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Wenn Gott kommt … 33. Sonntag im Lesejahr C; 2 Thess 3, 7 - 12 und Lk 21, 5 - 19
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„Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen…“ Nicht wahr, liebe Schwestern und Brüder, dieser Satz klingt wie eine Stammtischparole – und ist doch fast 2000 Jahre alt. Er stammt vom Apostel Paulus. Wir haben ihn in der zweiten Lesung gehört. „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.“
Was war damals los bei den Thessalonichern, so dass Paulus solche Worte an die Gemeindemitglieder schreiben musste? Nun, da gab es wohl eine ganze Reihe von Christen, die tatsächlich aufgehört hatten zu arbeiten – und plötzlich anderen auf der Tasche lagen, aber nicht, weil es keine Arbeit gab, auch nicht weil sie zu faul zum Arbeiten gewesen wären. Der Grund war ein anderer: Man wartete damals auf die Wiederkunft Christi, auf den Jüngsten Tag. Und man war überzeugt, dass das bald geschehen werde. Einige glaubten, dass der Tag des Herrn so nahe war, dass es gar nicht mehr lohnt noch groß zu arbeiten.
Aber dann gab es ein Problem. Diese nahe, sozusagen unmittelbar bevorstehende Erwartung des Herrn, die erfüllte sich nicht. Das Ende der Welt kam nicht. Das Leben ging vielmehr weiter. – Und nun sah sich Paulus in seinem Brief an die Gemeinde veranlasst, diese Menschen zu ermahnen, wieder in einen normalen Alltag zurückzukehren, einer Arbeit nachzugehen und wieder ein ordentliches Leben zu führen, ohne das Ausschauen nach dem Herrn, ohne das Warten auf den Herrn zu vernachlässigen.
Liebe Schwestern und Brüder, um etwas Ähnliches geht es auch heute im Evangelium. Auch der Evangelist muss den Menschen sagen: Das Ende kommt noch nicht sofort. Das kann unter Umständen noch lange dauern – und es können bis dahin noch ganz schreckliche Dinge passieren. Und von den Dingen, die Lukas aufzählt, waren einige schon passiert, als er sein Evangelium aufgeschrieben hat:
Der Tempel in Jerusalem z. B., dieses große Heiligtum, war zerstört. Von all seiner Pracht war nichts mehr übrig. Die Weihegeschenke und Kostbarkeiten waren geplündert und nach Rom geschafft worden.
Außerdem gab es Christenverfolgungen. Und diese stellten die frühen christlichen Gemeinden äußerst hart auf die Probe und drängten sie in den Untergrund. Noch nicht einmal auf die eigene Familie konnte man sich verlassen.
Und immer gab es jene falschen Propheten, die im Namen Jesu auftraten und irgendwelche Irrlehren verkünden. Nicht selten von einem Gott der Rache übt und die Menschen bestraft. Denn mit der Angst vor Gott konnte man immer schon Menschen gut kleinhalten und beeinflussen.
Und der Evangelist will weiter sagen: Ein solches Ende, das kommt nicht von Gott! Sondern was da so schrecklich und Angst machend geschildert wird, das machen eher die Menschen selbst.
Nein, wenn Gott kommt, dann ist das ganz anders. Gott will doch keine Zerstörung! Gott will nicht Untergang und Verderben. „Gott sinnt“ vielmehr – wie es heute im Eröffnungsvers der heiligen Messe heißt – „Gedanken des Friedens, nicht des Verderbens". Gott will Rettung und Erlösung. Wenn Gott wiederkommt, dann kommt er in Herrlichkeit. Und dann kommt nicht das große Aus, nicht der Schrecken, sondern das Heil.
Liebe Schwestern und Brüder! Dieses Evangelium will also gar keine Angst machen, sondern Hoffnung wecken, die Hoffnung auf einen Herrn, der eben nicht ein schrecklicher Richter ist, sondern ein barmherziger und liebevoller Erlöser und Heiland. – Ein Gott, auf den es sich zu warten lohnt, weil er dann alles zum Guten führen wird.
Nun, liebe Mitchristen, vielleicht haben Sie ja auch schon mal gedacht: Wenn das Warten jetzt schon 2000 Jahre geht und immer noch andauert, vielleicht kommt da ja gar nichts. Vielleicht kommt da gar kein Gott, kein Heiland und Erlöser.
Doch, er kommt! – Allerdings nicht so, dass man Angst davor haben müsste. Denn er kommt sicher nicht als großer Weltuntergang. Gott zerstört doch seine Schöpfung nicht. Nein er will sie heimführen. Er will sie vollenden. Wenn wirklich ein Weltuntergang kommt, dann nicht, weil Gott das so will, sondern weil wir Menschen die Schöpfung schröpfen, weil wir die Erde schlecht behandeln, weil wir sie ausbeuten und ruinieren, so dass sie über kurz oder lang kollabiert.
Nein, wenn Gott kommt, dann wird das anders sein, ganz anders: Das Kommen des Herrn wird, glaube ich, nicht universal geschehen, sondern das wird sich im Leben eines jeden Menschen ereignen – eben dann, wenn unsere Zeit hier in dieser Welt zu Ende ist, wenn Gott uns ruft, uns heimruft und heimholt.
Und das ist dann kein Ende mit Schrecken, sondern eben ein „Heim-kommen“. Und Gott, der Vater, wird uns in seiner Liebe aufnehmen und umarmen, wie der Vater im Gleichnis den verlorenen Sohn. Und dann sind wir angekommen, dann sind wir zu Hause. Dann können wir leben für immer in seinem Licht, in seinem Frieden, in seinem Glück, in der Geborgenheit bei ihm.
Liebe Schwestern und Brüder! Ich bin überzeugt: Jeder von uns wird seinen ganz persönlichen „jüngsten Tag“ erleben. Dann, wenn unser Leben in dieser Welt zu Ende ist. – Vor jenem Tag brauchen wir uns aber – bei allem, was da zu Ende geht – nicht fürchten, sondern dürfen auf ihn hinleben. Denn er ist ja nicht das Ende, sondern das Ziel. Unser Ziel. Und das ist der Herr selbst.
Und die Zeit bis dahin, die uns in dieser Welt geschenkt ist, das ist unsere Lebens-Zeit, das ist das Jetzt. Und diese Zeit sollten wir so leben und so gestalten wie Paulus es der Gemeinde von Thessalonich schreibt: Dass wir nämlich niemandem zur Last fallen, keine unnützen Dinge treiben, sondern ein Leben führen, das anderen ein Vorbild und Zeugnis ist, so dass man an uns erkennen kann, was christliche Hoffnung ist: Nämlich, dass da ein Gott ist, der uns liebt. Ein Gott, der am Ende nicht kommt, um alles zu zerstören, sondern um alles zu vollenden – und um alles zu einem Paradies zu machen.
Wenn wir in dieser Hoffnung standhaft bleiben, dann wird er uns in der Tat kein Haar krümmen, wenn er kommt, sondern er wird uns einfach nur in seine Arme nehmen, damit wir dort geborgen sind.
Wie schön wäre es, wenn diese Hoffnung unser Leben schon heute durchdringen und erfüllen würde! Wie schön wäre es, wenn man uns die Freude darüber schon jetzt ansehen würde! |
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