Das ist die Frage, die der Mann im
Evangelium an Jesus richtet. Von dieser Frage ist er zutiefst bewegt. –
Ist das nicht eine Frage, die jeder Mensch stellt? Was kann, soll, muss
ich tun, damit mein Leben glückt, bleibend und dauerhaft glückt?
Satt werden genügt nicht, Ansehen
genießen genügt nicht, Spaß haben, sich vergnügen genügt nicht. Reich
sein, sich alles leisten können, genügt nicht. Es muss mehr als all das
geben.
Gesundheit, Schönheit, Erfolg: All das
wird einmal genommen. All das ist vergänglich. Was trägt darüber hinaus?
Was bleibt?
Gleich zu Beginn seines Gespräches mit
dem jungen Mann gibt Jesus schon die Antwort. Ohne Umschweife weist er
hin auf Gott. Er ist gut. Niemand sonst. Er allein!
Jesus will dem reichen Mann, sagen: Das
ewige Leben ist nicht das, was wir machen. Wir können es mit eigner
Anstrengung und beim besten Willen nicht aus uns hervorbringen.
Es ist ein Geschenk aus den Händen
Gottes.
Die Grundfrage lautet nicht: Was
muss ich tun, damit es gut wird. Die Grunderfahrung
unseres Lebens darf sein: Gott ist gut. Und es ist gut mit mir und mit
uns, weil Gott Gott ist.
Jesus sagt es auch uns: Das gute,
erfüllte, glückliche Leben besteht in nichts anderem als in Gott. Er ist
der Gute, das höchste Gut. Er allein ist Glück und Seligkeit des
Menschen.
Er allein ist groß genug, um die ganze
Höhe und Tiefe, die Länge und Breite unserer Sehnsucht nach Leben
auszufüllen.
„Gott allein genügt“,
sagt Theresia von Avila. Und Franz v. Assisi spricht Gott in einem Gebet
an: „Du - aller Reichtum zur Genüge.“
Welches ist der Weg zu Gott?
Jesu Antwort ist nüchtern. Gar nichts
Außerordentliches und Verstiegenes. Jesus verweist einfach auf die
Gebote...
Der Mann sagt, er habe immer alles
befolgt, alle Gebote gehalten, nie etwas augelassen, von Kindesbeinen
an.
Könnte der Mann mit sich und mit seinem
religiösen Leben nicht ganz zufrieden sein? Er könnte, aber er ist es
nicht!
Er sucht mehr als peinliches Befolgen
aller Gebote. Korrekte Lebensführung, gewissenhaft exaktes Erfüllen der
Normen und Gesetze, vorschriftsmäßig leben – das kann ja nicht alles
sein.
Als der Mann spürt: es muss noch etwas
anderes geben, mir fehlt noch etwas, ich bin noch gar nicht am
entscheidenden Punkt, da sieht Jesus ihn an und gewinnt ihn lieb.
Glücklich, liebe Schwestern und Brüder,
wer diesen Blick erfährt! Glücklich, wer diesen Blick versteht! Es ist
immer ein Blick voller Liebe, der einlädt und auffordert zugleich.
So auch hier: Jesus sucht das Vertrauen
des jungen Mannes zu gewinnen. „Lass alles! Dann komm und folge mir
nach!“
Unser Christenleben, liebe Mitchristen, will und soll im Grunde
eine einzige Antwort sein auf diesen Ruf, auf diese Einladung:
„Komm und folge mir nach!“
Als der junge Mann von Jesus tatsächlich
in die Nachfolge gerufen wird, schreckt er zurück. Verkaufen, was er
hat, alles lassen, loslassen...? Das ist ihm zu schwer. Das Netz des
Reichtums hält ihn gefangen. Er bringt es nicht fertig, dieses Netz zu
zerreißen, die Sicherheiten und Bindungen aufzugeben und sich aus seiner
bisherigen Lebensform zu lösen, um sich ohne Angst und Sorge,
vorbehaltlos Jesus anzuschließen. Er schafft den Sprung ins Vertrauen
nicht. Die Angst ist stärker als das Vertrauen.
Er traut Gott nicht zu, dass Leersein und
Arm-Werden „Reichsein“ bedeutet und in die wahre und eigentliche
Freiheit führt.
Er traut Gott das Paradoxe nicht zu, dass
man letztlich nur hat, was man verschenkt und dass man verliert, was man
festhält.
Der reiche Mann fragt: „Was muss ich
tun...?“
Die tiefer gehende Frage hat er noch gar
nicht entdeckt:
„Was muss ich lassen, um wohltuend zu
erfahren:
Gott ist Gott. Gott ist gut. Gott nur genügt.“
Der Mann hat Angst, auf etwas anderes zu
vertrauen als auf sein eignes Tun, auf seine fromme Leistung. Er hat
Angst, sein Tun, seine Habe, sein Vermögen loszulassen.
Und was tritt an die Stelle seiner
Sehnsucht nach mehr, nach erfüllterem Leben? Gefühle von Verdruss und
Trauer.
Er weiß nur zu gut, dass sein Weg ihn
jetzt wieder in jene Leere zurückführt, aus der er kam. Das ist
enttäuschend. Er hat den Absprung nicht geschafft und vielleicht die
Chance seines Lebens verpasst.
Da ist ihm eine Tür aufgegangen, aber er
schreitet nicht hindurch. Da könnte etwas völlig Neues in seinem Leben
beginnen, doch es bleibt alles beim Alten. Er lag dem Meister zu Füßen
und blieb doch am Ende bei sich selbst.
Dann schaut Jesus seine Jünger an und
sagt zu ihnen:
„Wie schwer ist es für Mensch, die viel besitzen in das Reich Gottes zu
kommen.“
Und er fügt hinzu:
„Eher geht ein Kamel
(das größte Tier in Palästina) durch ein Nadelöhr (die kleinste
Mauerpforte in Jerusalem) als dass ein Reicher
in das Reich Gottes kommt.“
Die
Aussage Jesu löst bei den Jüngern Entsetzen aus. Sie sind geschockt.
„Wer kann da noch gerettet werden?“ fragen sie ganz resigniert. –
Jesu Antwort lautet: „Für Menschen ist das
unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.“
Für Gott ist alles möglich.
Sehen Sie, liebe Schwestern und Brüder:
Über das Unvermögen des reichen Mannes und über die Angst
der Jünger stellt Jesus die Gnade Gottes.
„Für Gott ist alles möglich!“
Ein Schlüsselsatz!- Er sagt, woher unser
Heil kommt.
Es ist nicht käuflich. Wir verdanken es
nicht unserer Leistung.
Es kommt nicht aus uns, sondern
zu uns. Es ist mehr Gabe als Tat, mehr Geschenk als Verdienst. Wir
verdanken es Gott:
„Für Gott ist alles möglich!“
Gott ist es, der das Menschenunmögliche
möglich macht. Auch wo menschlich gesehen keine Hoffnung ist, da kann
Gott noch ganz anders. Und er hat Möglichkeiten und Wege der Rettung. –
Das ist Trost. Das ist frohe Botschaft heute an uns.
„Für Gott ist alles möglich!“
Gott ist der Meister des Unmöglichen.
Nehmen wir dieses feste Vertrauen mit in
die neue Woche! Und verlassen wir uns ganz fest auf den Herrn!
„In te domine speravi non confundar in
eaternum.“