Exerzitien mit P. Pius

Sie sind hier: Startseite Predigten Jahreskreis A Sinnen, was Gott will

Startseite
Jahresprogramm
Vorschau
Predigten
   Advent
   Weihnachten
   Fastenzeit
   Karwoche
   Ostern
   Pfingsten
   Sonntage im Jahreskreis A
   Sonntage im Jahreskreis B
   Sonntage im Jahreskreis C
   Werktage im Kirchenjahr
   Besondere Anlässe
   Festtage von Heiligen
   Herrenfeste
   Marienpredigten
   Papst und Kirche
Vorträge
Bildmeditationen
Geistliche Impulse
Persönliches
Fotogalerie
Kontakt
Links
 
 
 
 
 

Sinnen, was Gott will

(22. Sonntag im Lesejahr A; Mt 16, 21 - 27)

EVANGELIUM                                                                                                   

Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst

 

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit

21begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.

22Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht geschehen!

23Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.

24Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

25Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

26Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?

27Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.

 

 

 

Erinnern Sie sich, liebe Schwestern und Brüder?

Im Evangelium des letzten Sonntags hat Jesus den Seinen die Frage gestellt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Und Petrus hat hochherzig geantwortet: „Du bist der Messias!“ Jesus hat ihn daraufhin „Fels“ genannt und ihm die Schlüsselgewalt verliehen.

Doch jetzt, kurz darauf, nennt Jesus diesen Petrus „Satan“, also Widersacher, Feind Gottes.

Welch krasser  Gegensatz! Welch scharfe Zurechtweisung! Wie kommt‘s?

 

Sehen Sie: Gleich nach dem großartigen Messiasbekenntnis des Petrus, beginnt Jesus aufzuzeigen, wie sein Schicksal aussehen wird. Er spricht von seinem Leiden und Sterben, das ihn in Jerusalem erwartet. Sein Weg führt in die Erniedrigung und in den Tod.

Für Petrus ist dieser Gedanke unmöglich und unerträglich. So hat er sein Messiasbekenntnis nicht verstanden.

Und darum macht er Jesus Vorwürfe: „Das soll Gott verhüten! Das darf nicht mit dir geschehen!“

 

„Messias“ heißt für Petrus: Macht und nicht Ohnmacht! Sieger und nicht Verlierer! Herrschaft und nicht Leiden! Erfolg und nicht Scheitern!

 

Im seinem Bild vom Messias hat das Kreuz keinen Platz.

Dass der Messias leiden muss, das ist für ihn unvorstellbar.

Das kann nicht sein, das darf nicht sein!

Petrus hat ganz andere Erwartungen an den Messias.

Ein leidender Messias ist für Petrus absolut unfassbar. Der passt nicht in sein Konzept.

 

Doch Jesus hat bereits seine Passion im Blick. Er sieht: sein Weg führt hinauf nach Jerusalem, jedoch nicht in die Königsburg auf dem Zion, sondern nach Golgatha.

 

Petrus missversteht die wahre Sendung Jesu. Er liegt sozusagen völlig daneben. Er hat nicht im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er denkt ganz in menschlichen Maßstäben und Kategorien.

Und wenn er Jesus von seinem Weg abbringen will und ihn daran hindern will, der Passion entgegenzugehen, dann ist das für Jesus eine teuflische Versuchung, dann tritt Petrus als „Satan“ an ihn heran, als einer der täuscht und in die Irre führt.

 

Petrus muss sich sagen lassen, dass er nicht sinnt und denkt, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Es bleibt ihm nicht erspart, umzusinnen, umzudenken, umzuschwenken auf Gottes Gedanken.

 

Petrus muss den Weg Jesu und seine wahre Sendung erst noch verstehen lernen. Ein langer, schmerzlicher Weg des Loslassens steht ihm bevor, des Loslassens der eigenen Gedanken und Vorstellungen, der eigenen Ziele und Pläne, ein Lernprozess, der nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist, sondern – auch bei Petrus – Jahre lang dauert, ja bis zum Lebensende geht.

 

Liebe Mitchristen!

Das Messiasbekenntnis des Petrus ist das eine, das Messiasschicksal annehmen ist das andere!

Das äußere Bekenntnis zu Jesus kann leicht sein. Wie oft und schnell sprechen und bekennen wir: „Du allein bist der heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste, Jesus Christus!“

Aber der Nachvollzug, das Leben dieses Bekenntnisses im Alltag, das Stehen-zu-Jesus Christus, das Zeugnis-Geben, auch wenn es schwierig wird, das Gehen-seines-Weges, das Ihm-Folgen-auf seinem-Weg und auch Sein-Schicksal-Teilen... Gar nicht immer so einfach!

 

„Weg mit dir, Satan!“ ruft Jesus Petrus zu. Wörtlich: „Hinter mich!“

Mir nach! Wieder in meine Spur! Auf meinen Weg! „Hinter mich!“

Dort ist der Platz des Jüngers, des Schülers. Da ist der Platz der Nachfolge.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

Es gibt kein Leben ohne Kreuz und Leid.

Den einen begleitet es ein ganzes Leben lang, beim anderen schleicht es sich heimlich ein, einen dritten trifft es plötzlich und unerwartet.

 

Jesus lädt auch uns ein, das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen ernst zu nehmen, uns den Widrigkeiten des Lebens zu stellen, uns entschieden damit auseinanderzusetzen und unser Kreuz zu tragen, das heißt Angst und Trauer, Leid und Not und alles Schwere, das wir nicht ändern können, anzunehmen.

 

Wir brauchen uns das Kreuz nicht zu suchen. Wir brauchen uns kein Kreuz zu zimmern. Es ist einfach da. Es begegnet uns in vielerlei Weise.

Allerdings, wenn wir auf Jesus hören und Jesus folgen auf seinem Weg, dann können wir auch die befreiende und erlösende Kraft des Kreuzes erfahren.

 

Ein junges Ehepaar berichtet:

„Wie sehr hatten wir uns auch auf unser zweites Kind gefreut und es herbeigesehnt. Doch als es da war, wandte sich unsere Freude in unsagbares Leid. Unser Junge hatte nämlich bei der Geburt einen organischen Hirnschaden erlitten. Eine Welt brach für uns zusammen, uns zunächst kannten wir nur Tränen.

Obschon wir annahmen, fest im Glauben zu stehen, schwand uns der Boden unter den Füßen. Wir fragten: „Warum gerade wir? Warum lässt Gott so etwas zu? Was kann das unschuldige Kind dafür?“

Diese große Verzweiflung dauerte ungefähr ein halbes Jahr, bis wir merkten: „So geht es nicht weiter, sonst richten wir uns und unsere gesunde Tochter zugrunde.“

Allmählich ließen wir unsere Fragen verstummen und begannen zu beten und zu flehen immer noch aus tiefster Not: „Herr, hilf uns, lass uns das Kreuz annehmen, damit wir nicht daran zerbrechen!“

So ganz allmählich wurden wir etwas ruhiger und die Tränen etwas weniger, aber sie versiegten natürlich noch lange nicht.

Ein langwieriger Prozess mit vielen Höhen und Tiefen begann für uns. Sie im Einzelnen zu schildern, würde zu weit führen.

Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Unser Junge wird am Fest Kreuzerhöhung 16 Jahre alt. Heute sind wir ohne Bitterkeit, weil wir unseren Jungen so lieben, wie er ist. Wir haben durch ihn so unendlich viel gelernt und möchten keine Stunde mit ihm vermissen. Wir haben erfahren: „Wer sein Kreuz trägt, den trägt es.“

 

Sein Kreuz auf sich nehmen, das war noch nie ein Vergnügen.

Leiden, Not und Tod sind nicht nach menschlichem Geschmack.

Aber Kreuz und Leiden können offensichtlich auch Lebensmöglichkeiten aufschließen, die sonst verborgen blieben.

Leid kann uns läutern und wachsen und reifen lassen. Es kann zu einem tieferen Glauben, zu festerer Hoffnung, zu einer größeren Liebe, zu einer engeren Gemeinschaft mit Christus führen.

ER ist uns nah auch in den Stunden der Angst, der inneren Leere, in den Krisenzeiten und Dunkelheiten unseres Lebens. ER kennt das Leben, er hat Leid erfahren – wie wir. ER hat für uns gelitten und uns ein Beispiel gegeben, damit wir ihm folgen auf seinem Weg. .

 

Von Paul Claudel stammt das schöne und tiefgehende Wort:

„Gott ist nicht gekommen, das Leid zu beseitigen, er ist nicht gekommen, es zu erklären, sondern er ist gekommen, es mit seiner Gegenwart zu erfüllen.“

 

   Druckansicht

 

Seitenanfang