Von Lothar Zenetti stammt das
schöne Wort:
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„Menschen, die aus der
Hoffnung leben, sehen weiter.
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Menschen, die aus der
Liebe leben, sehen tiefer.
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Menschen, die aus dem
Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.“
Erstens: aus der Hoffnung
leben:
Dazu ermutigt uns die 1.
Lesung aus dem Buch der Weisheit. Schon die Väter, so heißt es dort, lebten aus
der Verheißung, die da lautet: Es kommt die Nacht der Befreiung. Das ganze Volk
erwartete die Befreiung der Gerechten und den Untergang der Feinde. Mit dieser
Verheißung feierte das Volk Israel das Pascha-Fest: Sie sangen schon im Voraus
Loblieder auf Gott.
Sind wir solche Menschen der
Verheißung? Trauen wir der Verheißung, dass Gott uns befreien und erretten wird
aus aller Not, aus allen Dunkelheiten, die uns umgeben, die uns anfechten und
mutlos machen: in unserem persönlichen Leben und im Leben der Kirche? Trauen wir
der Verheißung Gottes, dass er uns retten wird, dass er uns Leben für immer gibt
in seinem Reich?
Gerade die innerkirchlichen
Herausforderungen, die wir immer wieder erleben, sind auch Testproben für unsere
Hoffnung. Trauen wir dem rettenden und befreienden Gott zu, dass er zu seinen
Verheißungen steht? – Wenn wir im Glauben und in der Hoffnung unsicher sind,
angefochten, gerade dann sind wir aufgerufen zu einem noch größeren Vertrauen
auf Gott, der rettet und befreit. „Und wenn alle dich verlassen, ich verlasse
dich nicht!“
Zweitens: aus der Liebe
leben.
Denn Menschen, die aus der
Liebe leben, sehen tiefer.
Solche Menschen gewinnen
einen Schatz, der nicht zugrunde geht: droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet
und keine Motte ihn frisst. – So spricht Jesus zu seinen Jüngern damals und
heute zu uns im Evangelium. Verkauft eure Habe, gebt den Erlös den Armen! Wer
großzügig ist und großmütig, wer sein Herz öffnet für die Not der anderen, der
wird bereit sein für das Kommen des Herrn. Er kommt, er kommt sicher, und: Er
kommt zu einer Stunde, in der wir es nicht erwarten. Für das Kommen des Herrn in
Wachsamkeit und tätiger Liebe sich zu bereiten, dazu ruft uns der Herr heute
auf.
Drittens: aus dem Glauben
leben.
Denn Menschen, die aus dem
Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht. – Das Licht des Glaubens ist
uns in der Taufe geschenkt worden. In diesem Licht sehen wir Menschen und Welt,
die Ereignisse unseres Lebens und der Welt- und Kirchengeschichte. – Dazu werden
uns die großen Vorbilder des Glaubens in der 2. Lesung vor Augen geführt:
Abraham, der Vater der Glaubenden. Isaak, Jakob und Sara. Und seither ist die
Zahl der Glaubenden ins Unermessliche gewachsen: Zahlreich sind sie wir die
Sterne am Himmel und wie der Sand am Meeresstrand. – Und mitten darin wir als
Menschen, die glauben, lieben und hoffen. – Was uns trägt, ist die Verheißung
des Kommenden, des Reiches Gottes, der Stadt, die von Gott selbst geplant und
gebaut ist – das himmlische Jerusalem, unsere bleibende Heimat.
Liebe Schwestern und
Brüder!
Im Wort Jesu: „Fürchte
dich nicht, du kleine Herde!“ ist all dies zusammengefasst – in einem
Trostwort für jeden und jede von uns: Hab keine Angst! Verlier nicht den Mut!
Lass dich nicht aus der Fassung bringen! Der Vater hat beschlossen, uns allen
das Reich zu geben. Nur staunend danken kann ich dafür und beten: „Mein Gott,
welche Freude, an dem Tag, an dem du kommst!“
Diese Predigt
orientiert sich an einer Vorlage von Konrad Baumgartner |