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Der Tod als Tor zum Leben Predigt beim Seelenamt für eine verstorbene Ordensschwester
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Liebe
Mitschwestern von N., liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde,
„Gott ruft immer ins Leben, ob wir geboren werden oder ob wir sterben.“
– Auf diesen Ausspruch bin ich vor einigen Tagen gestoßen. Und ich meine
er passt sehr gut zu unserer verstorben N. Ich habe die
letzten Tage einmal verschiedene Schwestern, die mit N. zusammengelebt
und sie gekannt haben, gefragt, wer N. in ihren Augen war, wie sie die
Verstorbene erlebt haben. – Da kamen Antworten wie z. B.: Sie war
herzhaft, temperamentvoll, fidel, leutselig. Sie hat gern gesungen. Sie
war eine eifrige Beterin. Eine Schwester meinte: Sie war nicht nur eine
gute, sondern auch eine beliebte Kindergartenschwester. Eine Schwester
nannte sie tatkräftig. Sie habe Arbeit nicht gescheut. Jemand sagte: N.
stand mitten im Leben. Sie liebte das Leben, auch das
Gemeinschaftsleben. Sie nahm aktiv daran teil und brachte sich ein. Liebe
Schwestern und Brüder!
„Gott ruft immer ins Leben, ob wir geboren werden oder ob wir sterben.“
– Sowohl die Geburt als auch der Tod ist wie eine Tür bzw. ein Tor.
Geburt und Tod als Tor zum Leben. Und dieses letzte Tor hat vor einigen
Tagen N. durchschritten. Sie ist nun im Haus des Vaters, von dem es im
Evangelium heißt, dort seien viele Wohnungen. Unsere Welt
bietet kein endgültiges, kein ewiges Zuhause. Alles hier hat seine Zeit.
Und alles vergeht. – Dort aber, bei Gott, da öffnet sich ein Zuhause
jenseits von Zeit und Raum. Was macht
denn das Schöne, das Eigentliche an einem Zuhause aus? Das ist doch
nicht die Größe und Lage der Wohnung. Das sind doch nicht die kostbaren
Teppiche, die teuren Gardinen oder die edlen Möbelstücke. Ohne langes
Nachdenken werden Sie mit mir darin übereinstimmen: Das Schöne an einem
Zuhause ist die Tatsache, dass da jemand ist, der uns erwartet, für den
wir wichtig und wertvoll sind. Liebe
Schwestern und Brüder!
Wie gut zu wissen, dass auch im Himmel einer
auf uns wartet. Wir haben es ja im Evangelium gehört. Jesus hat seinen
Jüngern – und damit uns allen gesagt:
„Ich gehe, um für euch einen Platz vorzubereiten. Wenn ich gegangen bin
und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde
euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14, 3). Wir Christen
glauben an diese Zusage. Und wir sollen unser Herz nicht verwirren
lassen durch irgendwelche anderen Aussagen über das Ende dieses Lebens.
„Glaubt an Gott, und glaubt an mich“, so hat Jesus damals die Jünger gemahnt. Wir dürfen daran
glauben, dass er, der selbst menschliches Leben mit all seinen Höhen und
Tiefen durchlebt hat, uns bei seinem Vater einen Platz bereitet hat und
dort auf uns wartet.
Da, wo er auf uns wartet, sind wir im Frieden
Gottes geborgen. Dort ist nicht mehr Trauer noch Klage noch Mühsal. Dort
wird Gott jede Träne aus unseren Augen wischen
(vgl. Offb 21, 4).
„Gott ruft
immer ins Leben, ob wir geboren werden oder ob wir sterben.“
Liebe Trauergemeinde! Ich bin davon überzeugt, dass unsere liebe
Verstorbene diese Wahrheit nun erfährt. Sie kann das neue Leben kosten,
es verkosten auf immer und ewig. |
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