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Gott ist die Liebe (7. Ostersonntag - Lesejahr B; 1 Joh 4, 11 - 16)
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ZWEITE LESUNG Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm
Lesung aus dem ersten Brief des Johannes
In jenen Tagen, 11Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. 12Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet. 13Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben. 14 Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt.15 Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott.16a Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen.16bGott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.
In der zweiten Lesung aus dem ersten Johannesbrief haben wir einen Satz gehört, der zu den zentralsten Aussagen in der Bibel gehört und zum Kern unseres Glaubens: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“
Hier ist – wie in einem Brennpunkt – die ganze frohe Botschaft enthalten. Hier leuchtet die Mitte unseres Glaubens.
Hat Gott sich nicht in der Tat immer wieder den Menschen so gezeigt und so sich ihnen zugewandt, voll Liebe und Erbarmen? Ist er ihnen nicht immer wieder entgegengekommen? Hat er nicht immer wieder seine Hand ausgestreckt?
Und das Faszinierende, das Großartige dabei: Gottes Liebe ist bedingungslos. Sie hängt nicht – wie bei uns Menschen oft – von Voraussetzungen und Umständen ab. Gott liebt uns nicht wegen irgendwelcher Qualitäten oder Tätigkeiten oder Tüchtigkeiten.
Seine Liebe ist vor allem, was wir bringen, leisten und vorweisen können. Sie ist vollkommene Überraschung, reines Geschenk. Niemand kann sie sich verdienen. Keiner braucht es auch. Niemand kann sie machen. Sie kommt nicht aus uns. Sie kommt zu uns. Und Gott hat nicht nur Liebe. Gott ist Liebe. Sein Wesen ist Liebe.
In einem Märchen wird von einem Hahn erzählt, der glaubt, mit seinem Krähen die Sonne hervorzurufen. Er bildet sich ein, dass die Sonne nicht aufgehen würde, wenn er eines Tages vergessen sollte zu krähen. Es gibt tatsächlich Leute, die meinen, dass sie durch ihre guten Taten und ihr anständiges Verhalten die Liebe Gottes heraufbeschwören oder zumindest erhalten. – Aber es sind die ersten Strahlen der Sonne, die den Hahn krähen lassen. Und es ist der Glanz der Liebe Gottes, die den Menschen atmen und singen und ihn zur Entfaltung bringt. Der tiefste Grund meines Daseins ist, dass ich geliebt bin, geliebt und gewollt seit Ewigkeit.
Liebe Schwestern und Brüder! Oft fällt es uns leichter an Gottes Gerechtigkeit und sein Gericht zu glauben, als an seine grenzenlose Liebe, wirklich glauben und sie auch anzunehmen und daraus zu leben. Wie unglaublich scheint uns das! Oft zweifeln wir daran, ohne Vorleistung und Bedingung, ja selbst im Versagen, geliebt zu sein. Vielfach ist das Gottesbild verzerrt zum Aufpassergott, Gebote- und Verbotegott. Ängste vor Höllenstrafen sind auch heute gar nicht so selten und plagen gerade sensible Seelen.
Liebe Schwestern und Brüder! Die Menschen, die Jesus begegnet sind, haben etwas gespürt von der rettenden, heilenden, Leben spendenden Kraft und Liebe Gottes: der blinde Bartimäus, der Zöllner Zachäus, Maria von Magdala, die Ehebrecherin, der reumütige Schächer und viele andere.
Jesu ausgestreckte Arme am Kreuz sind Zeichen seiner Liebe! Sein durchbohrtes Herz ist Zeichen seiner Liebe!
Das einzige, was Gott von uns will, liebe Schwestern und Brüder, ist die Bereitschaft, seine Liebe aufzunehmen, sich ihr zu öffnen, sie hereinzulassen in unser Leben und IHM zu vertrauen.
Doch Gott zwingt sich nicht auf. Er geht nicht mit Gewalt vor. Der Mensch kann sich verhärten, sich verschließen. Er kann sich verweigern. Er kann die ausgestreckte Hand Gottes übersehen oder auch zurückweisen. Er kann das Rufen Gottes überhören. Er kann blind und taub sein für Gottes Werben und Einladen. Und er kann es auch ganz bewusst ignorieren und ausschlagen.
In einem Lied heißt es: „Gottes Liebe ist wie die Sonne…Streck dich ihr entgegen…Nimm sie in dich auf!“ Was nützt aber der schönste Sonnenschein, wenn die Fensterläden zu sind? Was nützt eine Liebeszusage, wenn sich jemand sperrt, wenn jemand zumacht und sich verschließt?
Liebe Schwestern und Brüder! Bei einem Kreuzweg in der Nähe von Luzern heißt es bei der 12. Station: „Jesus am Kreuz. Mein Gott stirbt für mich. Und ich, dein Erlöster, wie liebe ich dich?“ Ja, wie weit bin ich – angesichts der großen Liebe Gottes – bereit zu gehen in meiner Liebe? Bin ich mir bewusst, dass Gottes Liebe Gegenliebe will? Höre ich, wie seine Liebe meine Liebe ruft? Erwidere ich seine Liebe? Bin ich bereit, Antwort zu geben?
Auf einem Flurkreuz habe ich einmal gelesen: „Das tat ich für dich. Was tust du für mich?“ Liebe will Gegenliebe. Wie könnte das aussehen, Gottes Liebe aus ganzem Herzen und mit all meiner Kraft erwidern?
In Portiunkula bei Assisi gibt es die Tränenkapelle. Franziskus war betroffen und überwältigt vom der Barmherzigkeit und Liebe Gottes. Es wird erzählt: Eines Tages sei er weinend vom Gebet gekommen. Da ist ihm ein Bauer begegnet. „Bruder Franz“, fragte er, „warum weinst du?“ Franziskus erwiderte: „Die Liebe Gottes wird nicht geliebt.“ Die Geschichte sagt, da habe auch der Bauer angefangen zu weinen.
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für uns dahingab.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.“ „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe!“ Nicht mehr: Wie du mir, so ich dir! Sondern: Wie ich euch, so ihr einander!
Dazu, liebe Schwestern und Brüder, muss man nicht in die Ferne schweifen. Liebe üben! Damit fängt man am besten dort an, wo man buchstäblich zu Hause ist, im oft zermürbenden Alltag, im täglichen Miteinander, da, wo’s die Reibungen und Spannungen gibt, da, wo die Konflikte entstehen, da, wo’s manchmal knistert und funkt und vielleicht auch mal kracht, da, wo der andere einem aufregt und nervt...
Auf einem Abreißkalender habe ich einmal folgenden Spruch gelesen: „Geduld ist die Alltagsform der Liebe, Verzeihen die Höchstform.“ Wo wir Geduld haben und einander ertragen, wo wir verzeihen und barmherzig sind, da erfüllen wir den Auftrag Jesu: „Liebt einander!“ Wo wir das versuchen und uns täglich darum mühen, da fallen Strahlen der Liebe Gottes in unsere Lebenswelt.
Vergessen wir es nicht: Es ist Liebe zu Gott, wenn wir die Schwester, den Bruder lieben! Und noch etwas: Wir sollen nicht nur mit dem Wort und mit der Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit. |
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