Exerzitien mit P. Pius

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Christophorus (25.07.)

(Fest am 24. Juli - Vortrag zur Legende des Heiligen Christophorus)

 

 

Bei diesem Namen denkt man an das Bild eines Mannes, der ein Kind auf den Schultern trägt. Mit einem Stab in der Hand durchschreitet er einen Fluss.

Er ist dargestellt auf Autoplaketten, Schlüsselanhängern und Hauswänden. Sein Bild findet sich an Toren und Türmen und in Kirchen.

Christophorus gilt als Patron der Pilger und Reisenden, der Schiffer und Flößer. Am bekanntesten ist er als Patron der Autofahrer.

Er gilt auch als einer der vierzehn Nothelfer.

 

1. Christophorus ist ein Mensch, der immer wieder aufbricht und sich auf die Suche macht.

Nur wer aufbricht und sich auf den Weg macht, kann finden.

Es war Christophorus nicht genug, einfach in den Tag hineinzuleben, zu tun, was alle tun und sich weiter keine Gedanken zu machen. Er sucht nach einem tieferen Sinn und einem letzten Ziel für sein Leben. Er trägt eine große Sehnsucht im Herzen, Sehnsucht nach gelingendem, sinnerfülltem Leben. Christophorus lässt sich den Sinn nicht vorsetzen oder vorsagen. Er sucht selbst.

 

Christophorus hat eine Vision vom Leben. Es steht ihm ein Ideal vor Augen. Er will etwas Großes aus seinem Leben machen.

Wenn er merkt, dass es noch mehr und größeres gibt, als das, was er bisher gelebt hat, dann gibt er sich nicht zufrieden, sondern lässt Altvertrautes, Bisheriges los und bricht erneut auf. Wenn er eine neue, bessere Einsicht hat, ein größeres Ziel, dann gibt es für ihn kein Zögern. Dann verabschiedet er sich. Er lässt das Geringere hinter sich und sucht nach dem, was neu vor ihm als das Größere lockt. Christophorus strebt nach dem höchsten Gut.

Auch für uns ist wichtig, dass wir immer wieder unserer Sehnsucht auf die Spur kommen, in Kontakt mit ihr bleiben und unserer Sehnsucht Raum geben.

Geben wir uns – wie Christophorus – mit dem Vordergründigen nicht zufrieden. Verlieren wir unsere Ideale nicht aus dem Auge.

Lernen wir auch, uns zu verabschieden, loszulassen, erneut aufzubrechen. Bleiben wir stets auf der Suche nach dem Größeren! Für uns Christen bedeutet das: Bleiben wir Gottsucher! Bleiben wir auf dem Weg zu ihm! Und ziehen wir ihm, dem höchsten Gut, nichts vor!

 

2. Christophorus ist ein Mensch mit einem langen Atem.

Er findet den höchsten Herrn nicht auf Anhieb. Er kennt Sackgassen und Umwege. Es geht mit Versuch und Irrtum von Station zu Station. Erst sind es irdische Fürsten und Könige. Dann ist es sogar der Teufel, dem er guten Glaubens lange Zeit nachfolgt und dient.

Es braucht Zeit, das Eigentliche bzw. den Richtigen zu finden.

Es braucht Geduld und Ausdauer, ans Ziel zu kommen.

Es braucht Warten-Können, bis die Dinge wachsen, sich ergeben, sich fügen. Es braucht geistige Offenheit und Beweglichkeit.

 

3. Christophorus ist ein Mensch, der dem Größten dienen will.

Er kann es am Anfang noch nicht genau benennen, was er sucht. Er nennt es: „Dem Größten dienen.“

Er schweift nicht ziellos ins Blaue. Er, der Riese, will auch nicht selbst den Großen spielen. Er hätte ja sagen können: Ich bin der Größte. Größenwahn, Großmannssucht, Großspurigkeit gibt es genug. Christophorus will nicht herrschen, sondern dienen. Es geht ihm nicht darum, selber den Ton an zugeben, andere nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, am Drücker zu sein, oben zu sein, Macht zu haben. Es geht ihm um Dienen, und zwar dem Größten!

Doch was ist das Größte? Was ist es wert, das Leben mit all seinen Möglichkeiten dafür einzusetzen? Wofür lohnt es sich, alle Kräfte aufzubringen und sich restlos zu engagieren?

 

Ist der letzte Sinn des Lebens die Arbeit, Erfolg, Karriere, Reichtum? Oder Luxus, Wohlstand, Schönheit, Fitness, Gesundheit?

So viele Menschen haben alles und spüren doch eine Leere, fehlenden Sinn, fehlende Geborgenheit, Orientierungslosigkeit.

 

Wir wissen: Lebensziele, die einmal sehr wichtig waren: Führerschein, Auto, eigenes Haus, Familie, die können an Bedeutung verlieren. Was ich als junger Mensch ersehnt und angestrebt habe, erweist sich später vielleicht doch nicht als das Wahre.

Es gibt die Krise der Lebensmitte oder die Krise beim Eintritt ins Rentenalter. War`s das? War das alles? Was hat`s gebracht? Was habe ich erreicht? Wo steh ich mit all meiner Anstrengung, mit meinem Eifer? Andere Werte tauchen auf, neue Ziele kommen in Sicht. Neue Prioritäten müssen gesetzt werden.

 

In der Suche des Christophorus zeigt sich, wie die selbst gesteckten Ziele und die selbst gesetzten Sinngebungen nach einiger Zeit brüchig, fragwürdig, vorläufig werden. Dann heißt es neu suchen, weiter fragen: Was wäre für mich erfülltes Lebens?

Wie leicht kann man auch, ohne es zu merken oder zu wollen, Diener fragwürdiger Herren und Ziele sein?

 

4. Christophorus dient dem Bösen.

Je weiter man kommt, je höher man hinauf klettert, je mehr man sich identifiziert, mit dem, was andere als groß und gut bezeichnen, um so blinder kann man werden.

Da wollte einer fürs Vaterland kämpfen und ist dabei Diener des Teufels geworden. Da wollte ein Wissenschaftler für den Fortschritt der Menschheit arbeiten, das Leben leichter machen und hat dabei die Zerstörung der Schöpfung vorangetrieben. Da wollte eine Mutter ihrem Kind ihre ganze Liebe geben und hat es doch nur von sich abhängig gemacht und zur Unselbständigkeit erzogen. Gut gemeint ist nicht immer gut! Und edelste Motive können ihre Schattenseiten haben und sich in Gemeinstes und Niedrigstes umkehren. Wie oft versteckt sich hinter vermeintlicher Größe Überheblichkeit, übertriebener Ehrgeiz, Gier nach Macht.

 

Christophorus hat erkannt: Hinter all den Mächten, den imponierenden Zielsetzungen, den großen Idealen muss es noch etwas anderes geben.

Die Suche nach dem Größten kann eigentlich nur die Suche nach Gott sein. Und dem Größten dienen wollen, kann nur heißen, sich letztlich in den Dienst Gottes stellen!

Aber Christophorus braucht einen, der ihm den Weg zeigt.

 

5. Christophorus horcht und gehorcht.

Er ist aufmerksam, achtsam, sensibel. Als er auf einen Einsiedler trifft, also einen geistlichen Menschen, zudem ein Mensch, der nicht lebt wie alle leben, ein Mensch, der weise ist, aber sein Wissen nicht durch Machen und allerhand Umtrieb, sondern durch Stille, Schweigen und Gebet gewinnt, also aus tieferen Quellen schöpft als Kopf und Verstand, da ist er offen für sein Wort.

Er hört auf seinen Rat und er folgt seiner Weisung.

 

Das Wort, das einem weiterhilft, kann man sich nicht selbst geben. Deswegen ist geistliche Begleitung und gute religiöse Führung so wichtig, ein Mensch, der Glaubenserfahrung hat, der etwas weiß von den tieferen Zusammenhängen der Seele, des Lebens, der Welt. Oder das Lesen in der Heiligen Schrift: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meinen Pfad.“

Oder einfach Offensein für das Leise und Stille, für die tieferen Kräfte, die den Menschen bewegen.

 

6. Christophorus wird zur Brücke, zur Stütze und zum Halt.

Bisher war die Suche nach dem größten Herrn ein Bild für sein Leben. Jetzt wird es der Weg von einem Ufer zum anderen.

 

Am Fluss hat er sich eine Hütte gebaut. Jahre lang tut er einen bescheidenen, unauffälligen Dienst für andere.

Tag für Tag steigt er hinein in den Strom des Lebens und trägt Menschen durch die gefährlichen Fluten. Er wird zur Brücke von einem Ufer zum anderen, indem er andere durchträgt, ihnen Stütze wird, andern Halt gibt.

Ob er damit am Ziel seines Weges ist?

Ob noch etwas Überraschendes in seinem Leben geschieht?

Was hat das, was er tagtäglich tut, mit dem zu tun, was er sucht? Was haben fremde, unbekannte Menschen mit Christus zu tun? Das ist für ihn noch nicht ersichtlich. Aber er gibt nicht auf. Er hat Warten gelernt.

 

7. Christophorus muss durch eine Zeit des Wartens.

Lange ändert sich nichts, passiert nichts in seinem Leben.

Nichts als die tägliche Pflicht, der mühsame Dienst.

Wie Mose viele Jahre im Felsengebirge Schafe hütet, ehe Gott ihn aus dem Dornbusch anruft; wie Elija einen weiten Weg durch die Wüste geht, ehe der Herr ihm begegnet in der Stimme leise verschwebenden Schweigens, wie Samuel lange Dienst tut im Heiligtum des Herrn, ehe ein Wort des Herrn an ihn ergeht, so muss Christophorus durch eine Zeit der Stille und des Wartens, eine Zeit des Wachsens und der inneren Bereitung.

 

Eigenartig, dass wir ungeduldige, tempogehetzte, termingeplagte Menschen, die wir mit unseren Autos über die Straßen jagen und denen nichts schnell genug gehen kann, ausgerechnet Christophorus als Patron des Fahrens und des Reisens haben, einen, der sich gedulden musste, der lernen musste zu warten?

 

8. Christophorus dient den Kleinen.

Er lernt seine Stärke und Kraft nicht mehr in den Dienst der Großen und Mächtigen zu stellen, sondern der Kleinen und Schwachen.

Christophorus ist nicht mehr bei den Großen und Einflußreichen und in ihrem Machbereich, sondern bei den Armen und Hilfsbedürftigen, nicht mehr „oben“, sondern „unten“.

Aber der scheinbare Verlust enthält den Keim eines Gewinns, einer neuen Erfahrung. Wo ein Mensch merkt, dass er steckengeblieben ist, dass sein Lebensweg eine falsche Richtung genommen hat, die Prioritäten nicht mehr stimmen, wo Werte sich verschieben, da muss der Mensch einen Verlust in Kauf nehmen; er muss unter Umständen Dinge, die ihm bisher wichtig waren, lassen.

 

9. Christophorus hört und tut.

Da geschieht etwas. Nachts. Nachts, wenn die Stimmen des Tages aufhören, wenn andere Stimmen aufsteigen: innere Stimmen, Sorgen, Fragen Bilder, Träume, geheime Lebensimpulse. Viele liegen lange wach. Was meldet sich da im Schlaf, im Halbschlaf, in der Schlaflosigkeit?

Christophorus schreckt hoch. Was war das? Habe ich geträumt? Einbildung? Oder hat mich jemand gerufen? Er dreht sich nicht um und schläft weiter. Er nimmt den Anruf ernst, geht ihm nach. Er findet nichts, noch nichts. Dreimal wiederholt sich das.

Wenn Gott sich meldet bei uns, in uns, wenn er uns ruft durch etwas, was uns unbedingt angeht, dann kann das sehr leise geschehen, überhörbar, zart, immer auch anders deutbar, als Täuschung erklärbar. Es braucht den Geist der Unterscheidung.

Wir sagen leicht, wenn uns etwas anrührt, bewegt, beunruhigt: „Ach, was soll’s?“ Wir gehen drüber hinweg. Wir gehen wieder zur Tagesordnung über. Oder wir tun es ab. „Ach, das war ja nur...“ Nur ein Wort, ein Traum, eine Stimme, ein Gedanke, eine Begegnung, nur ein Kind. Wer weiß denn, ob es nur das war?

Christophorus nimmt es ernst, auch wenn er noch nicht versteht.

 

10. Christophorus nimmt das Kind auf

So lange hat Christophorus das Starke, Große, Mächtige gesucht, und nun findet er etwas Schwaches, Kleines, Ohnmächtiges: ein Kind. – Er begegnet also einer anderen Wirklichkeit. Dieser muss er sich nun stellen. In den Jahren des Suchens und Enttäuschtwerdens, des Wartens und des Dienens am Strom ist er dafür offen und aufnahmebereit geworden. Er spürt, dass darin eine Verheißung steckt, die er noch nicht kennt.

Muss er sich damit nicht auch seiner eigenen Schwäche und Bedürftigkeit stellen, muss sie „auf sich nehmen“, annehmen, ja dazu sagen, sie mit sich durchs Leben tragen?

Es ist nicht irgendein Kind. Es ist das Kind, in dem sich ihm der Stärkste offenbart. – Seltsames Paradox: In der Ohnmacht offen­bart sich Gott. Indem Christophorus das Kind in seiner Zartheit und Zerbrechlichkeit, Schwachheit und Verwundbarkeit – allem Glanz des Großen und Imponierenden entgegen – aufnimmt, erfährt er darin Gott! Er erfährt, welche Kraft in der Schwachheit liegt.

In diesem Kind werden ihm Sterben und Auferstehen begegnen, in ihm sind Kleinsein und Großsein geheimnisvoll vereinigt.

 

11. Christophorus findet ein Kind.

Kind: das ist ein Anfang, nichts Festgelegtes, Fertiges. Kind: das wachsen kann und viele Möglichkeiten überraschend in sich birgt. Kind: das ist die Möglichkeit, dass aus dem Kleinsten das Größte werden kann. Kind: das ist eine neue Lebensmacht.

Das Kind bittet ihn inständig, dass er es aufnehme...

Christophorus nimmt das Kind auf. - Wohin führt ihn das?

 

12. Christophorus schüttelt die Last nicht ab.

Zuerst ist das Kind leicht und einfach. Je tiefer Christophorus ins Wasser steigt, umso schwerer wird die Last. Der starke Mann erfährt beim Tragen die eigene Schwäche. Die Grenzen der eigenen Kraft, der eigenen Möglichkeiten werden ihm deutlich, so deutlich wie noch nie in seinem Leben.

Wo ein Mensch immer nur stark ist, lässt er Gott keinen Platz, lässt er auch sich selbst keinen Raum für neue Erfahrungen. Manche Hilfe Gottes erreicht uns nicht, weil wir unser Großsein und Starksein wie einen Panzer um uns legen.

 

Wenn das Kind dem Christophorus je weiter er ins Wasser schritt desto schwerer wurde, dann mag das auch ein Hinweis sein für das Christsein. Anfangs mag es leicht erscheinen, aber im Laufe des Lebens kann es auch schwer werden, kann zur Last werden: Aus dem Christ-Kind, dem freundlichen Helfer wird der Herr, der in die Nachfolge ruft und sagt: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Die Unbefangenheit des Anfangs, das „Auf-die-leichte-Schulter-nehmen“ vergeht. Wir erkennen, dass Christsein nicht heißt, vor dem schweren Weg bewahrt werden, vor Leid ver­schont zu bleiben, sondern sein Kreuz auf sich zu nehmen und den Weg zu gehen, auch wenn schwer wird.

So fängt es an: Kind, wie bist du leicht... – und je länger je mehr: Kind, du wirst mir schwer, sehr schwer, zu schwer?

Es ist wichtig zu wissen: Wir haben nicht den falschen Weg eingeschlagen, wenn uns der Weg mit Gott schwer und mühsam scheint.

Christophorus schüttelt die Last nicht ab. Er schüttelt die Bürde auch dort, wo sie am schwersten ist, „in des Stromes Mitte“, nicht ab. Je schwerer und gewichtiger ER wird, umso wichtiger und wesentlicher wird ER, umso näher kommt ER mir.

 

13. Christophorus kommt an seine Grenzen und in die Tiefe.

Christophorus wird unter Wasser gedrückt. Er wird „de-premiert“. (Depremiert werden, Depression kommt vom lateinischen depremere = niederdrücken). Er ist ganz tief unten.

Es schlägt über mir zusammen, ich gehe unter, es geht nicht mehr weiter, die Last wird mir zu schwer, die Kräfte versagen.

Ich kann nicht mehr, ich schaff`s nicht mehr, ich bin am Ende.

Solche Tiefenerfahrungen, solche Todeserfahrungen sprechen aus diesem Bild.

Und zugleich spricht aus diesem Bild das Unerhörte: Hinter diesem unendlich leidvollen Geschehen steht Gott, eben der, den ich suche und der mich ruft. Es muss geschehen, dass Gott mich an meine Grenzen führt, dass der „alte Adam“ sterben, ertrinken muss; dass alte Einstellungen, Einbildungen, Einseitigkeiten sterben; dass Illusionen über mich und mein Leben sterben. Es muss geschehen, dass der Mensch in die Krise und an seine Grenzen kommt und spürt: So geht es nicht weiter...

In dieser Tiefe, wo alles über mir zusammenschlägt, ist Christus immer noch bei mir.

 

14. Erfahrung von Sterben und Auferstehen

In der tiefsten Tiefe, als er ganz am Ende ist, da wird Christophorus errettet und kommt wieder hoch, da kann er wieder atmen.

Und so erfährt er: Dieser Christus ist der Stärkste.

Seine Stärke ist: Er kann aus dem Tod holen, aus dem Untergehen, aus der Verzweiflung, aus der Tiefe. Eine ganz andere Stärke als die, die er bisher suchte.

Christophorus hat es nun erfahren: Ziel des Lebens ist nicht, dass der Mensch stark, mächtig, groß wird, sondern dass er Anteil hat am Geheimnis des Lebens, am Geheimnis Gottes, das mit Sterben und Auferstehen zu tun hat.

Darauf kommt es an: dass der Mensch etwas spürt von der Verbundenheit mit dem leidenden und auferstehenden Christus.

 

Was in der Christophorus-Legende Ausdruck fand, wird in einem Lied so gesagt:

„Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will,

muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel,

danach mit ihm auch sterben und geistlich auferstehn,

das ewig Leben erben, wie an ihm ist geschehn“

 

Im Psalm 71, Vers 20 und 21 heißt es:

„Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. Belebe mich neu!

Führe mich herauf aus den Tiefen! Bring mich wieder zu Ehren! Du wirst mich wiederum trösten.“

 

Und Paulus schreibt im 2. Brief an die Korinther (4, 9b - 11):

„Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Allzeit tragen wir das Sterben Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar wird. Denn mitten im Leben werden wir immerzu in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Leib offenbar wird.“

 

15. Aus Reprobus wird Christophorus = Christusträger

Er, der so lange gesucht hat, ohne zu wissen wonach, er der aus der Tiefe, dem Niedergedrückten auferstand, hat ein neues Leben gefunden, kam ans Ufer, hat neuen Boden unter die Füße bekommen. Er ist ein anderer geworden.

Zum Zeichen bekommt er einen neuen Namen: Aus Reprobus wird Christophorus.

Aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet der Name Christophorus Christus-träger

Er trägt nun Christus durchs Leben – durch sein Wort, durch sein Tun, durch sein Wesen.

Das ist auch eine Einladung an uns, Christus in uns aufzunehmen, ihn in uns zu tragen und ihn zu den Menschen zu tragen.

 

16. Christophorus trägt Frucht

Christophorus, so sagt die Legende, pflanzte seinen Stab in die Erde; und als er des Morgens aufstand, trug der Stab Blätter und Früchte. - Sein Stab trägt Frucht. Er trägt Frucht.

 

Jesus Christus sagt im Weinstockgleichnis:

„Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“

 

17. Christophorus findet den Höchsten.

Er findet Gott als die Mitte und das Ziel des Lebens.

Wo? Im Alltäglichen! Er findet den Größten im Kleinen, den Allmächtigen, den Herrn und Retter der Welt in einem schwachen Kind, das wie viele andere am Strom des Lebens auf seine Hilfe wartet.

Er erkennt: In all den Menschen, denen er geholfen habt, ist er IHM begegnet. Wer dem Nächsten dient, dient Gott. Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen. Es ist Liebe zu Gott, wenn ich die Schwester, den Bruder liebe und gerade den Armen und Schwachen, den, der meine Hilfe braucht.

 

„Einer trage des anderen Last, so erfüllt ihr das Gesetz Christi“,

schreibt der Apostel Paulus.

 

Schluss

Viele Menschen, Generationen durch viele Jahrhunderte haben in Christophorus und seiner Geschichte ein Vorbild, einen Wegweiser, ein Programm für ihr Leben gesehen.

 

Die Christophoruslegende ist ein Bild menschlichen Lebens. Sie zeigt die Suche nach dem Sinn, nach dem Großen, nach Gott.

Sie sagt: Es erfordert Kraft, viel Kraft, den Weg zu gehen. Und Geduld, viel Geduld. Sie schildert, wie der Weg oft ganz anders verläuft, gar nicht geradlinig, sondern oft quer zu den Erwartungen. Es gibt Umwege und Irrwege auf dem Weg vom Ufer dieses Lebens zum Ufer des ewigen Lebens.

Die Christophoruslegende erinnert daran, das Suchen nicht zu früh aufzugeben, sondern Ausdauer zu haben, immer weiter zu suchen und zu warten.

Die Christophoruslegende stößt an, zu erkennen: In mir will sich etwas wandeln und neu werden. Ich will auf Christus warten, ihn in mir wachsen lassen, ihm Raum geben in meinem Leben, auch wenn es schwer wird und in die Tiefe führt.

Das Lebensbeispiel des heiligen Christophorus will zu einer Sehnsucht locken, die weiter sucht nach echter Freude, bleibendem Glück und tragendem Grund, zu einer Sehnsucht, die den Menschen über sich selbst hinaus führt zu Du, zum Du des Mitmenschen und zum Du Gottes.

 

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