu empfangen: Das erste ist der brennende Wunsch, Jesus im Sakrament der Liebe zu empfangen, und das zweite ist eine liebevolle Umarmung, als ob er schon empfangen worden wäre. Der heilige Johannes Bosco sagt: „Wenn ihr nicht sakramental kommunizieren könnt, übt wenigstens die geistige Kommunion, die in einem brennenden Verlangen besteht, Jesus in eurem Herzen zu empfangen.“ Der hl Franz von Sales empfiehlt: „Kannst du in der heiligen Messe nicht kommunizieren, dann tu es wenigstens dem Herzen und dem Geiste nach, indem du dich voll heißer Sehnsucht mit dem lebenspendenden Leib des Herrn vereinigst.“
Gebetshilfen für die Geistige Kommunion Hier seien nun einige Gebete aufgeführt, die disponieren und helfen die Geistige Kommunion würdig und innig zu empfangen. Am besten ist es wohl, wenn man sich eines aussucht, das einem gefällt und besonders anspricht und es vielleicht sogar auswendig lernt, oder ein Gebet selbst formuliert und aus freiem Herzen betet:
1. Ein schönes Gebet ist das „anima Christi“. Als Lied vertont steht es im Gotteslob Nr. 828 (Anhang der Diözesen Freiburg und Rottenburg):
Seele Christi heilige mich, Leib Christi rette mich, Blut Christi tränke mich, Wasser der Seite Christi wasche mich, Leiden Christi stärke mich, o guter Jesus erhöre mich, birg in deinen Wunden mich, von dir lass nimmer scheiden mich, vor dem bösen Feind beschütze mich, in meiner Todesstunde rufe mich, zu dir zu kommen heiße mich, mit deinen Heiligen zu loben dich, in deinem Reiche ewiglich. Amen
2. Folgendes Gebet zur geistigen Kommunion soll auf Pater Pio, den heiligen und stigmatisierten italienischen Kapuziner zurückgehen:
Mein Jesus, ich glaube, dass du im Allerheiligsten Altarsakrament zugegen bist. Ich liebe dich über alles und meine Seele sehnt sich nach dir. Da ich dich aber jetzt im Sakrament des Altares nicht empfangen kann, so komm geistigerweise zu mir und nimm Wohnung in meinem Herzen. Ich umfange dich und vereinige mich mit dir. In tiefster Ehrfurcht bete ich dich an. Lass nicht zu, dass ich mich je von dir trenne.
3. Dieses Gebet stammt von dem Kölner Kardinal Rainer Woelki
Jesus, Du mein Herr und mein Gott, im Allerheiligsten Sakrament des Altares schenkst Du uns Deine Gegenwart. Aus ganzen Herzen danke ich Dir dafür. Aus ganzem Herzen bete ich Dich an und schenke mich Dir hin. In der Heiligen Eucharistie führst Du Dein Volk zusammen und einst es auf seiner irdischen Pilgerschaft. Unsere Sehnsucht nach Deiner Gegenwart im eucharistischen Brot, dem Brot für unser Leben und das Leben der Welt, kann heute nicht gestillt werden. Doch unsere Sehnsucht nach Dir und nach Gemeinschaft mit unseren Schwestern und Brüdern kannst Du in geistiger Weise erfüllen. Stille unser Verlangen und vereine unseren Durst nach Dir in Deinem Schrei am Kreuz: Mich dürstet. Darum bitten wir Dich, unseren Herrn und Gott, der Du in der Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Das Beispiel meiner Mutter und Großmutter
Wenn in der nahen Pfarrkirche das hl. Messopfer gefeiert wurde, sie aber nicht hingehen, nicht dabei sein und aktiv teilnehmen konnten, dann haben sie gern folgendes Gebet gesprochen und es uns Kindern durch ihr Händefalten und Vorbeten beigebracht. Ich kann es heute noch auswendig.
Heiliger Schutzengel mein, geh du für mich in die Kirch hinein, knie dich hin an meinen Ort, hör die heilige Messe dort. Bei der Opferung bring mich dar, Gott zum Dienste ganz und gar. Was ich hab und was ich bin, leg ich als Opfergabe hin. Bei der heiligen Wandlung dann, bet mit Seraphs Inbrunst an unsern Heiland Jesus Christ, der wahrhaft da zugegen ist. Bei der heiligen Kommunion empfang du für mich den Gottessohn. Ist die heilige Messe aus, bring den Segen mir nach Haus.
Auch habe ich gut in Erinnerung, wie sie alles aus der Hand legten, sich in der Küche oder sonst wo hinknieten und für eins-zwei Minuten die Arbeit Arbeit sein ließen, wenn die Wandlungsglocken läuteten, um sich mit dem heiligen Geschehen in der Kirche und am Altar – Christus gegenwärtig in den Gestalten von Brot und Wein – zu verbinden. Ein kurzes Innehalten, ein Moment der Stille, Anbetung, ein Schöpfen aus tiefen Quellen. Gewöhnlich machten sie das Kreuzzeichen und beteten: „Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares von nun an bis in Ewigkeit.“ Und fügten noch an: „Jesus dir leb ich, Jesus dir sterb ich, Jesus dein bin ich im Leben und im Tode. – Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen |
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