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Unerwartete Schwangerschaft (Samstag in der 3. Adventswoche - Lesejahr C, Lesung: Ri 13, 2 - 7.35-25a; Evangelium: Lk 1, 5 - 25)
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„Der Herr hat mir geholfen. Er hat gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war.“ – Mit diesen Worten aus dem Munde Elisabeths, endete soeben das Evangelium.
„Schande“ – ein uraltes, steinhartes Wort! Vom Jemand zum Niemand werden. Sich nicht mehr sehen lassen können. Sich am liebsten verkriechen, in den Boden versinken. „Schande“ Nichts gelten, kein Ansehen haben, ausgegrenzt werden. „Schande“ sich wertlos fühlen, verachtet sein. „Schande“ Vielleicht sogar verspottet, verhöhnt, verlacht werden.
In vielen Kulturen dieser Welt, auch im alten Orient, wissen kinderlose unfruchtbare oder als unfruchtbar geltende Frauen sehr gut, was Schande ist. Und sie wissen es nicht nur im Kopf, sie spüren es in ihrem Herzen, sie erfahren es am eigenen Leib.
Auch heute, hier bei uns, gibt es viele Paare, die ungewollt kinderlos sind. 10% sind es in Deutschland, die sehr gerne Kinder hätten und sich nichts sehnlicher wünschen, aber keine bekommen können. Sie werden deswegen nicht unbedingt verachtet, sie sind deswegen keine Schande für ihre Umgebung oder für die Gesellschaft, aber es ist ein schweres Schicksal und es nicht leicht, damit fertig zu werden. Wie viel wird versucht, ob es vielleicht doch noch klappt. Man geht von Pontius bis Pilatus. Und muss am Ende doch oft die Realität der Kinderlosigkeit, so schmerzlich sie ist, akzeptieren. Die namenlose Frau des Manoach in der Lesung aus dem Buch der Richter und Elisabeth, die Frau des Zacharias, im Evangelium sind beide unfruchtbar. Elisabeth ist außerdem noch – so heißt es – in „fortgeschrittenem Alter“, das heißt weit darüber hinaus, wo eine Frau überhaupt noch ein Kind bekommen kann.
Und doch geschieht das Wunderbare: Beide werden schwanger. Beide haben gar nicht mehr damit gerechnet. Beide hatten sich schon in ihr Schicksal ergeben und sich mit der „Schande“ der Kinderlosigkeit abgefunden. Beide bringen ein Kind zur Welt – unerwartet, unerklärlich – pures Geschenk oder – wie der Glaube sagt – reine Gnade.
„Kinder sind“ ohnehin, wie es in einem Psalm heißt, „eine Gabe des Herrn. Die Frucht des Leibes ist sein Geschenk.“
Wie oft werden beide Ehepaare, sowohl Manoach und seine Frau als auch Zacharias und Elisabeth, um Nachwuchs gebetet haben. Nichts haben sich ja mehr ersehnt. Ihre Kinderlosigkeit war ja ihr großes Unglück. „Dein Gebet ist erhört worden“, sagt der Engel Gabriel bei der Verkündigung der Geburt Johannes des Täufers zu Zacharias bei dessen Dienst im Tempel.
Auch wir beten manchmal inständig zu Gott, dass er uns dieses oder jenes Anliegen, das uns wichtig und dringlich erscheint, erfülle. – Aber wie oft erleben wir auch, dass Gott unsere Bitten nicht erhört. Nichts tut sich. Gott scheint uns nicht zu hören. Dann aber, wenn wir gar nicht mehr damit rechnen, hört und erhört er uns doch. Vielleicht nicht immer so, wie wir es uns vorstellen und ausdenken. Vertrauen in die Güte Gottes und Ausdauer im Gebet sind gefragt. Gott hört und erhört jedes inständige Bitten, allerdings nicht immer so, wie wir es uns wünschen und vorstellen. Gott sieht weiter. Er weiß, was für uns gut ist. Gott hat immer unser Heil im Blick. Wir Menschen sind dagegen häufig punktuell auf die Erfüllung unserer Bitten fixiert. Gott aber hat Mittel und Wege, die wir nicht kennen. Und er hat Möglichkeiten, wo wir keine mehr sehen. „Für Gott ist nichts unmöglich.“
Noch etwas fällt auf bei der Lesung und beim Evangelium des heutigen Tages: Beide Söhne, sowohl derjenige von Manoach und seiner Frau, nämlich Simson, als auch der Sohn von Zacharias und Elisabeth, Johannes der Täufer, sind berufen von Gott, beide sind von Gottes Geist erfüllt. Gott hat mit ihnen etwas vor. Er hat einen Auftrag für sie. Und er nimmt sie in seinen Dienst.
Von Simson wird gesagt, dass er ein Retter sein wird, einer, der das Gottesvolk aus der Gewalt der Feinde befreien wird. Von Johannes dem Täufer sagt der Engel, dass er viele Israeliten zum Herrn, ihrem Gott, bekehren wird.
Übrigens, Johannes der Täufer und sein Vater Zacharias sind in unserer Kirche (Wallfahrtskirche in Zell a.H.) dargestellt. Zacharias steht links an der Kirchenwand neben der Kanzel und ihm gegenüber, an der rechten Seite, sein Sohn, Johannes der Täufer.
Zacharias tut sich schwer mit der Botschaft des Engels. Er ist skeptisch. Er will und kann nicht glauben. Und er fordert ein Zeichen, sozusagen einen Beweis. Und tatsächlich, es wird ihm ein Zeichen gegeben, allerdings ganz anders als er es sich gedacht hat. Er wird nämlich stumm. Er verstummt. Es verschlägt ihm die Sprache. Und er bleibt stumm bis sich die Botschaft des Engels erfüllt, bis Johannes der Täufer geboren wird. Erst bei der Beschneidung bzw. Namensgebung des Kindes bekommt er seine Sprache wieder. Dann redet er und preist Gott.
Die Geburt seines Sohnes wird für ihn, Elisabeth und viele andere Verwandte und Nachbarn zu einem Grund der Freude. Zacharias, der seine Sprache wieder gefunden hat, stimmt den Lobgesang an, der nach ihm benannt ist, den Lobgesang des Zacharias, das Benedictus, das einer der Angel- und Höhepunkte im Stundengebet der Kirche ist.
Johannes, den Täufer, sehen wir in unserer Kirche dargestellt mit dem Lamm auf seinem Arm. Er wird dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. Er wird Zeugnis ablegen für Jesus Christus und hinweisen auf ihn, der als das Lamm Gottes, die Sünde der Welt hinwegnimmt. „Johannes“ heiß auf Deutsch: „Gott erbarmt sich“ oder „Gott ist gnädig“.
Die Verkündigung der Geburt des Simson in der Lesung und die Verkündigung der Geburt Johannes der Täufer im Evangelium – kurz vor Weihnachten – sind gleichsam Präludien. Sie lassen in unseren Ohren eine andere biblische Geschichte anklingen, die Geschichte einer ebenfalls wunderbaren Schwangerschaft und einer rettenden Geburt, die wir in wenigen Tagen an Weihnachten feiern.
„Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“ |
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