geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Unterwegs mit einer Verheißung

19. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

 

Von Lothar Zenetti stammt das schöne Wort:

  • „Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.

  • Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.

  • Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.“

 

Erstens: aus der Hoffnung leben:

Dazu ermutigt uns die 1. Lesung aus dem Buch der Weisheit. Schon die Väter, so heißt es dort, lebten aus der Verheißung, die da lautet: Es kommt die Nacht der Befreiung. Das ganze Volk erwartete die Befreiung der Gerechten und den Untergang der Feinde. Mit dieser Verheißung feierte das Volk Israel das Pascha-Fest: Sie sangen schon im Voraus Loblieder auf Gott.

 

Sind wir solche Menschen der Verheißung? Trauen wir der Verheißung, dass Gott uns befreien und erretten wird aus aller Not, aus allen Dunkelheiten, die uns umgeben, die uns anfechten und mutlos machen: in unserem persönlichen Leben und im Leben der Kirche? Trauen wir der Verheißung Gottes, dass er uns retten wird, dass er uns Leben für immer gibt in seinem Reich?

 

Gerade die innerkirchlichen Herausforderungen, die wir immer wieder erleben, sind auch Testproben für unsere Hoffnung. Trauen wir dem rettenden und befreienden Gott zu, dass er zu seinen Verheißungen steht? – Wenn wir im Glauben und in der Hoffnung unsicher sind, angefochten, gerade dann sind wir aufgerufen zu einem noch größeren Vertrauen auf Gott, der rettet und befreit. „Und wenn alle dich verlassen, ich verlasse dich nicht!“

 

Zweitens: aus der Liebe leben.

Denn Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.

Solche Menschen gewinnen einen Schatz, der nicht zugrunde geht: droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst. – So spricht Jesus zu seinen Jüngern damals und heute zu uns im Evangelium. Verkauft eure Habe, gebt den Erlös den Armen! Wer großzügig ist und großmütig, wer sein Herz öffnet für die Not der anderen, der wird bereit sein für das Kommen des Herrn. Er kommt, er kommt sicher, und: Er kommt zu einer Stunde, in der wir es nicht erwarten. Für das Kommen des Herrn in Wachsamkeit und tätiger Liebe sich zu bereiten, dazu ruft uns der Herr heute auf.

 

Drittens: aus dem Glauben leben.

Denn Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht. – Das Licht des Glaubens ist uns in der Taufe geschenkt worden. In diesem Licht sehen wir Menschen und Welt, die Ereignisse unseres Lebens und der Welt- und Kirchengeschichte. – Dazu werden uns die großen Vorbilder des Glaubens in der 2. Lesung vor Augen geführt: Abraham, der Vater der Glaubenden. Isaak, Jakob und Sara. Und seither ist die Zahl der Glaubenden ins Unermessliche gewachsen: Zahlreich sind sie wir die Sterne am Himmel und wie der Sand am Meeresstrand. – Und mitten darin wir als Menschen, die glauben, lieben und hoffen. – Was uns trägt, ist die Verheißung des Kommenden, des Reiches Gottes, der Stadt, die von Gott selbst geplant und gebaut ist – das himmlische Jerusalem, unsere bleibende Heimat.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Im Wort Jesu: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“ ist all dies zusammengefasst – in einem Trostwort für jeden und jede von uns: Hab keine Angst! Verlier nicht den Mut! Lass dich nicht aus der Fassung bringen! Der Vater hat beschlossen, uns allen das Reich zu geben. Nur staunend danken kann ich dafür und beten: „Mein Gott, welche Freude, an dem Tag, an dem du kommst!“

 

Diese Predigt orientiert sich an einer Vorlage von Konrad Baumgartner