Exerzitien mit P. Pius

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Ruht ein wenig aus!

(16. Sonntag - Lesejahr B; Mk 6, 30 - 34)

 

EVANGELIUM                                                                                                   

Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben

 

+ Aus dem Evangelium nach Markus

30Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.

31Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen.

32Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.

33Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.

34Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

 

 

Heutzutage haben wir Worte und Bezeichnungen für Dinge, die es früher gar nicht gab.

Zum Beispiel: Handy oder Airbag oder Internet. Mit solchen Begriffen hätte vor 50, ja 30 Jahren kein Mensch etwas anfangen können. Auch hätte niemand gewusst, was man unter Multi-Kulti, Mobbing oder Wellness versteht.

 

Ähnlich ist es mit dem Begriff „Stress“. Heute kennt das Wort jeder. Stress ist in aller Munde: Stress bei der Arbeit, Stress in der Familie, Stress sogar in der Freizeit.

 

Stress, so kommt mir vor, gehört fast schon zum „guten Ton“.

Wer was gelten, wer was sein will, hat einen vollen Terminkalender, ist ausgebucht, hat keine Zeit.

Auch der Sonntag und der Feierabend sind verplant.

Manch einer macht sich auch selber Stress, weil er alles perfekt, hundertprozentig machen will, nicht nur gut, sondern sehr gut.

 

Wie auch immer: Stress ist eine Realität. Viele Menschen fühlen sich unter Druck: Zeitdruck, Erwartungsdruck, Leistungsdruck. Egal ob in der Schule, in der Familie oder im Beruf: Die Beanspruchung wird immer stärker, die Anforderungen werden immer mehr, der Druck nimmt zu. Immer mehr Leistung, immer mehr Effektivität, immer neue Ziele, immer mehr Tempo.

 

Neulich habe ich gelesen, dass die Fehlzeiten am Arbeitsplatz wegen psychischer Erkrankungen – ausgelöst durch Zeitdruck und Stress – seit 1999 um fast 80% gestiegen sind.

Und „Burnout“ – auch so ein neuer Begriff – mausert sich zur Volkskrankheit Nr. 1.

 

Ob die Apostel auch Stress kannten?

Jesus hatte sie ausgesandt, zwei und zwei. Sie hatten in den Städten und Dörfern gepredigt, die Menschen zur Umkehr aufgerufen, die Nähe des Reiches Gottes angesagt. Sie konnten viel vollbringen. Sie haben Menschen geheilt und Dämonen ausgetrieben. Sie haben Aufnahme erfahren, aber auch Ablehnung.

 

Nun kehren sie, voll von Eindrücken und Erlebnissen, wieder zu Jesus zurück. Und – so heißt es im Evangelium – sie berichteten ihm alles, „was sie getan und gelehrt hatten“.

 

Jesus hat ein Ohr für die Seinen. Er versucht ganz für sie dazu sein. Er spürt ihr Mitteilungsbedürfnis. Er sieht auch, dass sie müde sind und erschöpft. Die Missionsreisen waren kein Spaziergang. Sie waren anstrengend und haben Kraft gekostet.

 

Doch die Situation, in der sich Jesus und die Apostel vorfinden, ist wie bei uns auch oft: Rundherum Lärm und Trubel. Statt Ruhe ein Kommen und Gehen. Jesus und die Seinen werden regelrecht belagert. Dauernd will jemand etwas von ihnen. Es heißt sogar, dass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden.

 

In diese Situation hinein sagt Jesus zu ihnen: „Kommt mit an einen einsamen Ort… und ruht ein wenig aus.“

 

Folgendes finde sehr bemerkenswert, dass Jesus die Seinen, wo sie sich wieder bei ihm einfinden, nicht gleich zu neuer Arbeit antreibt. Er macht keine neuen Zielvorgaben. Er fordert keine Leistungssteigerung.

 

Stattdessen: „Ruht ein wenig aus!“ Jesus spürt, was die Apostel brauchen, was er selber immer wieder auch braucht und sucht: einen einsamen Ort, um nicht in Aktivismus zu verfallen, um Kraft zu schöpfen für Leib und Seele.

 

Jesus gönnt den Aposteln eine Zeit der Entspannung, eine Rast, eine Verschnaufpause, eine Art „stressfreie Zone“.

Jesus reagiert ganz einfühlsam und ganz menschlich.

Ganz anders, wie wir es heute oft erleben.

Das zeigt uns: Jesus hat kein Gefallen am pausenlosen Betrieb. Er weiß, dass man einen Bogen nicht überspannen darf.

 

„Kommt und ruht ein wenig aus!“

Welche Erlösung liegt in diesen Worten! Welche Erlösung ist diese Einladung für den, der eingespannt ist in die Tretmühle der täglichen Aufgaben und Sorgen und Pflichten.

 

Immer mehr Menschen kommen sich ja vor wie in einem Hamsterrad. Unrast und Unruhe ohne Ende. Sie fühlen sich fremdbestimmt, von außen gesteuert. Stress macht sich breit Hektik und Eile. Sie haben den Eindruck, nur noch zu rotieren und zu funktionieren.

 

Wie wohltuend klingen da die Worte aus dem Mund Jesu: „Kommt und ruht ein wenig aus!“

 

„Ausruhen beim Herrn!“ – Mir ist da das Bild der Johannesminne in den Sinn gekommen. Ich weiß nicht ob sie es kennen. – Es zeigt, wie Johannes beim letzten Abendmahl an der Brust Jesu ruht. Einfach sein dürfen, da sein, bei IHM sein. Nichts müssen, nichts bringen, nichts machen, nichts leisten müssen. Ausruhen am Herzen Jesu. Seine Nähe spüren, verkosten.

 

Sich angenommen fühlen, auch wenn ich hinter den Erwartungen zurückgeblieben bin. Geborgenheit erfahren, auch wenn ich die erhofften Leistungen nicht erbracht habe. Sich bejaht fühlen trotz aller Fehler und Schwächen.

 

„Ausruhen beim Herrn!“ – Verweilen in seiner Gegenwart.

Aus solcher Nähe und Verbundenheit kann Gelassenheit wachsen und barmherziger Umgang nicht nur mit anderen, sondern auch mit sich selbst.

 

„Ausruhen beim Herrn“, liebe Schwestern und Brüder, darf allerdings keine Ausrede sein für mangelndes Engagement.

„Ausruhen beim Herrn“ ist kein Selbstzweck. Es will stärken, es will Kraft geben, die anstehenden Aufgaben anzugehen und zu bewältigen.

 

Und so kann schon – wie es heute im Evangelium der Fall ist – eine zwei-, dreistündige Bootsfahrt ausreichen, um wieder Kraft zu schöpfen und sich den Menschen neu zuzuwenden.

 

Doch die Aktion braucht immer wieder die Meditation, die Sendung braucht die Sammlung. Das Wort braucht das Schweigen, das Zupacken das Händefalten. Sonst bekommt unser Leben Schlagseite. Wir verlieren das Gleichgewicht.

 

Steter Lärm und dauernde Unrast machen den Menschen krank. Und ohne Sammlung gleichen wir einem leeren Krug oder einem wasserlosen Brunnen.

Wenn wir nicht völlig ausgelaugt und ausgebrannt werden wollen, dann brauchen wir immer wieder die Unterbrechung, das Innehalten, die Atempause, den Rückzug aus der ruhelosen Betriebsamkeit, dann müssen wir uns immer wieder jenen Freiraum schaffen, wo wir zur Ruhe kommen, Stille finden und neue Kraft schöpfen können.

 

Beim Propheten Jesaja spricht Gott: „Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung. Nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft.“

 

Und ein Psalmenbeter bekennt:

“Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe“ (Ps 62, 2).

 

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