Exerzitien mit P. Pius

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Wer sich selbst erhöht

(22. Sonntag - Lesejahr C; Lk 14; 7 - 14)

 

„Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt,

wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“.

 

Wer erniedrigt sich gern selbst, freiwillig?

Sind diejenigen, die das tun, nicht Dummköpfe, religiöse Schwärmer, Menschen ohne Selbstwertgefühl, Schwache, die ohnehin keine Chance haben, Menschen, die sich nichts zutrauen und die Verantwortung scheuen, Menschen, die nicht zu sich selber stehen und sich minderwertig vorkommen?

 

Ist es nicht natürlich, sich zu positionieren, nach oben zu streben, die Nase vorn haben und etwas gelten zu wollen?

Ist es nicht ganz normal, vernünftig und gesund, etwas leisten und Anerkennung finden zu wollen?

 

Wer stellt sich schon freiwillig hinten an? Wer ordnet sich gerne unter? Wer sucht von sich aus den letzten Platz?

„Bescheidenheit“ heißt ein Sprichwort, „ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“

 

Angesehen ist der Unabhängige und Leistungsstarke.

Gut steht da, wer sich selbst zu helfen weiß, es zu etwas gebracht hat und sich viel, vielleicht „alles“ leisten kann.

 

Unsere Idole sind Menschen, die den Aufstieg geschafft und Karriere gemacht haben, Menschen die sich durchgesetzt haben, Konkurrenten übertrumpft, Rivalen aus dem Feld geschlagen und groß herausgekommen sind, Menschen, clever, tüchtig, zielstrebig und erfolgreich, oft allerdings auch kaltblütig, knallhart und rücksichtslos, prominent und erfolgreich auf Grund guter Beziehungen oder auf Kosten anderer.

 

Seien wir ehrlich: Schaffen nicht gerade die Leistungsideologie und der ständige Konkurrenzkampf viele Ängste in unserer Zeit?

 

Die Angst überholt und abgehängt zu werden?

Die Angst, nicht mehr mithalten zu können, auf der Strecke zu bleiben oder ausrangiert zu werden?

Die Angst, krank und pflegebedürftig zu werden?

Die Angst, zum alten Eisen zu gehören, nicht mehr gebraucht zu werden und nicht mehr nützlich zu sein?

 

Wird die dauernde Wettbewerbssituation nicht zur Wettbewerbsneurose, die das zufriedene und gesunde Menschsein gefährdet?

 

Wie gesagt, an und für sich ist es nicht verwerflich, wenn jemand etwas aus seinem Leben machen will. Es ist nicht verkehrt, etwas erreichen, etwas werden und sein zu wollen. Dieses Streben und Verlangen steckt in jedem gesunden Menschen.

 

Doch wie nahe liegt auch die Versuchung, sich über andere zu erheben? Wie nahe liegt die Gefahr, stolz und überheblich zu werden? Oder von oben herab auf andere zu schauen, sie zu verachten und zu meiden?

 

Wie viele Probleme, Auseinandersetzungen und Streitigkeiten haben darin ihren Grund, dass sich jemand übervorteilt, nicht genügend beachtet, sich zurückgesetzt oder übergangen fühlt?

Wie viel Missgunst, Neid und Eifersucht haben hier ihre Wurzeln?

Wie viele Familien zerbrechen an internen Machtkämpfen?

Ehrsucht und Machtsucht können gnadenlos sein, menschliche Beziehungen ruinieren und großes Unheil anrichten.

 

„Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt,

wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“.

 

Jesus geht es im heutigen Evangelium nicht um Anstandsunterricht. Es geht ihm nicht um Tischsitten. Aber er mahnt eindringlich zu rechter Bescheidenheit und Demut.

 

Damit liegt er natürlich nicht im Trend der Zeit, weder damals noch heute. Er kämmt die gesellschaftliche Wirklichkeit sozusagen gegen den Strich.

 

Ein treffendes Beispiel ist die Erzählung vom Pharisäer und vom Zöllner im Tempel. Der eine stellt sich ganz vorne hin und zählt auf, was er alles hat und macht und tut. Er präsentiert Gott seine Frömmigkeit, seine guten Werke, seine religiösen Leistungen. Überheblich und stolz klopft er sich gleichsam selbst auf die Schultern und schaut dabei voll Verachtung auf andere herab.

Der Zöllner steht ganz hinten. Er weiß, dass er nichts zu bringen und zu bieten hat, dass er vor Gott mit leeren Händen steht. Demütig klopft er an seine Brust und betet: „Gott sei mir Sünder gnädig!“

„Selbsterhöhung“ ist Hochmut vor Gott; Verachtung anderer Menschen, Mangel an Selbsterkenntnis.

„Selbsterniedrigung“ ist Demut, ist wissen, dass ich Geschöpf bin vor dem Schöpfer, dass ich nichts aus mir selber bin und habe und dass ich immer angewiesen bin auf Gottes Barmherzigkeit.

 

In dem Wort „Demut“ steckt das Wort „Mut“.

Demut ist der Mut zur eigenen Wahrheit, Mut, sich zu sich selbst zu bekennen.

Wo dieser Mut fehlt, da müssen Lüge, Prahlerei und Stolz in die Bresche springen.

 

Demütig ist der Mensch, der weiß, dass dieses Leben mit all seinen Möglichkeiten Geschenk ist.

Demütig ist der Mensch, der noch bitten und danken kann.

Demütig ist der Mensch, der weiß, wie liebe-bedürftig, gabe-bedürftig, gnade-bedürftig er ist.

Das macht gütig und großzügig, liebevoll und barmherzig auch anderen gegenüber.

 

Entscheidend bei Gott ist nicht der Platz, den sich jemand mit seinen Ellenbogen erkämpft, mit Strebertum oder Knickerigkeit ergattert hat und den er ausweisen kann durch Titel, Prestige, Positionen, einem akademischen Grad, durch ein teures Auto oder exotische Urlaubsziele.

 

Am Tisch Gottes gibt es all diese Rangordnungen nicht.

Am Tisch Gottes werden möglicherweise Unzählige Platz finden, um die wir einen Bogen machen, mit denen wir uns nicht gern abgeben, die für uns Luft sind, die wir abstempeln, abschreiben, abschieben und verachten.

 

Was groß und reich macht bei Gott, was Gewicht hat und zählt in seinem Reich, worauf es ankommt, wenn ich einen Platz bekommen will am Gastmahl des ewigen Lebens, ist Liebe und Hingabe, dienende Liebe und liebende Hingabe nach dem Beispiel Jesu, der den untersten Weg gewählt und den niedrigsten Platz eingenommen hat:

in der Menschwerdung:

„Er war wie Gott, hielt aber nicht daran fest wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich…“

bei der Taufe im Jordan:

Er, der Sündenlose, stellt sich in die Reihe der Sünder.

bei der Fußwaschung:

„Begreift ihr, was ich euch getan habe?... Wenn ich, euer Herr und Meister,… Ich habe euch ein Beispiel gegeben…“

am Kreuz:

Da war draußen vor der Stadt zwischen zwei Verbrechern sein Platz.

Im Blick auf die Eucharistie ruft der heilige Franziskus seinen Brüdern zu: „Seht die Demut Gottes!“ Dann fordert er sie auf: „Demütigt auch ihr euch! Und behaltet nichts von euch für euch selbst zurück, damit euch ganz aufnehme, der sich euch ganz hingibt.“

 

„Im Anschauen SEINES Bildes, im hören SEINES Wortes, im Folgen SEINER Weisung, im Leben nach SEINEM Beispiel, im Gehen SEINES Weges…, da werden wir verwandelt in SEIN Bild“.

Wir werden ihm immer ähnlicher. Wir nehmen immer mehr seine Konturen an.

Wir kommen immer mehr in seine Spur. Wir werden immer mehr eins mit ihm.

Da ist liebende Verbundenheit, lebendige Beziehung, innige Gemeinschaft mit IHM.

Da ist Leben in seiner Gesinnung und Handeln aus seinem Geist. Und da ist reiche Frucht.

Und nach der Zeit dürfen wir hoffen, den Platz bereit, an seinem Tisch zu finden. Und die Einladung zu hören:

„Komm, du guter und getreuer Knecht! Nimm teil an der Freude deines Herrn!

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