geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Der Tod als Tor zum Leben

Predigt beim Seelenamt für eine verstorbene Ordensschwester

 

 

 

Liebe Mitschwestern von N., liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde,

 

„Gott ruft immer ins Leben, ob wir geboren werden oder ob wir sterben.“ – Auf diesen Ausspruch bin ich vor einigen Tagen gestoßen. Und ich meine er passt sehr gut zu unserer verstorben N.

 

Ich habe die letzten Tage einmal verschiedene Schwestern, die mit N. zusammengelebt und sie gekannt haben, gefragt, wer N. in ihren Augen war, wie sie die Verstorbene erlebt haben. – Da kamen Antworten wie z. B.: Sie war herzhaft, temperamentvoll, fidel, leutselig. Sie hat gern gesungen. Sie war eine eifrige Beterin. Eine Schwester meinte: Sie war nicht nur eine gute, sondern auch eine beliebte Kindergartenschwester. Eine Schwester nannte sie tatkräftig. Sie habe Arbeit nicht gescheut. Jemand sagte: N. stand mitten im Leben. Sie liebte das Leben, auch das Gemeinschaftsleben. Sie nahm aktiv daran teil und brachte sich ein.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

„Gott ruft immer ins Leben, ob wir geboren werden oder ob wir sterben.“ – Sowohl die Geburt als auch der Tod ist wie eine Tür bzw. ein Tor. Geburt und Tod als Tor zum Leben. Und dieses letzte Tor hat vor einigen Tagen N. durchschritten. Sie ist nun im Haus des Vaters, von dem es im Evangelium heißt, dort seien viele Wohnungen.

Unsere Welt bietet kein endgültiges, kein ewiges Zuhause. Alles hier hat seine Zeit. Und alles vergeht. – Dort aber, bei Gott, da öffnet sich ein Zuhause jenseits von Zeit und Raum.

 

Was macht denn das Schöne, das Eigentliche an einem Zuhause aus? Das ist doch nicht die Größe und Lage der Wohnung. Das sind doch nicht die kostbaren Teppiche, die teuren Gardinen oder die edlen Möbelstücke. Ohne langes Nachdenken werden Sie mit mir darin übereinstimmen: Das Schöne an einem Zuhause ist die Tatsache, dass da jemand ist, der uns erwartet, für den wir wichtig und wertvoll sind.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Wie gut zu wissen, dass auch im Himmel einer auf uns wartet. Wir haben es ja im Evangelium gehört. Jesus hat seinen Jüngern – und damit uns allen gesagt: „Ich gehe, um für euch einen Platz vorzubereiten. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14, 3).

 

Wir Christen glauben an diese Zusage. Und wir sollen unser Herz nicht verwirren lassen durch irgendwelche anderen Aussagen über das Ende dieses Lebens.

„Glaubt an Gott, und glaubt an mich“, so hat Jesus damals die Jünger gemahnt. Wir dürfen daran glauben, dass er, der selbst menschliches Leben mit all seinen Höhen und Tiefen durchlebt hat, uns bei seinem Vater einen Platz bereitet hat und dort auf uns wartet.

 

Da, wo er auf uns wartet, sind wir im Frieden Gottes geborgen. Dort ist nicht mehr Trauer noch Klage noch Mühsal. Dort wird Gott jede Träne aus unseren Augen wischen (vgl. Offb 21, 4).

„Gott ruft immer ins Leben, ob wir geboren werden oder ob wir sterben.“

 

Liebe Trauergemeinde! Ich bin davon überzeugt, dass unsere liebe Verstorbene diese Wahrheit nun erfährt. Sie kann das neue Leben kosten, es verkosten auf immer und ewig.