geistliche Impulse

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Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Er offenbarte seine Herrlichkeit

2. Sonntag im Lesejahr C; Joh 2, 1 - 11

 

EVANGELIUM                                                                                                   

So tat Jesus sein erstes Zeichen - in Kana in Galiläa

 

+Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit

1fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei.

2Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.

3Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.

4Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

5Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!

6Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.

7Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.

8Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm.

9Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen

10und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.

11So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

 

Ein „lichtreiches Geheimnis“ des Lebens Jesu leuchtet heute auf: „Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat.“ Papst Johannes Paul II. hat 2002 das Rosenkranzgebet unter anderen mit diesem Geheimnis ergänzt und bereichert.

Ähnlich wie die Erscheinung des Herrn vor den Weisen aus dem Osten und die Taufe Jesu im Jordan handelt es sich um ein Epiphanie-Ereignis und gehört eigentlich in die Weihnachtszeit hinein.

Aber Weihnachten ist längst abgehakt. Das Fest, auf das uns Konsum und Kommerz seit Herbst eingestimmt haben, ist verklungen. Die Christbäume sind entsorgt, die Krippen wieder abgebaut und die Schaufenster längst umdekoriert.

Auch bei den Gottesdienstfeiern in der Kirche sind wir zurück im Jahreskreis, wie die liturgische Farbe „grün“ anzeigt.

 

Ich finde es schade, dass auch die Kirche die Weihnachtszeit so schnell zu Ende gehen lässt. Sie müsste ja nicht mehr – so wie früher – bis Mariä Lichtmess (2. Februar) gehen, aber den heutigen Sonntag hätte sie – mit guten Gründen – doch noch in der Weihnachtszeit belassen können, statt ihn in die Zeit des Jahreskreises zu legen. Denn „Stern“ (Drei König), „Wasser“ (Taufe Jesu) und „Wein“ (Hochzeit zu Kana) bilden einen Dreiklang. Diese drei Ereignisse bzw. Heils-Geheimnisse gehören zusammen.

 

In der Magnificat-Antiphon am Fest der Erscheinung des Herrn heißt es nämlich: „Drei Wunder heiligen diese Tage: Heute führt der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit. Heute wurde Christus im Jordan getauft. Uns zum Heil. Halleluja.“

Und in der Benedictus-Antiphon des gleichen Tages heißt es: „Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein verwandelt und erfreut die Gäste.“

 

Drei Herrlichkeitsmomente, drei Zeichen für die erfüllte messianische Zeit. Und die Hochzeit zu Kana, die ist eng verbunden mit der weihnachtlichen Hoch-Zeit.

 

Schön, dass mancherorts wenigsten in den Kirchen die Krippen noch etwas länger stehen bleiben – so auch hier bei uns in der Wallfahrtskirche – und damit an die allzu kurze Weihnachtszeit erinnern.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Das heutige Evangelium ruft uns zu: Verlasst nicht zu schnell den Festsaal des Glaubens! Bewahrt euch ein wenig den weihnachtlichen Glanz, auch wenn das Jesus-Kind inzwischen zum Mann geworden ist. Denn Gott schenkt weiter. Die Bescherung hört nicht auf. Die Brunnen des Himmels fließen.

 

In Kana waren es damals sechshundert Liter Wasser, die zu Wein verwandelt wurden. Eine Riesenmenge!

Der heilige Hieronymus wurde einmal gefragt: „Haben die Hochzeitsgäste die sechshundert Liter allein getrunken?“„Nein“, erwiderte Hieronymus, „wir trinken noch heute davon.“

Sehen Sie: Bei der Hochzeit von Kana kommt bereits ans Licht, was Jesus später von sich und seiner Sendung sagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (vgl. Joh 10, 10). Und es wird noch einmal anschaulich, was der Evangelist Johannes im Prolog so ins Wort bringt: „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade über Gnade“ (Joh 1, 16).

 

Hochzeit ist Sinnbild für Heils-Zeit. Und der Wein ist Gabe der Heils-Zeit. Die „maßlose“ Überfülle des Weins symbolisiert – wie bei der Brotvermehrung – die erfüllte Zeit, die messianische Zeit. „Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe“ (Mk 1, 14).

Somit beseitigt das Weinwunder Jesu in Kana nicht nur einen akuten Notstand und behebt einen Mangel damals, sondern signalisiert vielmehr noch, dass mit Jesus das Reich Gottes schon begonnen hat. (vgl. Mt 12, 28; Lk 14, 15)

 

Liebe Mitchristen!

In jeder Eucharistiefeier sind wir die Hochzeitsgäste von Kana. Dabei geschieht in gläubiger Weise Wandlung, Wandlung des Irdischen in das Göttliche, des Vergänglichen in das Ewige, des Todes in das Leben.

So gesehen deutet dieses erste Zeichen, das Jesus wirkt, auf jenes letzte hin, das Jesus gab, als er Brot und Wein nahm, um für alle Zeiten unsere Armut und unseren Mangel mit seinem Reichtum und unsere Leere mit seiner Liebe zu füllen.

Stellen wir IHM unsere mit Wasser vollen Krüge hin, damit er sie verwandelt und füllt mit dem Wein der Freude und Hoffnung.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Abstand zum Weihnachtsfest wird mit jedem Tag im neuen Jahr größer. Und wenn wir uns auch liturgisch bereits seit einer Woche im „grünen“ Jahreskreis befinden, so hat doch der heutige Sonntag – wie wir gesehen haben – noch einmal Epiphaniecharakter. Noch einmal fällt ein weihnachtlicher Glanz in die gottesdienstliche Feier heute.

Wie in Betlehem bei der Geburt Jesu und wie im Jordan bei der Taufe, so scheint auch in Kana Jesu göttliche Herkunft auf.

 

Am Schluss heißt es: „Er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.“ – Es wird nicht gesagt, dass alle zum Glauben an ihn kamen, aber seine Jünger! Und wir?

 

Wie oft werden wir im Laufe des kommenden Jahres vor leeren Krügen stehen? Wie oft wird uns – bildlich gesprochen – der Wein ausgehen, der Wein der Freude, der Wein des Glücks, der Wein der Zuversicht…? Wieviel Enttäuschung, Mutlosigkeit und Mangel wird warten?

Doch die Erzählung von der Hochzeit zu Kana zeigt uns die Mutter Jesu, die Mangel wahrnimmt, Not erkennt und fürbittend für uns eintritt. Und sie stellt uns den Herrn vor Augen, der uns in unseren Nöten, Ängsten und Sorgen nicht allein lässt, sondern uns helfend und rettend zur Seite steht, der ergänzen und vollenden kann, was uns mangelt und fehlt und Fülle wirken und Leben schenken, heute schon und in Ewigkeit.