Was macht
mein Leben „gut“? Ist nicht ein Tag wie der andere?
„Aufstehen, Straßenbahn, vier Stunden Büro oder Fabrik, Essen,
Straßenbahn, vier Stunden Arbeit, Essen, Schlafen…immer derselbe
Rhythmus – das ist lange ein bequemer Weg. Aber eines Tages steht das
‚Warum‘ da. Und mit diesem Überdruss fängt alles an.“
(nach
Albert Camus)
Ist im
eintönigen Alltag Neues möglich?
Man kann
kleine Fluchten aus dem Grau antreten. Man kann versuchen, ein Stück
blauen Himmel zu erhaschen. Man kann versuchen, das Glück im Besitz zu
erstreben. Aber all das macht das Leben nicht „gut“.
Was macht
mein Leben gut?
Im
Evangelium richtet ein Mann diese Frage an Jesus.
Was kann,
soll, muss ich tun, damit mein Leben gelingt, damit es bleibend und
dauerhaft glückt?
Ist das
nicht eine Frage, die jeder Mensch stellt?
Reich
sein genügt nicht, Ansehen genießen genügt nicht, Spaß haben genügt
nicht. Es muss mehr als all das geben.
Gesundheit, Schönheit, Erfolg: All das ist vergänglich. Was trägt
darüber hinaus? Was bleibt?
Was macht
mein Leben gut? Wie bekommt es einen bleibenden Wert?
Jesu
Antwort ist nüchtern, gar nichts Außerordentliches und Verstiegenes. Er
verweist auf die Gebote.
Der Mann
antwortet, er habe von klein auf immer alle Gebote befolgt.
Könnte er
mit sich und mit seinem religiösen Leben nicht ganz zufrieden sein? Aber
er ist es nicht! Sein religiös moralischer Perfektionismus hat ihn erst
in die Sinnkrise gebracht.
Er sucht
mehr als peinliches Befolgen der Gebote. Gewissenhaft exaktes Erfüllen
der Gesetze, vorschriftsmäßig leben – das kann ja nicht alles sein.
Als der
Mann spürt: es muss noch etwas anderes geben, mir fehlt noch etwas, ich
bin noch gar nicht am entscheidenden Punkt,
da sieht
Jesus ihn an und gewinnt ihn lieb.
Glücklich, wer diesen Blick erfährt! Glücklich, wer diesen Blick
versteht!
Es ist
immer ein Blick voller Liebe, der einlädt und auffordert zugleich.
So auch
hier: Jesus sucht das Vertrauen des jungen Mannes zu gewinnen. „Lass
alles! Dann komm und folge mir nach!“
Unser
Christenleben will und soll eine einzige Antwort sein auf diesen
Ruf, auf diese Einladung:
„Komm und
folge mir nach!“
Als der
Mann von Jesus in die Nachfolge gerufen wird, schreckt er zurück.
Verkaufen, was er hat, alles lassen? Das ist ihm zu schwer.
Das Netz
des Reichtums hält ihn gefangen. Er schafft den Sprung ins Vertrauen
nicht. Die Angst ist stärker.
Er traut
Gott nicht zu, dass Leersein und Arm-Werden „Reichsein“ bedeutet
und in die wahre und eigentliche Freiheit führt.
Er traut
Gott das Paradoxe nicht zu, dass man letztlich nur hat, was man
verschenkt und dass man verliert, was man festhält.
Der
reiche Mann fragt: „Was muss ich tun...?“
Die
tiefer gehende Frage hat er noch gar nicht entdeckt:
„Was
muss ich lassen, um wohltuend zu erfahren:
Gott
ist Gott. Gott ist gut. Gott nur genügt.“
Der Mann
hat Angst, auf etwas anderes zu vertrauen als auf sein eignes Tun, auf
seine fromme Leistung. Er hat Angst, sein Tun, seine Habe, sein Vermögen
loszulassen.
Und was
tritt an die Stelle seiner Sehnsucht nach mehr, nach erfüllterem Leben?
Gefühle von Verdruss und Trauer.
Er weiß
nur zu gut, dass sein Weg ihn jetzt wieder in jene Leere zurückführt,
aus der er kam. Das ist enttäuschend.
Da ist
ihm eine Tür aufgegangen, aber er schreitet nicht hindurch.
Da könnte
etwas völlig Neues in seinem Leben beginnen, doch es bleibt alles beim
Alten.
Er lag
dem Meister zu Füßen und blieb doch am Ende bei sich selbst.
Dann
schaut Jesus seine Jünger an und sagt zu ihnen:
„Wie
schwer ist es für Menschen, die viel besitzen in das Reich Gottes zu
kommen.“
Und er
fügt hinzu: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass
ein Reicher in das Reich Gottes kommt.“
Die
Aussage Jesu löst bei den Jüngern Entsetzen aus.
„Wer
kann da noch gerettet werden?“
fragen sie ganz resigniert.
Jesu
Antwort lautet: „Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott;
denn für Gott ist alles möglich.“
Für
Gott ist alles möglich.
Über das
Unvermögen des reichen Mannes und über die Angst der Jünger stellt Jesus
die Gnade Gottes.
„Für
Gott ist alles möglich!“
Ein
Schlüsselsatz! – Er sagt, woher unser Heil kommt.
Es ist
nicht käuflich. Wir verdanken es nicht unserer Leistung.
Es kommt
nicht aus uns, sondern zu uns. Es ist mehr Gabe als Tat,
mehr Geschenk als Verdienst. Wir verdanken es Gott:
Auch wo
menschlich gesehen keine Hoffnung ist, da kann Gott noch ganz anders.
Und er
hat Möglichkeiten und Wege der Rettung.
Das ist
Trost. Das ist frohe Botschaft heute an uns:
Für
Gott ist nichts unmöglich!