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Dankbarkeit (Predigt zum Erntedankfest 2004)
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Das schwerste Wort
Was macht es eigentlich so schwer zu danken? Was blockiert, was hindert uns? Tun wir es nicht viel zu wenig?
Können wir vielleicht besser klagen und jammern als danken? Können wir besser kritisieren und protestieren? Sehen wir eher alles negativ? Ist unser Denken mehr destruktiv?
Der erste Feind der Dankbarkeit ist der Stolz. Der stolze Mensch glaubt alles sich selbst zu verdanken, seiner Leistung, seiner Fähigkeit, seiner Tüchtigkeit, der eigenen Kraft. Alles im Griff. Mir machen das schon. Der Stolze schreibt alles sich selber zu. Sind wir vielleicht zu stolz, um noch dankbar sein zu können?
Ein zweiter Feind der Dankbarkeit, sozusagen ein Dankbarkeitstöter, ist die Selbstverständlichkeit. Nehmen wir nicht vieles zu selbstverständlich? Aber was ist schon selbstverständlich? Ist es wirklich selbstverständlich, dass ich gesund bin, dass ich morgens aufstehen kann, dass ich atme, dass ich lebe, dass ich Arbeit habe und ein Zuhause, Nahrung und Kleidung? Gehen können, meine Sinne gebrauchen können, hören, sehen, riechen, tasten, schmecken können, ist das selbstverständlich? Ist es so selbstverständlich, dass Menschen an mich denken, es gut mit mir meinen, für mich da sind? Sind Zuneigung, Freundschaft, Liebe, Treue und Vertrauen selbstverständlich? Nichts ist eigentlich selbstverständlich, auch nicht die kleinen Dinge, weder ein gesunder Schlaf, noch die gebügelte Wäsche, weder das fertige Essen noch die frischen Blumen auf dem Tisch.
Ein dritter Feind der Dankbarkeit ist die Gedankenlosigkeit. Gehen wir an vielem Gutem und Schönem nicht achtlos vorbei? Sind wir nicht weithin blind für die Gaben, die uns jeden Tag zukommen? Leben wir nicht viel zu ruhelos, zu fiebrig, zu gehetzt, um uns noch besinnen und danken zu können? Sind wir nicht viel zu beschäftigt und besetzt mit unseren Sorgen und Problemen und übersehen das kleine Glück, die alltäglichen Freuden? Auch ein Dankbarkeitstöter: die Gedankenlosigkeit.
Ein vierter Feind der Dankbarkeit ist das überzogene Anspruchsdenken. Wir meinen dieses oder jenes müssten wir unbedingt haben. Wir fordern es ein, klagen es ein. Wo aber ein Mensch nur aus dieser Haltung lebt, verliert das Leben den Geschenkcharakter. Der Mensch wird immer unglücklicher und unzufriedener. Wo aber eine Grundstimmung der Unzufriedenheit herrscht, ist kein Raum für Dankbarkeit. Wo das Fordern zu sehr in den Vordergrund tritt, das Pochen auf mein Recht, das Anmelden meines Anspruchs, da wird das Danken im Keim erstickt. Es hat keine Chance, es kommt nicht zum Zug.
Ein letzter Feind der Dankbarkeit, den ich nennen möchte, ein Dankbarkeitstöter, ist die Verwöhnung. Sind wir nicht in vielfacher Hinsicht heutzutage verwöhnt? Wir haben riesige Auswahl. Wir haben viele Angebote. Die Regale der Supermärkte sind übervoll. Geht es uns nicht manchmal wie dem Kind, das zu viele Spielsachen hat? Es nimmt dieses und jenes und will mit keinem spielen. Der verwöhnte Mensch ahnt den Wert der Dinge nicht mehr. Er vergisst die Dankbarkeit. Er fordert immer noch mehr und kann nie genug kriegen.
Wie können wir wieder zum Danken kommen? Wie können wir es wieder lernen?
Wir können auf andere
Menschen schauen, z. B auf Maria.
Oder Franz von Assisi: In ihm war der Geist der Dankbarkeit ganz lebendig. Danken bildet so etwas wie einen Grundakkord in seinem Leben. Franziskus sieht sich ganz als Empfangender. Alles ist für ihn Geschenk, Gabe, Gnade. Und in jeder Gabe entdeckt er den Geber, in allem Guten den Ursprung des Guten. - Franziskus lebte aus dem Bewusstsein, dass er nichts aus sich selber ist und hat, dass alles ihm zukommt von einem anderen her, der größer ist, der gut ist, der die Liebe ist und absoluter Reichtum.
Wie können wir das Danken wieder lernen?
Und wenn es einmal gar nicht danach aussieht, als hätten wir Grund zu danken, vielleicht ist es an einem solchen Tag nur der Dank dafür, dass das Leidvolle und Schwere durchgestanden werden konnte, dass Gott auch an diesem Tag mir nahe war und dass ich auch diesen Tag mit all seinen Sorgen auf ihn hin loslassen und in seine Hände legen darf.
Dank öffnet es - für Gott und die Menschen. |
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