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Hat das Volk den Trost nötig? Dienstag der 2. Woche im Advent; Jes 10, 1 - 11
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Erste Lesung
Tröstet, tröstet mein Volk,
spricht euer Gott
Lesung
aus dem Buch Jesája.
1Tröstet,
tröstet mein Volk, spricht euer Gott.
2Redet
Jerusalem zu Herzen und ruft ihr zu, dass sie vollendet hat ihren
Frondienst, dass gesühnt ist ihre Schuld, dass sie empfangen hat aus der
Hand des Herrn Doppeltes für all ihre Sünden!
3Eine
Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des Herrn, ebnet in der Steppe
eine Straße für unseren Gott!
4Jedes
Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist,
soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.
5Dann
offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, alles Fleisch wird sie sehen.
Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.
6Eine
Stimme sagt: Rufe! Und jemand sagt: Was soll ich rufen? Alles Fleisch
ist wie das Gras und all seine Treue ist wie die Blume auf dem Feld.
7Das
Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Atem des Herrn darüber weht.
Wahrhaftig, Gras ist das Volk.
8Das
Gras verdorrt, die Blume verwelkt, doch das Wort unseres Gottes bleibt
in Ewigkeit.
9Steig
auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit
Macht, Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich
nicht! Sag den Städten in Juda: Siehe, da ist euer Gott.
10Siehe, Gott,
der Herr, kommt mit Macht, er herrscht mit starkem Arm. Siehe, sein Lohn
ist mit ihm und sein Ertrag geht vor ihm her.
11Wie
ein Hirt weidet er seine Herde, auf seinem Arm sammelt er die Lämmer, an
seiner Brust trägt er sie, die Mutterschafe führt er behutsam.
Liebe Schwestern und Brüder!
Haben Sie noch die Lesung im
Ohr? Es handelte sich um einen Abschnitt aus dem Buch des Propheten
Jesaja.
Ist Ihnen etwas aufgefallen?
Hat Sie etwas besonders angesprochen und berührt?
Mich hat beeindruckt,
wie trostreich dieser Lesungsabschnitt aus dem Buch Jesaja ist. Er ist
voll von Worten des Trostes. Gott tröstet sein Volk.
Hat das Volk denn Trost nötig?
Und ob, sehr sogar!
Das Volk befindet sich nämlich
schon seit vielen Jahren in babylonischer Gefangenschaft und die
Hoffnung auf Rettung und Heimkehr schwindet immer mehr.
Doch der Prophet verkündet im
Auftrag Gottes, dass die Rückkehr in die Heimat nicht ausbleibt. Gott
selbst wird sein Volk – wie ein guter Hirte – heimführen. Darauf darf
sich das Volk in der Verbannung jetzt schon voll Hoffnung freuen.
„Tröstet, tröstet mein Volk!“ – Mit diesen Worten, die Gott
selbst spricht, hat der Lesungsabschnitt begonnen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Trost suchen und Trost spenden
gehört zu unserem täglichen Leben. Wir Menschen bedürfen des Trostes.
·
Trost tut uns gut, wenn wir
einen lieben Menschen verloren haben.
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Trost tut uns gut in
Spannungen und bei Konflikten
·
Trost tut uns gut bei
Scheitern und in Krisen.
·
Trost tut uns gut, wenn wir
enttäuscht sind und niedergeschlagen.
·
Trost tut uns gut in Tagen und
Wochen des Krankseins.
·
Trost tut uns gut bei Trauer
und in Schmerz.
Ein freundliches Wort, ein
Telefonanruf, ein wenig Aufmerksamkeit, ein lieber Besuch, ein gutes
Gespräch können mehr bewirken als Medikamente.
Trost muss nicht immer in Worten
bestehen. Es kann auch ein Lächeln sein, ein Händedruck, ein geduldiges
Zuhören, eine Umarmung… Wie auch immer: Trösten bedeutet mitfühlen,
beistehen, Nähe schenken, aufrichten.
Die beste Medizin,
der beste Trost für einen Menschen in Leid und Not ist der Mensch
selbst, der mitfühlt, Anteil nimmt, sich solidarisch zeigt, mitleidet,
mitträgt (vielleicht auch im Gebet) und so hilft, beisteht und ermutigt.
„Tröstet, tröstet mein Volk!“
– Die Schriftlesung versetzt uns – wie schon gesagt – in die Zeit des
babylonischen Exils. Der Tempel ist zerstört, Jerusalem in Trümmer, das
Volk verschleppt. – Das ist die Situation, in die hinein der Prophet im
Namen Gottes spricht. Eine Riesenkatastrophe!
Doch in dieses Elend hinein
ergehen die Worte Gottes, die Heil verkünden und eine neue Zukunft
ansagen für Israel, das Volk Gottes. Gott ist treu. Er denkt an seinen
Bund.
Am Schluss der Lesung heißt es:
„Wie ein Hirt führt er seine Herde
zur Weide. Er sammelt sie mit starker Hand.
Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam.“ –
Auch das ist ein wunderbares Bild des
Trostes. Gott selbst kommt als guter Hirt und führt sein Volk in die
Heimat zurück.
Gleichzeitig wird mit diesem Bild vom
guten Hirten auch die Brücke zum Evangelium (Mt 18, 12 - 14) geschlagen.
Da zeigt uns Jesus Gott
ebenfalls als guten Hirten, der dem Verlorenen nachgeht und es heimholt,
als einen Gott, der sich erbarmt. Jesus selbst sagt von sich:
„Ich bin gekommen, um zu suchen,
was verloren war und zu heilen, was verwundet ist.“ Das ist seine
Sendung. So sieht er seinen Auftrag:
„suchen, was verloren war“, „heilen, was verwundet ist“.
Liebe Schwestern und Brüder!
Trost erfahrbar machen, Zuwendung
spüren lassen, Nähe schenken, wie das geht, können wir auch beim
heiligen Franziskus sehen.
Eines Tages
kommt Bruder Leo zu ihm, einer seiner ersten, langjährigen und
vertrautesten Gefährten. Er sucht Rat und Hilfe. Er will von Franziskus
Orientierung für sein Leben in der Nachfolge Christi, ein Wort, das sein
Dunkel erhellt und ihm die Richtung zeigt. Obwohl sich Franziskus schon
auf dem Weg mit Bruder Leo ausgetauscht hat, gibt er seinem Drängen nach
und schreibt ein paar Zeilen auf einen Zettel:
„Bruder Leo, von deinem Bruder Franziskus Frieden und alles Gute! – So
sage ich dir, mein Sohn, wie eine Mutter … und rate dir: auf welche
Weise auch immer es Dir besser erscheint, dem Herrn unserem Gott zu
gefallen und seinen Spuren und seiner Armut zu folgen, tut es mit dem
Segen des Herrn unseres Gottes und brüderlich verbunden mit mir. – Und
wenn es notwendig ist für Deine Seele, um des Trostes willen oder wenn
du von dir aus möchtest, zu mir zurück zu kommen – Leo, dann komm!“
Bruder Leo hat diesen Brief
ein Leben bei sich getragen.
Wem kann ich durch meine Nähe
Gottes Nähe, durch mein Erbarmen Gottes Erbarmen, durch meinen Trost
Gottes Trost erfahrbar machen? Gottes Liebe ruft unsere Liebe.
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