Exerzitien mit P. Pius

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Das Vertrauen des Hauptmanns

(9. Sonntag - Lesejahr C)

 

Eine ganze Reihe kirchlicher Hochfeste haben wir in den vergangenen Wochen gefeiert: Ostern und Christi Himmelfahrt, dann Pfingsten, vor einer Woche Dreifaltigkeit und am Donnerstag das Fronleichnamsfest.

 

Heute haben wir wieder einen ganz normalen Sonntag, was auch an der grünen Farbe der liturgischen Gewänder ersichtlich ist.

Der Blumenschmuck ist einfacher, der Maialtar abgeräumt und die Osterkerze hat den Altarraum verlassen und ihren Platz am Taufbecken gefunden.

Mir scheint, auch die Zahl der Gottesdienstbesucher heute hat sich wieder auf das normale Maß eingependelt.

Nach den vielen Festen und Feiertagen kehrt sozusagen wieder der Alltag ein, in dem sich unser Glaube bewähren soll.

 

Da passt es meines Erachtens gut, dass uns das Evangelium heute einen glaubenden Menschen vor Augen stellt, einen Menschen, angesichts dessen tiefer Gläubigkeit selbst Jesus ins Staunen gerät, so dass er voll Verwunderung und Bewunderung ausruft: „Einen solchen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden!“ – Und das will was heißen! Die Juden hielten sich ja für die richtig Glaubenden, die Rechtgläubigen, für ein heiliges Volk. Sie sahen sich als Gottes besonderes Eigentum.

 

Liebe Mitchristen!

Derjenige, von dessen Glauben Jesus so beeindruckt ist, war ein Heide, dazu ein Ausländer und obendrein ein Angehöriger der römischen Besatzungsmacht, die den Juden das Leben schwer machte und deshalb verhasst war. Er war Befehlshaber einer wichtigen Militärstation am Nordufer des Sees Genesaret.

Es ist der Hauptmann von Kafarnaum.

 

Mir imponiert dieser Mann aus mehreren Gründen:

Da ist zunächst einmal seine religiöse Toleranz.

Obwohl er Römer ist schätzt er die Juden. Er achtet ihre Religion.

Als Repräsentant der feindlichen Besatzungsmacht geht er nicht auf Konfrontationskurs. Im Gegenteil: Er hat einen guten Draht zu den Verantwortlichen der jüdischen Gemeinde und umgekehrt.

Zwischen der jüdischen Bevölkerung und ihm herrscht ein gutes Einvernehmen.

Dazu zeichnet ihn Großzügigkeit und Freigebigkeit aus. Er hat der jüdischen Gemeinde ihre Synagoge, ihr Gotteshaus, gebaut.

 

So kommt es, dass er jetzt, wo sein Knecht schwer krank ist, in der jüdischen Gemeinde Fürsprecher findet. Einige jüdische Älteste sind bereit, bei Jesus für ihn einzutreten und ihn um Hilfe zu bitten.

Bei Jesus angekommen ist die jüdische Delegation voll des Lobes für den heidnischen Hauptmann: „Er hat es verdient“, sagen sie zu Jesus. „Er liebt unser Volk.“ „Er hat unsere Synagoge gebaut.“

Und Jesus lässt sich bewegen. Er geht mit ihnen.

 

Was mir außerdem an dem Hauptmann auffällt und gefällt ist seine Fürsorge. Sein Knecht liegt ihm sehr am Herzen. Er kümmert sich um ihn wie um einen Freund. Er setzt sich für ihn ein. Das ist nicht selbstverständlich.

Man muss bedenken: Nicht seine Frau ist schwer krank, nicht eines seiner Kinder oder sonst jemand aus seiner Verwandtschaft, sondern sein Sklave. Und Sklaven hatten zur damaligen Zeit allenfalls Sachwert. Vom Hauptmann aber wird gesagt, dass er seinen Diener sehr schätzte. Er ist besorgt um ihn. Er tut, was er kann, um ihm zu helfen.

 

Und noch etwas charakterisiert und zeichnet den Hauptmann aus: seine Bescheidenheit und Demut.

Er ist nicht zu stolz, als Römer die jüdischen Ältesten um einen Dienst zu bitten. Er ist sich auch nicht zu schade, die Hilfe eines jüdischen Rabbi anzunehmen. Vor allem aber fühlt er sich nicht würdig, dass Jesus zu ihm in sein Haus kommt.

 

Er, der einen hohen militärischen Rang einnimmt und gewohnt ist zu befehlen, er, dem es gewiss nicht an Selbstbewusstsein mangelt, schickt, als Jesus sich seinem Haus nähert, eine zweite Gesandtschaft zu ihm, diesmal einige Freunde, und lässt ihm sagen: „Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Aber ich glaube daran: Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden.“

Hier zeigt sich der heidnische Hauptmann sehr einfühlsam und rücksichtsvoll.

Er weiß, dass Jesus unrein würde, wenn er das Haus eines Heiden beträte. Deshalb bittet er ihn, doch nicht in sein Haus zu kommen. Gleichzeitig bekennt er sein tiefstes Vertrauen in Jesu vollmächtiges Wort. „Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden.“

 

Das zeichnet den Hauptmann meines Erachtens am meisten aus, sein Vertrauen. „Aber sprich nur ein Wort…!“

 

Der Hauptmann glaubt fest daran, dass Jesus seinen Diener retten und ihn heil machen kann. Er glaubt an die göttliche Macht und Kraft Jesu. Er glaubt, dass ein Wort Jesu genügt und es geschieht, was er will.

 

Der Hauptmann weiß aus seiner Alltagswelt um die Autorität von Worten und Befehlen. Er selbst ist ein Mensch, der Befehlen unterstellt ist und Befehlsgewalt über andere hat.

Wenn schon seine eigenen Anweisungen aufs Wort befolgt werden, wie wirksam muss dann erst die Befehlsmacht Jesu sein?

 

Sie merken vielleicht, liebe Mitchristen, dass gar nicht die Heilung des Dieners durch Jesus das zentrale Thema des heutigen Evangeliums ist. Im Mittelpunkt steht vielmehr der Glaube, das heißt, das unbedingte Vertrauen des Hauptmannes. Er traut Jesus ganz viel zu. „Sprich nur ein Wort…!“

Jesu Reaktion ist Staunen und Bewunderung: „Einen solchen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.“.

 

Auf Jesus hat dieser Hauptmann großen Eindruck gemacht. Vielleicht hat Jesu dieses Erlebnis (ähnlich wie die Begegnung mit der heidnischen Frau) auch geholfen, sich nicht nur zu den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“ gesandt zu fühlen, sondern einen Weg einzuschlagen, der über das eigene Volk hinausführt. Vielleicht hat es ihn in seinem Selbstbewusstsein, Heiland und Messias aller Menschen zu sein bestärkt und in seiner universalen Sendung bestätigt.

 

Jedenfalls hat Jesus diesen heidnischen Hauptmann den Juden und seinen eigenen Jüngern als Vorbild hingestellt.

Aber sein Beispiel hat nichts von seiner Strahlkraft verloren.

Dieser Mann kann uns auch heute noch ein Vorbild sein in der Menschenfreundlichkeit, im respektvollen und achtsamen Umgehen miteinander, in seiner Wohltätigkeit und Hilfsbereitschaft, in Ehrfurcht und Demut und vor allem auch im Glauben und Vertrauen.

So können wir Christen sogar von einem Heiden noch viel abgucken und manches lernen.

Dazu sind wir, gerade auch im Jahr des Glaubens, eingeladen.

 

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