geistliche Impulse

www.pius-kirchgessner.de

Predigt

von P. Pius Kirchgessner, OFMCap

 

Gedächtnis der Schmerzen Mariens

 

Gestern, am Fest Kreuzerhöhung, haben wir auf Christus am Kreuz geschaut, das Kreuz als Zeichen unseres Heiles und unserer Erlösung.

Heute schauen wir auf Maria, die schmerzhafte und schmerzensreiche Mutter des Erlösers, die mater dolorosa.

 

Beide Feste stehen in einem inneren Zusammenhang.

Von Jesus als dem „Mann der Schmerzen“ ist es nicht weit zur Verehrung Marias als Schmerzensmutter.

 

Die Weissagung Simeons an Maria bei der Darstellung Jesus im Tempel: „Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen“ (Lk 2,35) bildet die biblische Grundlage für diesen Gedenktag und auch für viele Darstellungen Marias mit einem Schwert in der Brust.

Maria ist wenig erspart geblieben. Ihr Leben war ein geprüftes, ein leidvolles Leben.

 

Es werden besonders „sieben Schmerzen“ aus ihrem Leben aufgezählt und uns zur Betrachtung vor Augen gestellt:

  1. Der Schmerz bei der Weissagung des Greisen Simeon, dass ein Schwert Marias Seele durchbohren wird.

  2. Das Flüchtlingsschicksal: Maria und Josef mit dem Neugeborenen auf der Flucht nach Ägypten.

  3. Das angstvolle, drei Tage lang dauernde Suchen nach dem zwölfjährigen Jesus bei der Wallfahrt zum Tempel nach Jerusalem.

  4. Die Begegnung mit Jesus auf dem Weg nach Golgota, Maria Auge in Auge mit ihrem kreuztragenden Sohn.

  5. Das Miterleben der Kreuzigung Jesu. Maria unter dem Kreuz ihres Sohnes.

  6. Die Abnahme Jesu vom Kreuz. Das Leid der Mutter, als der Leichnam ihres gekreuzigten Sohnes auf ihren Schoß gelegt wird und sie ihn in ihren Armen hält.

7.   Und die Grablegung Jesu.

 

Der Gedenktag der Schmerzen Mariens hat als besondere Sequenz das „Stabat Mater“. „Christi Mutter stand mit Schmerzen…Angst und Jammer, Qual und Bangen, alles Leid hielt sie umfangen… Heilge Mutter drück die Wunden, die dein Sohn am Kreuz empfunden tief in meine Seele ein.“

Die Gedächtnisfeier der Schmerzen Mariens will uns Trost spenden, vor allem wenn wir selber in der einen oder anderen Hinsicht vom Leid betroffen und Schweres durchzustehen haben.

 

Und das bleibt keinem Menschen erspart. Es gibt kein Leben ohne Leid. Jedes Menschenleben kennt neben Höhen auch Tiefen, neben Licht auch Schatten, Enttäuschung, Unglück, Angst, Not, Krankheit, Todesfälle, Unfrieden, Arbeitslosigkeit…

 

Wir müssen das Kreuz nicht suchen. Wir brauchen uns kein Kreuz zu zimmern. Es ist einfach da in vielfältiger Gestalt.

Manchmal kommt es knüppeldick. „Mein Gott, was kommt denn noch alles? Nehmen die Schicksalsschläge denn gar kein Ende?“

 

Mit dem Blick auf Jesus und die Schmerzen seiner Mutter sollen wir wissen, dass alles Leid erlöstes Leid ist, weil Jesus es überwunden hat.

Wenn uns Leiden und Kreuz auferlegt werden, stehen Jesus und Maria uns zur Seite. Nah beim Kreuz, ist nah bei Herrn. Und in allem Leid, das wir erleben, ist uns auch Maria, die Mutter Jesu, sehr nahe. „Lass mich wahrhaft mit dir weinen.“ - Wir sind mit unserem Schmerz nicht allein, sondern können ihn mit Maria teilen, ihn gemeinsam mit ihr aushalten und Gott hinhalten.

 

Und je mehr wir auch das unvermeidlich Schwere und Leidvolle annehmen, das, was wir nicht ändern können, desto mehr winkt uns auch die Freude, die Maria widerfahren ist.

 

Die „mater dolorosa“, die Mutter der Schmerzen ist ein Trost- und Hoffnungsbild.

In schweren Zeiten, in Angst und Not hat der gläubige Blick auf Maria und die Zuflucht zur schmerzhaften Mutter schon vielen Menschen Kraft und Hoffnung geben.

 

Schade eigentlich, dass es kein Fest der Freuden Marias gibt.

Denn Maria hat in ihrem Leben ja nicht nur Not und Leid erfahren, sondern hat auch Freude und Hoffnung gekannt und Trost und Zuversicht erlebt.

So wird Maria (z. B. in dem Lied „Meerstern ich dich grüße“) nicht nur als „Trösterin in Leiden“ angerufen, sondern auch als „Quelle aller Freuden“.

Im Freiburger Eigenteil des alten Gotteslobes gab es eine „Andacht von den Freuden Mariens“ (Nr. 951). Parallel zu den Schmerzen Mariens werden ebenfalls sieben aufgezählt, meditiert und zur Betrachtung angeboten.

 

Es ist gewiss gut und heilsam, bei allen Ängsten und Nöten, bei allem Leidvollen und Schweren in unserem Leben, nicht blind zu sein oder blind zu werden für die Freuden des Lebens, auch die kleinen und unscheinbaren, sondern sie froh und dankbar wahrzunehmen. Denn „die Seele nährt sich“ wie der hl. Augustinus sagt, „an dem, worüber sie sich freut!“

 

Die Freude aber ist das Glück des Lebens und kann ihrerseits Herz und Gemüt in Dank und Jubel zu Gott erheben, wie das Magnifikat der Gottesmutter eindrücklich zeigt.